Die chinesische Polizei hat nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur AFP am Montag zwei Demonstranten in Shanghai festgenommen. An dem Ort hatten sich am Wochenende Demonstranten versammelt, um gegen Corona-Lockdowns zu protestieren und größere politische Freiheiten zu fordern. Auf die Frage, warum eine der Personen abgeführt wurde, antwortete ein Polizist der AFP, „weil er sich nicht an unsere Anweisungen gehalten hat“, und verwies den Reporter an die örtliche Polizei.
Als Reaktion auf die zunehmenden Proteste in China haben die staatlichen Behörden am Montag offenbar sämtliche Berichte dazu in chinesischen Online-Netzwerken gelöscht.
Bericht: Britischer Journalist offenbar festgenommen und geschlagen
Nach Angaben der BBC wurde einer ihrer Journalisten bei der Berichterstattung über die Proteste in Shanghai festgenommen und geschlagen. Der Sender zeigte sich „äußerst besorgt über die Behandlung des Journalisten Ed Lawrence, der während seiner Berichterstattung über die Proteste in Shanghai verhaftet und in Handschellen abgeführt wurde“. Ein AFP-Journalist, der am Montagmorgen am Schauplatz der Proteste in Shanghai war, sah eine starke Polizeipräsenz und blaue Absperrungen entlang der Bürgersteige, die offenbar weitere Demonstrationen verhindern sollten.
Bei der größten Protestwelle seit Jahrzehnten in China sind offenbar auch weitere Menschen festgenommen worden. Die Demonstrationen vom Wochenende dauerten in vielen Städten bis in die Nacht zum Montag an. Der Unmut im Volk richtet sich gegen die strikten Maßnahmen der chinesischen Null-Covid-Politik wie wiederholte Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne.
Protests in China are not rare. What *is* rare, are multiple protests over the same issue, at the same time, across the country. The protest below, apparently in central Beijing’s liangmaqiao, is astounding #China #protests pic.twitter.com/UHJCqqF1YG
— Tom Mackenzie (@TomMackenzieTV) November 27, 2022
Weißes Blatt wird zum Symbol des Widerstands
Noch in den frühen Nachtstunden ging ein Großaufgebot der Polizei in der Hauptstadt Peking gegen Hunderte protestierende Menschen nahe dem Diplomatenviertel vor.
Als Symbol des Widerstands und des Protests gegen die Zensur hielten viele Demonstranten unbeschriebene weiße Blätter hoch. Es wurden Parolen wie „Hebt den Lockdown auf“ und „Wir wollen keine PCR-Tests, wir wollen Freiheit“ gerufen.
Just in.#Chengdu ppl were walking peacefully on streets, chanting “ we don’t want Covid virus test. We want freedom”. The crowds gathered since around 8pm and continued till 2am at least local time. #ChinaProtests pic.twitter.com/ptFjdjjOOE
— Vivian Wu (@vivianwubeijing) November 27, 2022
Lockdowns und Null-Covid-Politik: Im Milliardenvolk wächst Unmut
Die Wut über die strikte Null-Covid-Politik in China hatte sich in den vergangenen Tagen in landesweiten Protesten entladen. Auslöser war ein Wohnhausbrand mit zehn Toten am vergangenen Donnerstag in Urumqi in der nordwestchinesischen Region Xinjiang.



