Krieg in Israel – Liveticker 27. Oktober

Newsblog – Hamas: Israelische Fußtruppen im Gazastreifen, Israels Militärsprecher bestreitet Start offizieller Bodenoffensive

++ Massive israelische Luftschläge am Freitag ++ UN verabschiedet Resolution für sofortige Waffenruhe ++ Deutschland enthält sich ++ Israel-Botschafter beschuldigt UN, „Terroristen zu verteidigen“ ++

Feuer und Rauch über Gaza-Stadt am späten Abend des 27. Oktober
Feuer und Rauch über Gaza-Stadt am späten Abend des 27. OktoberYousef Hassouna/AFP
DIE LAGE IN ISRAEL, DEUTSCHLAND UND BERLIN AM FREITAG, 27. OKTOBER
  • Tag 19 nach dem Großangriff der Hamas-Terroristen gegen israelische Zivilisten.
  • Israel weitet Bodeneinsatz im Gazastreifen am Freitagabend aus.
  • Israels Militärsprecher dementiert jedoch Start der offiziellen Bodenoffensive.
  • UN verabschiedet Resolution für sofortige Waffenruhe, Deutschland enthält sich.
  • USA fliegen Luftangriffe auf Ziele mit Iran-Bezug in Ostsyrien.
  • Berlin: Mehrere Demos zum Nahostkonflikt am Wochenende geplant.
  • IDF: Zahl der Hamas-Geiseln im Gazastreifen weiter gestiegen.
  • Verletzte bei Raketeneinschlag in Tel Aviv.
Quelle: Institute and the Institute for the Study of War (ISW). Stand: 27. Oktober 2023
Quelle: Institute and the Institute for the Study of War (ISW). Stand: 27. Oktober 2023Mónica Rodríguez/Berliner Zeitung

+++ Krieg gegen Israel +++ Lesen Sie hier Expertenanalysen, Berichte und Nachrichten zur Lage in der Region und zum Nahost-Konflikt auf Berlins Straßen +++


Berlin: „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel“

Unter diesem Motto haben am vergangenen Sonntag Tausende Menschen am  Brandenburger Tor ihre Solidarität mit Israel bekundet


23.34 Uhr: WHO hat Kontakt zu Mitarbeitern im Gazastreifen verloren

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat keinen Kontakt mehr zu Mitarbeitern, Gesundheitseinrichtungen und anderen Partnern im Gazastreifen. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitagabend auf der Plattform X, früher Twitter. Wegen der „Belagerung“ mache er sich große Sorgen um deren Sicherheit und die unmittelbare Gesundheitsgefährdung von gefährdeten Patienten. „Wir drängen auf sofortigen Schutz.“ In einem zweiten Tweet fügte er nur das Wort: „Warum?“ hinzu.

Auch das UN-Kinderhilfswerk (Unicef) hat eigenen Angaben zufolge keinen Kontakt mehr zu seinen Kollegen in Gaza. Exekutivdirektorin Catherine Russell schrieb auf X: „Ich mache mir große Sorgen um ihre Sicherheit und eine weitere Nacht unaussprechlichen Grauens für 1 Million Kinder in #Gaza. Alle humanitären Helfer und die Kinder und Familien, denen sie behilflich sind, MÜSSEN geschützt werden.“

23.28 Uhr: Hamas behauptet: Israelische Bodeneinsätze im Gazastreifen

Nach Darstellung des militärischen Arms der islamistischen Hamas im Gazastreifen gibt es dort an zwei verschiedenen Orten israelische Bodeneinsätze. Von Panzer- und Infanterieeinheiten ist die Rede. Es gebe gewalttätige Zusammenstöße in dem Ort Beit Hanun im Norden sowie östlich des Flüchtlingslagers Al-Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens, teilten die Al-Kassam-Brigaden am späten Freitagabend mit. Beides sind Orte in Grenznähe. Unabhängig waren die Angaben der Islamistenorganisation, die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, nicht zu überprüfen. Israels Armee wollte den Bericht nicht kommentieren.

Israels Armee hatte zuvor angekündigt, ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas auszuweiten. Es blieb zunächst unklar, ob die Ankündigung den Beginn der weithin erwarteten Bodenoffensive des israelischen Militärs darstellte. Das israelische Militär hatte zuvor bereits vereinzelte, zeitlich eng begrenzte Vorstöße am Boden gemacht.

23.00 Uhr: „Nennt Hamas-Terror nicht klar beim Namen“: Deutschland enthält sich bei UN-Resolution

Nach Angaben von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich Deutschland bei der Nahost-Resolution in der UN-Generalversammlung enthalten. „Weil die Resolution den Hamas-Terror nicht klar beim Namen nennt, die Freilassung aller Geiseln nicht deutlich genug gefordert und das Selbstverteidigungsrecht Israels nicht bekräftigt, haben wir mit vielen unserer europäischen Partner entschieden, der Resolution am Ende nicht zuzustimmen“, so Baerbock in einer Erklärung.

Immerhin habe man erreichen können, „dass wichtige Punkte wie eine klare Verurteilung aller Terrorakte und zumindest ein Ruf nach Freilassung der Geiseln enthalten sind.“ In der Erklärung heißt es zudem, dass alle wüssten, „dass nur eine verhandelte Zweitstaatenlösung Israelis und Palästinensern die Perspektive auf ein Leben in Frieden, Sicherheit und Würde gibt.“

22.50 Uhr: Israels UN-Botschafter beschuldigte die Organisation, „Terroristen zu verteidigen“

Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, betonte am Freitag während einer Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung, dass die einzige Möglichkeit, die Hamas zu zerstören, darin bestehe, „sie aus ihren Tunneln und ihrer unterirdischen Stadt des Terrors zu vertreiben“.

Nach der Abstimmung in der UN-Generalversammlung über eine Resolution, in der ein „humanitärer Waffenstillstand“ im Gazastreifen gefordert wird, sagte Erdan, die Organisation habe „keine Legitimität oder Relevanz“, und fügte hinzu, dies sei ein „dunkler Tag für die UN und die Menschheit“. Er beschuldigte die Organisation, „Terroristen zu verteidigen“.

22.22 Uhr: Erdogan kündigt pro-palästinensische Demo in Istanbul an

Der türkische Präsident Erdogan hat für Samstag eine große pro-palästinensische Demo angekündigt. Medienberichten zufolge will die türkische Regierung damit ihre Solidarität für die Menschen im Gazastreifen und in Palästina zum Ausdruck bringen.

22.15 Uhr: Sprecher der israelischen Armee bestreitet Start der offiziellen Bodenoffensive

Peter Lerner, Sprecher des israelischen Militärs, bestreitet laut ABC News, dass es sich bei der am Abend gestarteten Ausweitung des Bodeneinsatzes im Gazastreifen tatsächlich um den Start der offiziellen Bodenoffensive handelt.

21.56 Uhr: UN-Vollversammlung nimmt Resolution zur humanitären Lage in Gaza an

Die UN-Vollversammlung hat eine Resolution zur Verbesserung der humanitären Situation und für eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen verabschiedet. Das Papier erreichte am Freitag in New York eine notwendige Zweidrittelmehrheit, Deutschland enthielt sich. Resolutionen der UN-Vollversammlung sind allerdings nicht rechtlich bindend, sondern gelten als symbolisch.

21.55 Uhr: Saudi-Arabien warnt USA vor Katastrophe im Nahen Osten

Der „New York Times“ zufolge warnt Saudi-Arabien die Vereinigten Staaten vor katastrophalen Folgen für den Nahen Osten, sollte das israelische Militär im Gazastreifen einmarschieren. Dem Bericht zufolge haben zehn US-Senatoren am vergangenen Wochenende in der saudischen Hauptstadt Riad Kronprinz Mohammed bin Salman getroffen. Der daran teilgenommene Senator Richard Blumenthal sagte laut „New York Times“, „die saudische Führung hoffte, dass eine Bodenoperation sowohl aus Gründen der Stabilität als auch wegen des Verlustes von Menschenleben vermieden werden könnte“. Saudische Beamte hätten gewarnt, dass ein solcher Einsatz „extrem schädlich“ wäre. Ein saudischer Beamter wird zitiert, dass eine Bodenoffensive zu einer Katastrophe für die gesamte Region werden könne.

21.38 Uhr: Jordanischer Außenminister: Israel hat Bodenoffensive begonnen

Israel hat seine erwartete Bodenoffensive im Gazastreifen nach Worten des jordanischen Außenministers Aiman Safadi begonnen. „Israel hat gerade einen Bodenkrieg gegen Gaza gestartet“, schrieb Safadi am Freitagabend bei X. „Das Ergebnis wird eine humanitäre Katastrophe von epischem Ausmaß über Jahre sein.“

Zu einer geplanten Abstimmung in der UN-Vollversammlung über eine von Jordanien eingebrachte Resolution schreibt Safadi: „Millionen werden jede Stimme mitverfolgen. Die Geschichte wird urteilen.“ Stimmen gegen die UN-Resolution würden bedeuten, „diesem sinnlosen Krieg, diesem sinnlose Töten zuzustimmen“.

Die Abstimmung über die Resolution war für Freitag angesetzt. Die Resolutionen der UN-Vollversammlung sind nicht bindend und haben vor allem symbolische Bedeutung.

21 Uhr: Weder Internet noch Telefon im Gazasteifen

Im Gazastreifen sind derzeit nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsgesellschaft alle Kommunikations- und Internetdienste ausgefallen. Schuld sei die heftige Bombardierung durch die israelische Armee, teilte das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel mit. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X einen Zusammenbruch der Internetverbindungen im Gazastreifen. Dieser habe großen Auswirkungen auf Paltel. Die Firma sei der letzte große Betreiber, der in dem Küstengebiet noch Dienste anbiete.

Der Palästinensische Rote Halbmond schrieb auf X, man habe den Kontakt zu allen Einsatzzentralen und Teams im Gazastreifen verloren. Die Retter sorgten sich, ob die Einsatzkräfte derzeit in der Lage seien, weiterhin medizinische Notfalldienste zu leisten. Auch die Notrufzentrale sei von dem Ausfall betroffen.

20.30 Uhr: Wieder Gefechte an der Grenze zwischen Israel und Libanon

Nach Beschuss aus dem Libanon auf einen Posten der israelischen Armee hat diese nach eigenen Angaben zurückgefeuert. Zudem schlugen Raketen aus dem Libanon, die Richtung Israel abgefeuert wurden, in Syrien ein, wie das Militär am Freitag mitteilte. Syrische Aktivisten bestätigten einen Einschlag im Süden des Landes. Es gab dort zunächst keine Berichte über Verletzte.

Die pro-iranische Hisbollah-Miliz sprach von mehreren Angriffen auf israelische Stellungen nahe der libanesischen Grenze. In einem Fall habe es neben Schäden auch „Opfer“ gegeben, behauptete die Schiitenorganisation. Israels Armee teilte wiederum mit, es gebe keine Berichte über Verletzte.

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs zunehmend zu gewaltsamen Zwischenfällen. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer. Die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon meldete seit Beginn der jüngsten Konfrontationen mindestens 52 Tote in den eigenen Reihen. Außerdem starben sechs militante Palästinenser im Südlibanon.

20.15 Uhr: Schabbat-Feier in Berlin – 200 leere Stühle für Hamas-Geiseln

Zum Beginn des jüdischen Feiertages Schabbat haben einige hundert Menschen bei einer Solidaritätsaktion in Berlin an das Schicksal der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas im Gazastreifen erinnert. An einem festlich gedeckten Tisch mit Wein, Brot und Kerzen vor dem Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Fasanenstraße blieben mehr als 200 Stühle leer. An den Plätzen waren die Gesichter der verschleppten Geiseln mit ihren Namen zu sehen. Solche Aktionen hatte es unter anderem bereits in Tel Aviv gegeben.

Die Berliner Polizei sprach von rund 350 Menschen, die sich am Freitagabend am langen Schabbat-Tisch im Westen der Hauptstadt versammelten. Darunter waren zahlreiche Landes- und Bundespolitiker, die auch ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen wollten und Angriffe gegen jüdische Einrichtungen in Deutschland verurteilten.

Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Gideon Joffe, sagte, die Familien der von der Hamas verschleppten Geiseln erlebten einen kaum vorstellbaren Alptraum. Daher sei es wichtig, ein Zeichen der Solidarität zu senden. Kultursenator Joe Chialo (CDU) forderte eine sofortige Freilassung der Entführten. Er rief: „Bring them home“. Beide dankten auch der Berliner Polizei, die Tag und Nacht im Einsatz sei, um jüdisches Leben zu schützen.

