Demonstration

Queere Bundestags-Gruppe darf nicht an CSD Berlin teilnehmen: Das ist der Grund

Beim Christopher Street Day in Berlin nehmen Zehntausende Menschen teil. Eine Gruppe darf diesmal nicht mitmachen. Dies sorgt für Kritik.

Das queere Netzwerk der Bundestagsverwaltung nimmt nicht am diesjährigen CSD teil.
Das queere Netzwerk der Bundestagsverwaltung nimmt nicht am diesjährigen CSD teil.Anna Ross/dpa

Das queere Regenbogennetzwerk der Bundestagsverwaltung hat angekündigt, nicht wie in den vergangenen Jahren am Christopher Street Day (CSD) in Berlin vertreten zu sein. „Der Direktor beim Deutschen Bundestag hat die Entscheidung getroffen, dass die Bundestagsverwaltung als solche, insbesondere aufgrund der gebotenen Neutralitätspflicht, nicht an politischen Demonstrationen und öffentlichen Versammlungen teilnimmt“, bestätigte eine Sprecherin auf Anfrage. Außerhalb des Dienstes stehe Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Teilnahme aber frei.

Der Berliner CSD e.V. hatte mitgeteilt, das Regenbogennetzwerk sei 2023 und 2024 dabei gewesen. Nun habe die geplante Fußgruppe auf Weisung der Verwaltungsspitze zurückgezogen.

CSD Berlin fordert Statement von Julia Klöckner

Der Vereinsvorstand nannte dies eine „aktive Absage an queere Sichtbarkeit“ und kritisierte: „Wer die Teilnahme von queeren Netzwerkgruppen staatlicher Institutionen untersagt, kündigt stillschweigend den Konsens auf, dass Grundrechte sichtbar verteidigt gehören.“ Wer queeren Mitarbeitenden die Teilnahme an einer Demonstration für ihre Grundrechte verweigere, „stellt den demokratischen Konsens infrage“. Als Zeichen der Solidarität habe der Verein eine Delegation auf den offiziellen CSD-Truck eingeladen.

Es brauche es politischen Rückhalt in Zeiten, in denen CSDs zur Zielscheibe rechtsextremer Angriffe werden, teilte der Verein mit. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner sei aufgefordert, die Entscheidung öffentlich einzuordnen. Der Christopher Street Day in Berlin ist dieses Jahr für den 26. Juli geplant. Im Mai hatte schon für Aufsehen gesorgt, dass Klöckner künftig nur noch zum Internationalen Tag gegen Homophobie (17. Mai) die Regenbogenflagge am Reichstagsgebäude hissen lassen will und nicht mehr zum Berliner CSD. 2022 war die Regenbogenflagge erstmals auf dem Bundestag gehisst worden. Klöckner ließ nun mitteilen, zum CSD keine Rainbow-Beflaggung mehr zuzulassen, da der Christopher Street Day „als Tag der Versammlung, des Protests und der Feier von seiner kraftvollen Präsenz auf den Straßen lebt“.

Am vergangenen Wochenende in Brandenburg wurden Teilnehmer der Versammlung „Für ein buntes Bad Freienwalde“, die laut Polizei zum Teil der queeren Community angehörten, von einer vermummten Gruppe attackiert. Auf Bildern des RBB-Fernsehens ist zu sehen, wie ein maskierter Mann einem Besucher mit der Faust ins Gesicht schlug. Das Aktionsbündnis Brandenburg kritisierte: „Leider sind solche Übergriffe kein Einzelfall. Immer wieder werden Aktionen der Zivilgesellschaft wie Demokratiefeste oder queere Veranstaltungen angefeindet und angegriffen.“