Rechtsextremismus

Rechtsextreme Straftaten: Zahl jugendlicher Täter hat sich verdoppelt

Immer mehr Jugendliche begehen rechtsextreme Straftaten. Grüne fordern schärfere Maßnahmen gegen Radikalisierung.

Die Zahl junger Tatverdächtiger von rechtsextrem motivierten Straftaten nahm zu.
Die Zahl junger Tatverdächtiger von rechtsextrem motivierten Straftaten nahm zu.Bernd März/imago

Die Zahl jugendlicher Tatverdächtiger bei rechtsextrem motivierten Straftaten hat sich binnen eines Jahres verdoppelt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, die dem Spiegel vorliegt. Demnach wurden 2024 bundesweit 3854 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren als Tatverdächtige erfasst – 2023 waren es noch 1785. Auch bei Kindern unter 13 Jahren gab es einen deutlichen Anstieg. Insgesamt sind knapp 90 Prozent der Beschuldigten männlich.

Laut Innenministerium agieren inzwischen zahlreiche rechtsextreme Jugendgruppen im Umfeld von AfD, Heimat (ehemals NPD) und der Kleinstpartei Der Dritte Weg. Besonders auffällig seien Zusammenschlüsse wie „Jung & Stark“, „Deutsche Jugend Voran“, „Der Störtrupp“ oder die „Letzte Verteidigungswelle“. Sie lockten junge Leute mit Kampfsport, Wandertouren oder Musikfestivals – und verbreiteten ihre Botschaften über Instagram, TikTok oder Telegram. Dabei verschleierten sie ihre Ideologie oft zunächst hinter harmlosen Hashtags.

Strategien wie Influencer-Marketing

Die Bundesregierung warnt, die Gruppen seien dynamisch und flexibel, mobilisierten kurzfristig Hunderte Jugendliche und nutzten zunehmend auch KI-Methoden zur Abschottung vor Behörden. Extremistische Influencer spielten dabei eine entscheidende Rolle, indem sie rechtsextreme Inhalte in jugendaffiner Form präsentierten. Besonders häufig richte sich die Agitation gegen die LSBTIQ-Community und gegen Gleichberechtigung.

Die Grünen werfen der Regierung vor, die Gefahr zu unterschätzen. „Rechtsextreme Jugendliche und junge Erwachsene sind eine massive Gefahr für unsere Demokratie“, sagte die Abgeordnete Marlene Schönberger. Sie fordert mehr Mittel für Präventions- und Aussteigerprogramme, stärkere Regulierung von Social-Media-Plattformen und den Ausbau politischer Bildung an Schulen. Ihre Kollegin Schahina Gambir kritisierte: „Während die Rechten ihre Strategien professionalisieren, fehlt der Bundesregierung ein klarer Plan.“ Statt Programme zu stärken, würden Mittel sogar gekürzt – etwa bei der Bundeszentrale für politische Bildung.