„Wir müssen die Sicherheit jüdischer Einrichtungen gewährleisten, das ist unsere historische Verpflichtung“, sagte Kultursenator Chialo. Niemand solle in Angst leben müssen. „Es darf nicht sein, dass Berliner Jüdinnen und Juden ihre Identität verstecken müssen.“ In Berlin war es vor etwa zehn Tagen zu einem versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin-Mitte gekommen.

 Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat am Freitagabend eine Mahnwache für die israelischen Geiseln abgehalten, die von der Hamas entführt wurden. Vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße wurde ein festlich gedeckter Schabbat-Tisch mit 220 leeren Stühlen aufgebaut. 
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin hat am Freitagabend eine Mahnwache für die israelischen Geiseln abgehalten, die von der Hamas entführt wurden. Vor dem Gemeindehaus in der Fasanenstraße wurde ein festlich gedeckter Schabbat-Tisch mit 220 leeren Stühlen aufgebaut. Andreas Friedrichs/Imago

20 Uhr: Israel schickt Bodentruppen in den Gazastreifen

In den letzten Stunden habe das Militär seine Angriffe im Gazastreifen bereits verstärkt, kündigte Israels Armeesprecher Daniel Hagari an. Es würden vermehrt unterirdische Ziele und terroristische Infrastruktur angegriffen, erklärte er weiter.

Es blieb zunächst unklar, ob die Ankündigung den Beginn der weithin erwarteten Bodenoffensive des israelischen Militärs darstellte. Das israelische Militär hatte zuvor bereits vereinzelte, zeitlich eng begrenzte Vorstöße am Boden gemacht. Am Abend stellte der israelische Militärsprecher noch mal klar, dass es sich um einen Einsatz mit Bodentruppen handelt. Laut „Haaretz“ berichten Bewohner des Gazastreifens vom Eintritt israelischer Truppen.

19.30 Uhr: Israel weitet in der Nacht den Einsatz im Gazastreifen aus

Israel möchte in der Nacht von Freitag auf Samstag seinen Einsatz von Bodeneinheiten im Gazastreifen ausbauen. Die „Bodenoperationen“ würden ausgeweitet, kündigte Armeesprecher Daniel Hagari am Freitagabend an. Bereits in den beiden Vornächten hatte die israelische Armee Bodeneinsätze in dem Palästinensergebiet ausgeführt.

19 Uhr: Massiver israelischer Beschuss im Norden des Gazastreifens

Der Norden des Gazastreifens ist am Freitagabend massiv von der israelischen Armee beschossen worden. Dies zeigten von der Nachrichtenagentur AFP gefilmte Live-Aufnahmen. Die israelische Armee teilte der AFP mit, dass sie „im Gazastreifen kontinuierlich“ gegen die dort herrschende militante Hamas vorgehe.

Die Hamas-Führung in Gaza erklärte, Israel habe am Freitag die Kommunikation und den größten Teil des Internets im gesamten Gazastreifen gekappt. Das Medienbüro der Hamas-Regierung warf Israel vor, diesen Schritt zu nutzen, „um mit blutigen Vergeltungsschlägen aus der Luft, zu Lande und zur See Massaker zu verüben“. Die Angriffe seien „die heftigsten seit Beginn des Krieges“ am 7. Oktober.

18.30 Uhr: UNO befürchtet noch mehr Tote durch Abriegelung Gazas

Die UNO hat vor weiter steigenden Todeszahlen infolge der israelischen Abriegelung des Gazastreifens gewarnt. „Menschen in Gaza sterben nicht nur durch die Bomben, es werden bald noch sehr viele mehr an den Folgen der Abriegelung sterben“, sagte der Chef des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Freitag. Beim EU-Gipfel in Brüssel traten unterdessen die unterschiedlichen Haltungen Deutschlands und Frankreichs zu Israels Vorgehen nach dem Hamas-Großangriff von Anfang Oktober zutage.

17.45 Uhr: Israel: Kommandozentrale der Hamas unter größter Gaza-Klinik

Erkenntnissen israelischer Geheimdienste zufolge missbraucht die im Gazastreifen herrschende Hamas die größte Klinik in dem Küstengebiet als Kommando- und Kontrollzentrum. „Hamas-Terroristen operieren innerhalb und unter dem Schifa-Krankenhaus“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Freitag. Zu der unterirdischen Basis führten Tunnel von außerhalb, zudem gebe es innerhalb der Klinik einen Eingang. Die Hamas nutze zudem auch verschiedene Abteilungen des Krankenhauses, um „Terroraktivitäten“ und Raketenabschüsse zu befehlen und zu kontrollieren, sagte er. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Auch andere Kliniken würden für die Zwecke der Islamisten missbraucht. „Die Hamas führt Krieg aus Krankenhäusern heraus“, sagte Hagari weiter. In den Krankenhäusern im Gazastreifen gebe es auch Treibstoff. „Die Hamas nutzt ihn für ihre Terror-Infrastruktur“, argumentierte Hagari. Nach dem Massaker vom 7. Oktober seien zudem Hunderte Terroristen in das Krankenhaus geströmt, um sich dort zu verstecken, weiter.

