Kriminalität

Religiöser Angriff in Berlin: Rechte Aktivistin nennt Täter „perfekte Kandidaten für Remigration“

Ein 24-Jähriger wurde in Berlin-Mitte offenbar aus religiösen Gründen brutal angegriffen. Rechte Aktivisten nutzen den Fall für ihre „Remigration“-Forderungen.

Ein 24-Jähriger wurde am Montagabend brutal angegriffen – steht die Tat im Zusammenhang mit seiner Religion?
Ein 24-Jähriger wurde am Montagabend brutal angegriffen – steht die Tat im Zusammenhang mit seiner Religion?Marijan Murat/dpa

Am Montagabend ist in Berlin-Mitte ein Mann offenbar aufgrund seiner religiösen Zugehörigkeit angegriffen worden. Gegen 22.45 Uhr entdeckten Passanten an der Kreuzung Müllerstraße/Seestraße einen zusammengebrochenen Mann auf der Fahrbahn und alarmierten die Einsatzkräfte.

Wie die Polizei mitteilte, gab der 24-Jährige später an, von fünf unbekannten Tätern nach seiner Religion gefragt worden zu sein. Nachdem er geantwortet habe, dass er christlich getauft sei, sollen die Männer mehrfach auf seinen Kopf eingeschlagen haben.

Der Vorfall wurde wenig später von der niederländischen Konservativen Eva Vlaardingerbroek auf der Plattform X aufgegriffen. Sie kommentierte den Polizeibericht mit den Worten: „Fünf perfekte Kandidaten für Remigration“ – eine Forderung, die auf die Ausweisung der mutmaßlichen Täter aus Deutschland abzielt. Vlaardingerbroek zählt zu den prominentesten Vertreterinnen dieser Idee.

Gipfel zur „Remigration“ in Mailand

Am vergangenen Samstag trat die 28-Jährige beim Gipfel zur „Remigration“ im norditalienischen Mailand auf. Die Veranstaltung, die etwa 400 Teilnehmende in ein Theater der Gemeinde Gallarate lockte, wurde unter anderem vom österreichischen Rechtsextremisten Martin Sellner organisiert. „Wir werden das Event des Jahres in Italien erleben“, schrieb Sellner im Vorfeld auf Instagram.

Veranstalter des Treffens war Andrea Ballarati, ein 23-jähriger Wirtschaftsstudent und ehemaliger Aktivist der „Gioventù Nazionale“, der Jugendorganisation der italienischen Regierungspartei „Fratelli d’Italia“. Ballarati hatte sich später von der Partei abgewandt und schloss sich außerparlamentarischen, rechten Bewegungen an.

Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Begriff „Remigration“ im Januar 2024 durch einen Bericht des Medienhauses Correctiv. Die Journalisten deckten ein angeblich geheimes Treffen im November 2023 in einem Gästehaus in Potsdam auf. Teilgenommen hatten demnach AfD-Mitglieder, Vertreter der Werteunion, rechtsextreme Aktivisten wie Sellner sowie Unternehmer.

Laut dem Bericht wurde dort ein „Masterplan zur Remigration“ diskutiert – darunter auch die massenhafte Abschiebung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, einschließlich Asylsuchender, Menschen mit Aufenthaltsstatus und sogar deutschen Staatsbürgern, die als „nicht assimiliert“ gelten.

Die Enthüllung sorgte bundesweit für Entsetzen, löste Proteste gegen Rechtsextremismus aus und befeuerte die Debatte um ein mögliches AfD-Verbotsverfahren. Mehrere Teilnehmer des Treffens, darunter der CDU-Politiker Ulrich Vosgerau, gingen juristisch gegen den Bericht vor. Vosgerau erzielte einen Teilerfolg: Correctiv musste eine Aussage zur angeblichen Unterstützung von Wahlprüfungsbeschwerden korrigieren.

Das Landgericht Berlin II entschied im Dezember 2024 tatsächlich, dass Beatrix von Storch den Correctiv-Bericht als „dreckige Correctiv-Lüge“ bezeichnen durfte. Das Gericht begründete dies damit, dass der Bericht in der Darstellung der „Remigrationspläne“ den irreführenden Eindruck erweckt habe, es seien pauschal auch deutsche Staatsbürger von Ausweisungsplänen betroffen gewesen.