Kriminalität

Rassismus: Berliner Schüler in Brandenburg bedroht – Klassenfahrt abgebrochen

Ein Schüler mit Migrationshintergrund wurden im Ferienlager am brandenburgischen Frauensee von rechtsradikalen Jugendlichen angefeindet. Die Polizei ermittelt. 

Zwei Polizisten stehen bei einem Einsatz am Streifenwagen (Symbolbild). 
Zwei Polizisten stehen bei einem Einsatz am Streifenwagen (Symbolbild). Deutzmann/Imago

Schülerinnen und Schüler einer Berliner Schulklasse sollen in einem Ferienlager im südbrandenburgischen Heidesee in der Nacht zum Sonntag rassistisch beleidigt worden sein. Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, ermittelt, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Süd sagte. 

Etwa 60 Gäste, die laut Polizei aus der Region kamen, feierten in dem Ferienlager am Frauensee einen 18. Geburtstag. Der Aufenthalt sei von der Mutter eines 18-Jährigen angemeldet und gebucht worden. Ihr sei nun ein Hausverbot erteilt worden.

Aus dieser Gruppe heraus sollen Berliner Schüler mit Migrationshintergrund dann rassistisch beleidigt worden sein. Es soll auch zu Drohgebärden gekommen sein, wie ein Sprecher der Polizei sagte. Eine körperliche Auseinandersetzung konnte die Polizei nach eigenen Angaben verhindern. Einige der Opfer seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen.

Polizei begleitet Abreise – viele Kinder unter Schock

Ein Lehrer habe nach der Auseinandersetzung in der Anlage im Kreis Dahme-Spreewald die Eltern der Schüler informiert. Die Klasse sei noch in der Nacht nach Berlin zurückgefahren. Die Polizei habe die Abreise begleitet, sagte der Sprecher. 

Einem Bericht der B.Z. zufolge schilderte ein Berliner Vater, dass Eltern ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen mussten. „Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben“, sagte der Vater demnach. Die Schulklasse aus Berlin war für ein Mathe-Camp angereist. Die rechtsradikalen Jugendlichen hätten dem Bericht zufolge Sätze gesagt wie zum Beispiel: „Wir klatschen euch weg, ihr Kanaken“. Nachts sollen die Täter dann versucht haben, in die Herberge einzudringen.

Einsatzkräfte der Polizei befragten in der Nacht Zeugen. 28 Personen wurden identifiziert, wer davon als tatverdächtig gilt, ist noch unklar.

Ferienanlage verurteilt rassistischen Vorfall gegen Berliner Schüler

Die Einrichtung zeigte sich bestürzt über den Vorfall. „Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste“, erklärte die Geschäftsführerin der Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald), Nora Runneck, am Montag. Man sei mit der betroffenen Schule in Kontakt und bedauere sehr, dass die Schüler die Ferienanlage unter diesen Umständen verlassen hätten.

Auch der Bürgermeister von Heidesee im Süden Brandenburgs verurteilte die rassistischen in seiner Gemeinde verurteilt. „Wir als Gemeinde distanzieren uns von jedem fremdenfeindlichen Verhalten“, erklärte Björn Langner (parteilos) am Montag einer Mitteilung zufolge. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass rassistische und diskriminierende Verhaltensweisen keinen Platz in unserer Gemeinde haben und dass jeder, unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe, willkommen ist“, so der Kommunalpolitiker.

Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zeigte sich bestürzt. „Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden“, erklärte sie am Montag.

Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) nannte die rassistischen Beleidigungen „inakzeptabel“. Weil er noch nicht alle Details kenne, könne er sich noch nicht ausführlicher dazu äußern, sagte er.