Ikone der Schwulenbewegung

Filmemacher Rosa von Praunheim ist tot

Der Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim ist heute in Berlin gestorben. Er galt als Wegbereiter der Schwulenbewegung und als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films.

Der Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim ist heute in Berlin verstorben.
Der Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim ist heute in Berlin verstorben.Horst Galuschka

Der Filmemacher und Aktivist Rosa von Praunheim ist tot. Er starb laut einem Medienbericht zufolge heute im Alter von 83 Jahren in Berlin. Erst vor wenigen Tagen hatte von Praunheim seinen langjährigen Lebenspartner geheiratet.

Von Praunheim, der mit bürgerlichem Namen Holger Radtke hieß, galt als Mitbegründer der politischen Schwulenbewegung in Deutschland und als wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films.

Ein Leben zwischen Provokation, Aktivismus und Kunst

Mit seinem Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ von 1971 löste er einen Skandal aus. Die Ausstrahlung im WDR führte dazu, dass sich der Bayerische Rundfunk aus dem gemeinsamen Programm ausblendete. Gleichzeitig wirkte der Film als Initialzündung für die moderne Schwulenbewegung in Westdeutschland.

Von Praunheims Karriere war geprägt von gezielten Provokationen, mit denen er gesellschaftliche Debatten erzwingen wollte. 1991 sorgte er erneut für einen Skandal, als er in einer RTL-Sendung die TV-Stars Hape Kerkeling und Alfred Biolek gegen deren Willen als homosexuell outete. Von Praunheim bezeichnete dies später als „Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der Aids-Krise“.

Deutsche Kulturgeschichte

Mit über 150 Kurz- und Langfilmen schrieb Rosa von Praunheim deutsche Filmgeschichte. Gleichzeitig blieb er zeitlebens ein Aktivist, der mit Mitteln der Provokation für die Rechte von Schwulen und Lesben und später auch für die Belange von Senioren eintrat. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke.