Berlin-Bei den „Querdenker“-Demonstrationen in Berlin ist am Sonntag ein Mann kollabiert und in der Charité gestorben. Der 49-Jährige war Teilnehmer der Proteste und festgenommen worden.
Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hatte er gegen 16.20 Uhr eine Polizeisperre durchbrochen und dabei einen Polizeibeamten umgerissen und verletzt. Dieser habe den Mann verfolgen, zu Boden bringen und wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte vorläufig festnehmen können. Unmittelbar nach seiner Festnahme klagte der Mann über Schulterschmerzen, verzichtete aber zunächst auf die Hinzuziehung eines Arztes.
Nach seinem Transport zur Identitätsfeststellung in die Hiroshimastraße klagte der Mann erneut über Schmerzen, woraufhin die Polizei einen Rettungswagen anforderte. Gegenüber den Sanitätern und dem Notarzt wies er auf Brustschmerzen und ein Kribbeln in den Händen hin, bevor er in Gegenwart der Polizeibeamten und der Rettungskräfte kollabierte.
Vorläufiges Ergebnis der Obduktion: Herzinfarkt als Todesursache
Die Ermittlungen übernahm die Staatsanwaltschaft. „Hinweise auf todesursächliche äußere Gewalteinwirkung im Rahmen der Festnahme liegen nicht vor“, teilte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, Martin Steltner, am frühen Montagabend mit.
Die in der Rechtsmedizin der Charité durchgeführte Obduktion habe als vorläufiges Ergebnis einen Herzinfarkt als Todesursache ergeben. Abschließende Untersuchungen blieben noch abzuwarten.
Der 49-Jährige aus Nordrhein-Westfalen war Gründungsmitglied der Partei „Die Basis“. Er war Mitgründer des Landesverbandes NRW. Nach Angaben der Partei hinterlässt er einen 16-jährigen Sohn. Die Partei bat am Montag darum, „den tragischen Tod eines Menschen auf keinen Fall politisch zu missbrauchen“.
Fast 1000 Festnahmen in Berlin
Trotz des Verbots mehrerer Demonstrationen auch aus der „Querdenker“-Szene waren in Berlin Tausende Menschen auf die Straße gegangen. Dabei kam es am Sonntag mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei.
Bei den Demonstrationen habe es fast 1000 Festnahmen gegeben, bilanzierte die Polizei am Montagabend. Mindestens 503 Ermittlungsverfahren gegen Teilnehmer seien eingeleitet worden. In 59 Fällen werde wegen Widerstands und in 43 Fällen wegen tätlichen Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Weitere Anzeigen wurden demnach wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, Gefangenenbefreiung sowie Verstößen gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz und die Berliner Infektionsschutzverordnung geschrieben. Mehr als 60 Polizistinnen und Polizisten seien bei Einsätzen zum Teil schwer verletzt worden.
Auch am Sonntagabend setzten einige ihre Proteste in Berlin-Mitte fort. Wie Zeugen berichten, rief ein Mann mit einem Megaphon im Lustgarten anwesende Menschen dazu auf, sich auf der Treppe des Alten Museums zu versammeln, um „Widerstand“ zu leisten. Innerhalb kürzester Zeit fanden sich viele Bürger ein und brüllten von den Stufen aus: „Liebe, Freiheit, keine Diktatur“, hieß es.




