China

Proteste in China: Polizei nimmt zwei Menschen in Shanghai fest

Protest gegen Null-Covid-Politik: Seit Jahrzehnten hat China nicht mehr solche Demonstrationen erlebt. Nun häufen sich Berichte über Festnahmen. 

Demonstranten halten leere Papiere hoch, während sie protestieren.
Demonstranten halten leere Papiere hoch, während sie protestieren.dpa/AP/Ng Han Guan

Die chinesische Polizei hat nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur AFP am Montag zwei Demonstranten in Shanghai festgenommen. An dem Ort hatten sich am Wochenende Demonstranten versammelt, um gegen Corona-Lockdowns zu protestieren und größere politische Freiheiten zu fordern. Auf die Frage, warum eine der Personen abgeführt wurde, antwortete ein Polizist der AFP, „weil er sich nicht an unsere Anweisungen gehalten hat“, und verwies den Reporter an die örtliche Polizei.

Als Reaktion auf die zunehmenden Proteste in China haben die staatlichen Behörden am Montag offenbar sämtliche Berichte dazu in chinesischen Online-Netzwerken gelöscht.

Bericht: Britischer Journalist offenbar festgenommen und geschlagen

Nach Angaben der BBC wurde einer ihrer Journalisten bei der Berichterstattung über die Proteste in Shanghai festgenommen und geschlagen. Der Sender zeigte sich „äußerst besorgt über die Behandlung des Journalisten Ed Lawrence, der während seiner Berichterstattung über die Proteste in Shanghai verhaftet und in Handschellen abgeführt wurde“. Ein AFP-Journalist, der am Montagmorgen am Schauplatz der Proteste in Shanghai war, sah eine starke Polizeipräsenz und blaue Absperrungen entlang der Bürgersteige, die offenbar weitere Demonstrationen verhindern sollten.

Bei der größten Protestwelle seit Jahrzehnten in China sind offenbar auch weitere Menschen festgenommen worden. Die Demonstrationen vom Wochenende dauerten in vielen Städten bis in die Nacht zum Montag an. Der Unmut im Volk richtet sich gegen die strikten Maßnahmen der chinesischen Null-Covid-Politik wie wiederholte Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne.

Weißes Blatt wird zum Symbol des Widerstands

Noch in den frühen Nachtstunden ging ein Großaufgebot der Polizei in der Hauptstadt Peking gegen Hunderte protestierende Menschen nahe dem Diplomatenviertel vor.

Als Symbol des Widerstands und des Protests gegen die Zensur hielten viele Demonstranten unbeschriebene weiße Blätter hoch. Es wurden Parolen wie „Hebt den Lockdown auf“ und „Wir wollen keine PCR-Tests, wir wollen Freiheit“ gerufen.

Lockdowns und Null-Covid-Politik: Im Milliardenvolk wächst Unmut

Die Wut über die strikte Null-Covid-Politik in China hatte sich in den vergangenen Tagen in landesweiten Protesten entladen. Auslöser war ein Wohnhausbrand mit zehn Toten am vergangenen Donnerstag in Urumqi in der nordwestchinesischen Region Xinjiang.

Das Unglück hatte zunächst in Urumqi zu Protesten geführt. Im Internet machten viele Nutzer die strengen Corona-Maßnahmen für die schleppende Rettung der Bewohner verantwortlich. Sie beklagten, dass die seit Wochen wegen der Ausgangssperren in der engen Gasse vor dem Haus parkenden Autos die Zufahrt für die Rettungskräfte versperrten. Die meisten Kommentare wurden von Zensoren rasch wieder gelöscht.