Das Kinderbuch „Rosi sucht Geld“ des Bezirks Berlin-Mitte sorgt in den sozialen Medien für viel Kritik. In dem Buch soll Kindern ab sechs Jahren das Leben von Prostituierten auf dem Straßenstrich in Tiergarten und Schöneberg erklärt werden.
Der Bezirk Mitte sieht sich zu einer Stellungnahme gezwungen.„Seit 10 Jahren gab es keinerlei Reaktionen auf das Buch, obwohl es nach seinem Erscheinen aktiv beworben worden war“, heißt es von Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger. „Es wurde ausschließlich an Erwachsene ausgegeben, die selbst entschieden, wie und ob sie es verwenden wollen.“
In dem feministischen Podcast „Die Podcastin“ von Isabel Rohner und Regula Staempfli wurde das Buch, das damals mit Mitteln aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung entstanden war, erwähnt und kritisiert. Daraufhin hagelte es unter anderem auf X (früher Twitter) einen Shitstorm. Ein Vorwurf sei, dass die harte Realität auf dem Berliner Straßenstrich – Frauen werden teilweise ausgebeutet und körperlich angegriffen – verharmlost werde.
Good News: Das „Kinderbuch“ über Prostitution wird von den Seiten von Berlin-Mitte entfernt!
— Isabel Rohner (@Rohnerin) September 26, 2023
Aber warum werden wir in der Pressemitteilung misgendert, liebe Bürgermeisterin @StefRemlinger? Wir sind nicht EIN PODCAST.
Wir sind #DIEPodcastIN 😉@laStaempflihttps://t.co/BCOj3N0I5J https://t.co/Wthn6afu5s
Der Bezirk erklärt, im Podcast sei das Buch zum Anlass genommen worden, um gegen Sexarbeit, die in Deutschland legal ist, zu argumentieren. Der Vorwurf wurde laut, „in dem Buch werde Prostitution verharmlost und romantisiert“, so der Bezirk Mitte. Nun will der Bezirk das 72-seitige Buch von der Webseite nehmen, diese überarbeiten und „an heutigen Bedarfen“ ausrichten. Noch ist es jedoch kostenlos downloadbar.
Kinderbuch über Prostitution in Berlin zeigt Zeichnungen mit erigiertem Penis
In dem Buch wird Prostitution von der Protagonistin Rosi unter anderem so erklärt: „Meistens ist es doch so: Die Männer wollen ihren Penis in meine Vagina stecken. Ein paar Mal rein und ein paar Mal raus – und fertig. Mehr ist da gar nicht dran.“ Die Gewalt, die Frauen auf dem Straßenstrich durch Freier und Zuhälter erleben, wird nicht thematisiert. „Hier wird der frauenverachtende Fleisch- und Sklavinnenmarkt ‚Prostitution‘ völlig verharmlost“, kritisieren Rohner und Staempfli auf ihrer Internetseite „Die Podcastin“.
„Mädchen lernen, dass es normal ist, dass ihre Väter (!) und Nachbarn (!) Frauen kaufen – und Jungs, dass sie später auch selber Frauen kaufen können“, schreiben die Podcasterinnen. Sie seien entsetzt gewesen über „Zeichnungen, u.a. von einem Mann mit erigiertem Penis über einer liegenden Frau – und das für Kinder ab 6 Jahren“. Dem Bezirk werfen die Frauen vor, Kinder werden „indoktriniert – und das ausgerechnet von einer Gleichstellungsbeauftragten.“

Das Buch sei dem Bezirk zufolge damals entstanden, weil sich Familien überfordert fühlten, „wie sie ihren Kindern erklären sollen, warum es Sexarbeitende auf der Kurfürstenstraße (und anderswo in der Stadt) gibt.“ In der aktuellen Stellungnahme heißt es: „Familien, die im Kurfürstenkiez wohnen, hatten das Bezirksamt Mitte gefragt, was sie ihren Kindern sagen sollen.“ Bezirksbürgermeisterin Remlinger gebe allerdings zu, „dass diese Handreichung keine der erwarteten Ergebnisse erzielt hat und Erwachsene das Buch nicht genutzt haben.“