16.45 Uhr: Verhandlungen über Waffenstillstand kommen laut Al-Jazeera „schnell voran“

Die Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand kommen „schnell voran“, berichtete Al-Jazeera am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Dem Bericht zufolge wurden bei den von Katar vermittelten Gesprächen über einen Waffenstillstand und einen Geiselaustausch Fortschritte erzielt. Zuvor hatten russische Medien einen Hamas-Vertreter zitiert, der darauf bestand, dass die von der Gruppe festgehaltenen Geiseln nicht freigelassen würden, bevor ein Waffenstillstandsabkommen erreicht sei.

15.30 Uhr – Rotes Kreuz: Erstmals seit Kriegsbeginn medizinisches Team im Gazastreifen

Erstmals seit Kriegsbeginn ist ein medizinisches Team vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im Gazastreifen eingetroffen. Darunter seien auf Kriegsverletzungen spezialisierte Ärzte, teilte eine IKRK-Sprecherin am Freitag mit. Insgesamt hätten zehn Helfer und sechs Lastwagen mit Hilfsgütern die Grenze von Ägypten aus bei Rafah überquert.

„Die humanitäre Katastrophe verschlimmert sich von Stunde zu Stunde“, sagte der Regionaldirektor der Organisation, Fabrizio Carboni. „Ein sicherer und beständiger humanitärer Zugang ist dringend nötig“, betonte er. Das Team der Hilfsorganisation sei nur „eine kleine Hilfe, aber nicht genug“.

Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hatte zuvor bereits vor steigenden Opferzahlen infolge der Abriegelung des Gazastreifens gewarnt.

13.30 Uhr: Verletzte bei Einschlag einer Rakete in Tel Aviv

Beim Einschlag einer Rakete in Tel Aviv sind Helfern zufolge drei Menschen verletzt worden. Ein etwa 20-jähriger Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom am Freitag mit. Zwei weitere Menschen seien leicht verletzt worden.

Die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Arm der Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen, teilte mit, die Raketen auf Tel Aviv abgefeuert zu haben. Im Zentrum der Küstenstadt heulten die Warnsirenen. Mehrere dumpfe Explosionen waren zu hören.

Auf zunächst nicht unabhängig bestätigten Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das oberste Stockwerk eines Hauses bei einem Raketeneinschlag beschädigt wurde.

Nach Angaben der israelischen Regierung wurden seit Kriegsbeginn bereits mehr als 8000 Raketen von militanten Palästinensern aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Die meisten werden jedoch von Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome abgefangen.

12.30 Uhr – IDF: Zahl der Hamas-Geiseln im Gazastreifen noch höher

Das israelische Militär teilte am Freitag mit, dass die Zahl der Personen, die am 7. Oktober während des Hamas-Terrorangriffs entführt worden sind, höher ist als bisher angenommen. Man habe bislang die Familien von 229 Geiseln informiert, sagte IDF-Sprecher Daniel Hagari. Das israelische Militär hatte am Donnerstag von 224 entführten Personen gesprochen. Es sei zu erwarten, dass diese Zahl in den kommenden Tagen weiter steigen könnte.

11.30 Uhr – Polizei Berlin verbietet Palästina-Kundgebung auf dem Alexanderplatz, mehrere Kundgebungen am Wochenende geplant

Die Polizei Berlin hat eine für Freitagnachmittag auf dem Alexanderplatz angekündigte Kundgebung unter dem Titel „Berliner Kinder für Gaza-Kinder“ sowie die Durchführung jeder Ersatzveranstaltung verboten. Die Gruppe „Generation Palestine“ hatte laut Polizei die Kundgebung mit 500 Teilnehmern für 18.30 Uhr angemeldet. „Basierend auf Erfahrungen der vergangenen Jahre und auch der jüngeren Vergangenheit“ habe die Prüfung der Versammlungsbehörde ergeben, dass die unmittelbare Gefahr bestehe, dass es bei der Versammlung zu volksverhetzenden und antisemitischen Ausrufen sowie Gewaltverherrlichungen und Gewalttätigkeiten kommen könnte.

