Bundespolitik

„Fremdkörper in der Bundesregierung“: Harte Kritik aus den eigenen Reihen an Katherina Reiche

Die Wirtschaftsministerin Katherina Reiche sieht sich derzeit heftiger Kritik ausgesetzt. Ihre Aussagen stoßen sogar in den eigenen Reihen auf Unverständnis.

Katherina Reiche sieht sich mit schwerer Kritk aus dem eigenen Reihen konfrontiert.
Katherina Reiche sieht sich mit schwerer Kritk aus dem eigenen Reihen konfrontiert.Sebastian Gollnow/dpa

Kaum ein anderes Thema sorgt seit dem Wochenende für so viel Gesprächsstoff wie die Forderung nach einer Rente mit 70. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat mit ihrer Aussage breite Empörung ausgelöst. Ihrer Ansicht nach sollten Beschäftigte künftig bis zum 70. Lebensjahr arbeiten, um die angespannten Rentenkassen zu entlasten. „Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss verlängert werden“, sagte Reiche der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten und kommt sogar aus den eigenen Reihen. Christian Bäumler, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), bezeichnete Reiche als „Fremdkörper in der Bundesregierung“. Ihre Forderung sei nicht im Koalitionsvertrag verankert. „Wer als Wirtschaftsministerin nicht erkennt, dass Deutschland eine hohe Teilzeitquote und damit eine niedrige durchschnittliche Jahresarbeitszeit hat, ist fehl am Platz“, betonte Bäumler.

Kritik auch aus der Wirtschaft

Auch Gewerkschaften zeigen sich alarmiert. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt deutlich vor einer Anhebung des Renteneintrittsalters. „Für gute Renten müssen die Einnahmen der Rentenversicherung erhöht werden“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Leistungen mit gesamtgesellschaftlichem Charakter – wie etwa die Mütterrente – sollten daher aus Steuermitteln und nicht aus der Rentenkasse finanziert werden.

Für eine nachhaltige Stabilisierung des Rentensystems fordern viele zudem eine Einbeziehung von Beamten und Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung. Die Vorsitzende des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Michaela Engelmeier, warnte davor, unter dem Deckmantel einer verlängerten Lebensarbeitszeit eine „Anhebung des Renteneintrittsalters durch die Hintertür“ einzuführen.