Olympia 2024

Niederlage gegen Imane Khelif: Italienische Boxerin Carini lehnt „Entschädigung“ ab

Angela Carini sollte nach dem Kampf gegen Imane Khelif mit 100.000 Dollar trotzdem belohnt werden. Doch das lehnte sie ab. Khelif erklärt sich unter Tränen.

 Imane Khelif nach dem Sieg gegen Angela Carini am Donnerstag.   
Imane Khelif nach dem Sieg gegen Angela Carini am Donnerstag. Ariana Cubillos/AP

Der italienische Boxverband (FPI) hat angekündigt, ein Preisgeld von 100.000 Dollar des Internationalen Boxverbandes (IBA) für die Italienerin Angela Carini nicht anzunehmen.

In einer Mitteilung distanzierte sich der Verband von der Entscheidung des Chefs des Weltboxverbands, des Russen Umar Kremlew, der beschlossen hatte, die italienische Boxerin mit 100.000 Dollar zu belohnen, „als ob sie bei den Olympischen Spielen in Paris die Goldmedaille gewonnen hätte“.

Die Italienerin hatte im Achtelfinale den Kampf gegen die Algerierin Imane Khelif nach nur 46 Sekunden aufgegeben, weil sie eigenen Angaben zufolge nach einigen starken Schlägen der Algerierin „starke Schmerzen“ erlitten hatte. Obwohl die Italienerin dies mehrmals in Interview betonte, löste ihre Niederlage eine hitzige Debatte um das „wahre Geschlecht“ von Imane Kehlif aus. Vergangenes Jahr war sie vom IBA aufgrund eines „nicht bestandenen Geschlechtstests“ disqualifiziert worden. Angeblich seien bei ihr erhöhte Testsosteronwerte festgestellt worden. Sie habe eine genetische Anomalie, die Zweifel in Bezug auf ihre Zuordnung zum weiblichen Geschlecht entstehen ließen, hieß es damals.   

Boxerin Imane Khelif erklärt sich im Interview und weint

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Khelif jedoch bei den Olympischen Spielen zugelassen und in den vergangenen Tagen mehrfach beteuert, die Athletin entspreche den olympischen Teillehmkriterien: „Sie ist eine Frau, die seit sechs Jahren auf internationalem Niveau an Wettkämpfen teilnimmt“, so IOC-Präsident Thomas Bach gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

Khelif steht nach ihrem  Sieg gegen die Ungarin Anna Luca Hamori am Samstag im Halbfinale des Weltergewichts und hat damit mindestens die Bronzemedaille sicher. Zum ersten Mal seit dem Kampf gegen Carini ging die Algerierin auf die Debatte um ihre Person ein: Unter Tränen sagte sie im Interview mit BeIn Sports: „Das ist eine Sache der Würde und der Ehre für jede Frau. Es ist ein Sieg für alle Frauen“. 

IBA-Präsident: „Ich verstehe nicht, warum sie das Frauenboxen töten“

Der IBA hält trotzdem an der Überzeugung fest, Khelifs Sieg gegen Carini sei „unfair“ gewesen: „Ich konnte ihre Tränen nicht ansehen“, begründet IBA-Präsident Umar Kremlew, die Entscheidung, Angela Carini zu „entschädigen“. Der Verband wolle seine Sportler schützen, „Ich verstehe nicht, warum sie das Frauenboxen töten“, fügte der Russe hinzu.

Der Konflikt zwischen IBA und IOC ist nicht neu. Der Boxverband mit Sitz in Russland steht aufgrund verschiedener Verwaltungs- und Korruptionsskandalen in der Kritik. Vergangenes Jahr beschloss das IOC den endgültigen Ausschluss des seit 2019 suspendierten Verbandes, dessen Hauptsponsor der staatliche russische Ölkonzern Gazprom ist.

In diese Auseinandersetzung, die eher politisch als sportlich ist, will sich der italienische Boxverband offenbar nicht einmischen. Die Führungsspitze des FPI hat daher „jegliche Annahme von Preisgeldern“ verweigert. Einer Mitteilung zufolge lehnt der Verband also die 25.000 Dollar für den Trainer ab sowie die 50.000 für den Athleten. Der Verband stellte außerdem klar, dass auch Angela Carini nicht die Absicht habe, das Preisgeld anzunehmen.