Am Wochenende sind in Berlin mehrere Kundgebungen zum Nahostkonflikt geplant: Zu einer Kundgebung am Samstag um 14.00 Uhr am Brandenburger Tor unter dem Motto: „Frieden im Nahen Osten“ sind 500 Teilnehmer angemeldet worden.

Am Sonntag soll am U-Bahnhof Gleisdreieck ab 14.00 Uhr die Solidarität mit den Opfern in Palästina bekundet werden. Zu der Kundgebung sind laut Polizei 800 Teilnehmer angemeldet. Am Rosa-Luxemburg-Platz wird ab 15.00 Uhr Solidarität mit Israel gezeigt. Hier sind 100 Teilnehmer angemeldet.

11.00 – Polizeibilanz zu Donnerstag: Antisemitische Schmierereien in Neukölln, Mann bespuckt Stolpersteine in Charlottenburg

Die Nacht zu Freitag verlief in Bezug auf Ereignisse im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt in Berlin laut Polizeiangaben ruhig.  Allerdings sei es auch am Donnerstag zu vereinzelten antisemitischen Taten gekommen.

Eine Kundgebung mit circa 150 Teilnehmenden unter dem Motto „Stoppt den Flächenbrand in Nahost“ am Rathaus Neukölln verlief demnach störungsfrei. Vereinzelt habe die Polizei Sachbeschädigungen in Form von aufgemalten Symbolen sowie israelfeindlichen und pro-palästinensischen Schriftzüge festgestellt.  In Charlottenburg seien die Personalien eines 74-Jährigen festgestellt worden, der zuvor am Bundesplatz Stolpersteine bespuckt hatte. Zu allen Vorkommnissen werde ermittelt. 

Seit Beginn des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes mit Stand von Freitag, 5.30 Uhr, insgesamt 862 Straftaten im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt bearbeitet. Bislang konnten hierzu 343 Tatverdächtige ermittelt werden.

9. 35 Uhr – Berlins Polizeipräsidentin: Bodenoffensive wird Auswirkungen auf Berlin haben

Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik rechnet zu Beginn der geplanten Bodenoffensive Israels in Gaza mit erneuten Spannungen in Berlin. „Das wird definitiv Auswirkungen, natürlich auch auf Berlin, haben“, sagte Slowik am Freitag im RBB-Inforadio. Die Polizei werde versuchen, präventiv die Lage zu beruhigen, aber „auch einsatztaktisch“ vorplanen.

Nach dem Massaker der Hamas gegen israelische Zivilisten vom 7. Oktober und der militärischen Reaktion Israels darauf, kommt es auf Berlins immer wieder zu Demonstrationen von Palästinensern und Unterstützern, bei denen viele Teilnehmer die Terrorgruppe bejubelten.

+++ Der Filmemacher Oren Rosenfeld hat Tatorte der Hamas-Massaker besucht. Er sagt: Die Welt begreift das Ausmaß des Horrors nicht. Hier beschreibt er, was er gesehen hat +++

8.32 Uhr – Hamas-Behörden melden 481 Tote im Gazastreifen in 24 Stunden

Im Gazastreifen sollen nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde innerhalb von 24 Stunden 481 Menschen durch israelische Raketenangriffe ums Leben gekommen sein. In den Tagen davor sollen es manchmal deutlich mehr gewesen sein. Die Bilanz stammte von Donnerstag 18 Uhr, wie das UN-Nothilfebüro OCHA am Freitag berichtete. Unabhängig prüfen lassen sich die Informationen nicht. Die UN-Organisationen verwenden auch die Meldungen der Gesundheitsbehörde. Das israelische Militär sagt, es versucht, wo immer möglich, zivile Opfer zu vermeiden. Es gebe Warnungen zur Flucht vor Raketenschlägen.

Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen auf, vom Süden Israels aus gesehen.
Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen auf, vom Süden Israels aus gesehen.Francisco Seco/AP/dpa

7.42 Uhr – Israel: Vorstoß mit Bodentruppen und Jets im Zentrum des Gazastreifens

Israelische Bodentruppen haben Angaben der israelischen Armee zufolge einen gezielten Vorstoß im Zentrum des Gazastreifens ausgeführt. Auch Kampfjets und Drohnen seien im Einsatz gewesen, erklärte die israelische Armee am Freitag. Den Angaben zufolge wurden „Terror-Ziele“ der radikalislamischen Hamas angegriffen.

Parallel zum Einsatz am Boden seien Ziele der Hamas im Zentrum und „überall im Gazastreifen“ bombardiert worden, hieß es weiter. Dabei seien Raketenabschussrampen und Kommandozentren der Hamas zerstört und Männer der islamistischen Palästinenserbewegung getötet worden.

7.21 Uhr – Pentagon meldet Angriffe auf Stützpunkte der iranischen Revolutionsgarden in Syrien

Die USA haben zwei von den iranischen Revolutionsgarden und „verbündeten Gruppen“ genutzte Stützpunkte im Osten Syriens angegriffen. Bei den Angriffen handele es sich um „eine Reaktion auf eine Reihe von (...) größtenteils gescheiterten Angriffen auf US-Personal im Irak und in Syrien durch vom Iran unterstützte Milizen“ seit dem 17. Oktober, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Donnerstag (Ortszeit).

Nach Angaben des Weißen Hauses hatte US-Präsident Joe Biden zuvor eine Botschaft an das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, gerichtet. In dieser habe Biden vor Angriffen auf US-Truppen gewarnt, da diese zu einer Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas führen könnten. „Es wurde eine direkte Botschaft gesendet“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby.

6.30 Uhr – EU und USA befürworten Feuerpausen im Israel-Gaza-Krieg

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich auf eine gemeinsame Erklärung zum Nahost-Krieg geeinigt. Sie riefen darin am Donnerstag zu „Pausen“ in den Kämpfen zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas auf und forderten „Korridore“ für Hilfslieferungen an Zivilisten. Indes warnte die UN angesichts der andauernden israelischen Luftangriffe, dass es nirgendwo im Gazastreifen mehr sicher sei. 

Auch die US-Regierung hat sich dafür ausgesprochen, begrenzte humanitäre Feuerpausen im Gaza-Krieg in Betracht zu ziehen. „Dabei handelt es sich um örtlich begrenzte, zeitlich begrenzte, spezifische Pausen auf dem Schlachtfeld, damit humanitäre Hilfe zu den Bedürftigen gelangen kann oder die Menschen das Gebiet in relativer Sicherheit verlassen können“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Donnerstag (Ortszeit).

Die Debatte der 27 Mitgliedsstaaten in Brüssel kreiste lange um eine Formulierung, mit der die EU Unterbrechungen der Kämpfe zur humanitären Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen fordern kann. Schließlich einigten sie sich darauf, zur Einrichtung von „Korridoren und Pausen zu humanitären Zwecken“ aufzurufen.

Die Bundesregierung und Länder wie Österreich hatten sich gegen Forderungen nach einer „Waffenruhe“ oder einem „Waffenstillstand“ gestellt und Israels Recht auf Selbstverteidigung unterstrichen. Die 27 Staats- und Regierungschefs betonen nun zudem „Israels Recht auf Selbstverteidigung im Einklang mit dem Völkerrecht und dem humanitären Völkerrecht“. Der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas werfen sie vor, Zivilisten als „menschliche Schilde“ zu nutzen.

5.01 Uhr – UN warnt: Hilfslieferungen für den Gazastreifen unzureichend

Die bisherigen Hilfslieferungen in die von Israel abgeriegelte Küstenenklave am Mittelmeer reichen nach Angaben des UN-Nothilfebüros OCHA bei Weitem nicht aus, um die mehr als 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen zu versorgen. Von Samstag bis Dienstag seien 62 Lastwagen mit Hilfsgütern wie Trinkwasser, Nahrung und medizinischem Material eingetroffen. Das meiste davon sei bereits verteilt worden. Die Lieferung von dringend benötigtem Treibstoff habe Israels Militär trotz zahlreicher Bitten bislang nicht erlaubt, hieß es. Die israelische Seite befürchtet, dass die Hamas den Treibstoff für Terrorzwecke missbrauchen könnte und wirft ihr vor, den Menschen im Gazastreifen eigene Treibstoffreserven vorzuenthalten.

