Der ehemalige Bild-Chefredakteur Julian Reichelt hat vor kurzem mit einem Tweet für einen Shitstorm gesorgt. Das Hissen der Regenbogenflagge vor dem Berliner Polizeipräsidium lehnte er als „Solidarität“ für eine „totalitäre Ideologie“ ab. „Jeder vernünftige Mensch in diesem Land würde sich wünschen, dass vor der Polizei und vor den düstersten Fassaden unserer Geschichte nie wieder die Flaggen einer politischen Bewegung gehisst würden“, so Reichelt.
Zahlreiche Menschen widersprachen Reichelt in den Kommentaren zum Tweet vehement mit Hinweisen auf die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit und auf die Wichtigkeit der Menschenrechte. Jetzt folgt auch ein formeller Widerspruch: Der erste Berliner Queerbeauftragte, Alfonso Pantisano, hat nach eigenen Angaben beim Landeskriminalamt Strafanzeige gegen Julian Reichelt und andere Personen erstattet.
Vorwurf der Volksverhetzung: Diverse Strafanzeigen gegen Reichelt und Medienunternehmen
Aus seiner Sicht hat Julian Reichelt mit seinem Kommentar zum Hissen der Regenbogenfahne vor dem Berliner Polizeipräsidium „den Straftatbestand der Volksverhetzung“ erfüllt. Darüber hinaus hat Pantisano die ehemalige Bild-Kolumnistin Judith Sevinç Basad, die mit Reichelt verbundenen Medienunternehmen Vius SE & Co KGaA und Vius Management SE sowie ihre geschäftsführenden Direktoren Christian Opitz und Christian Storch angezeigt. In einer vor sieben Tagen veröffentlichten sogenannten Videodokumentation mit dem Namen „Trans ist Trend: Wie eine Ideologie unser Land verändert“ werden nach seiner Meinung „unzählige volksverhetzende Falsch- und Desinformationen“ über die queere Community verbreitet, vor allem über Transmänner und Transfrauen.
„Wenn wir uns gegen Hass und Gewalt gegen queere Menschen aussprechen, dann ist es unsere Aufgabe, solche Vorfälle zu ahnden“, kommentierte Pantisano auf Facebook. Er vertraue auf die Sicherheits- und Ermittlungsbehörden, die sich nun mit diesen „Straftatbeständen“ auseinandersetzen werden.
Alfonso Pantisano (48) wurde Mitte Juli vom Berliner Senat zum ersten Queerbeauftragten der Hauptstadt gewählt. Seine Ernennung war nicht unumstritten. Er eckt gerne an und hatte früher etwa die Autorinnen des Magazins Emma „Hündinnen“ genannt. Später bezeichnete der Mann dies als Fehler.