4.05 Uhr – Raketeneinschlag in Taba nahe Grenze zu Israel: Ägypten meldet sechs Verletzte

Nach ägyptischen Angaben sind bei einem Raketeneinschlag in der nahe der Grenze zu Israel gelegenen ägyptischen Stadt Taba in der Nacht zum Freitag sechs Menschen verletzt worden. „Im Rahmen der aktuellen Eskalation im Gazastreifen schlug eine Rakete in Taba ein, wobei sechs Menschen leicht verletzt wurden“, berichtete der dem ägyptischen Geheimdienst nahestehende TV-Sender AlQahera News. Augenzeugen teilten der Nachrichtenagentur AFP mit, die Rakete habe ein Krankenhaus in der Stadt am Roten Meer getroffen, die in der Nähe eines Grenzübergangs zu Israel liegt.

In Onlinediensten veröffentlichte Bilder zeigen ein beschädigtes Gebäude und zerstörte Fahrzeuge. Ägypten hat die einzige Grenze zum Gazastreifen, die nicht von Israel kontrolliert wird und spielt als langjähriger Vermittler zwischen Palästinensern und Israelis eine zunehmend wichtige Rolle in dem Krieg zwischen Israel und der Hamas.
Am Sonntag hatte die israelische Armee erklärt, „versehentlich“ mit einem Panzer auf eine ägyptische Stellung am Rande des Gazastreifens geschossen zu haben. Ägypten hatte erklärt, es habe „leichte Verletzungen“ gegeben.

4 Uhr – Berlin: Jüdische Gemeinde ruft zur Solidaritätsaktion auf

Die Jüdische Gemeinde zu Berlin will am heutigen Freitag mit einer Solidaritätsaktion auf das Schicksal der von der Hamas aus Israel entführten Geiseln aufmerksam machen. Vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße soll dazu ein festlich gedeckter Schabbat-Tisch mit 220 leeren Stühlen aufgebaut werden. Es wird zum gemeinsamen Gebet eingeladen.

Zudem sollen Bilder der Entführten gezeigt und über deren Schicksal informiert werden. Zu dem festlich gedeckten Schabbat-Tisch werden nach Angaben der Organisatoren hochrangige Politiker erwartet. Ähnliche Aktionen hatte es zuvor bereits in Tel Aviv und anderen Städten weltweit gegeben.

Gedeckter Schabbat-Tisch mit 220 220 leeren Stühlen am Times Square in New York City. Eine ähnliche Solidaritätsaktion findet auch am Freitag um 17 Uhr in vor dem jüdischen Gemeindehaus in Berlin statt.
Gedeckter Schabbat-Tisch mit 220 220 leeren Stühlen am Times Square in New York City. Eine ähnliche Solidaritätsaktion findet auch am Freitag um 17 Uhr in vor dem jüdischen Gemeindehaus in Berlin statt.Timothy A. Clary/ AFP

1.55 Uhr – Hamas-Ministerium reagiert auf Zweifel an Todesopferangaben: Veröffentlichung von fast 7000 Namen

Nach Zweifeln von US-Präsident Joe Biden an den von der Hamas angegebenen Opferzahlen im jüngsten Krieg gegen Israel hat die radikalislamische Palästinenserorganisation am Dienstag eine Liste mit Namen von fast 7000 Menschen veröffentlicht, die bei israelischen Angriffen getötet worden sein sollen. Die vom Gesundheitsministerium der Hamas veröffentlichte Liste enthält 6747 Namen, Angaben zum Alter und Geschlecht der Opfer sowie ihre Personalausweisnummern. 281 Leichen sind demnach noch nicht identifiziert worden.

In einer Erklärung des Hamas-Gesundheitsministeriums hieß es, die USA hätten „dreist“ Zweifel an der Richtigkeit der angegebenen Todeszahlen geäußert. „Wir haben beschlossen, die (...) Namen der Opfer der ganzen Welt mitzuteilen, damit die Wahrheit über den von der israelischen Besatzung verübten Völkermord an unserem Volk bekannt wird.“

Biden hatte am Mittwoch gesagt, er habe „kein Vertrauen“ in die Angaben der militanten Gruppe bezüglich ihrer Todesopfer. Der israelische Militärsprecher Richard Hecht sagte am Donnerstag: „Wenn das Gesundheitsministerium der Hamas Zahlen veröffentlicht, sind diese mit Vorsicht zu genießen.“