In menschlichen Hoden soll dreimal mehr Mikroplastik und Nanoplastik enthalten sein als in tierischen Hoden und menschlicher Plazenta. Das geht aus einer Studie hervor, die vergangene Woche in der Fachzeitschrift Toxicological Sciences veröffentlicht wurde.
„Diese Kunststoffe sind oft nanoskalig, typischerweise weniger als ein halber Mikrometer lang und vielleicht 20 bis 200 Nanometer breit“, sagte der Toxikologe Matthew Campen, Mitautor der Studie, gegenüber CNN. „Sie sehen aus wie kleine Scherben, winzige Bruchstücke aus sehr altem Kunststoff.“
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Forscher spekulieren, dass die Entdeckung möglicherweise mit der sinkenden Spermienzahl bei Männern zusammenhängt. Doch eine Korrelation zwischen den Ereignissen wurde noch nicht wissenschaftlich belegt. In der jüngsten Studie ist die Teilnehmerzahl sehr gering.
Mikroplastikverschmutzung in jeder Probe
Die Wissenschaftler testeten 23 konservierte menschliche Hoden von Verstorbenen, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 16 und 88 Jahre alt waren. Die Forscher verglichen die Konzentrationen von zwölf verschiedenen Kunststoffarten in diesen Hoden mit denen, die in 47 Hundehoden gefunden wurden.
Sie fanden in jeder Probe Mikroplastikverschmutzung. Durch die Konservierung der menschlichen Hoden konnte die Spermienzahl nicht gemessen werden. Die Spermienzahl in den Hoden der Hunde konnte jedoch bestimmt werden und war in Proben mit höherer PVC-Belastung niedriger.
„In den Hoden war der Plastikgehalt dreimal so hoch wie in der Plazenta“, erklärte Campen. „Man muss jedoch berücksichtigen, dass die Plazenta nur eine Lebensdauer von etwa acht Monaten hat.“ Im Gegensatz zu den Erwartungen ergab die Studie, dass getestete jüngere Männer mehr Mikroplastikpartikel in den Hoden hatten als ältere.
#Nanoplastics may negatively impact maternal and fetal health, highlighting the concern for exposure during pregnancy. https://t.co/LfiwsgKVD5
— Toxicological Sciences (@ToxSci) May 16, 2024
Mikroplastik gelangt hauptsächlich durch die Nahrung und das Trinkwasser in den menschlichen Körper, da es in Meerestieren, landwirtschaftlichen Produkten und verunreinigtem Wasser vorkommt. Zudem atmen wir Mikroplastikpartikel aus der Luft ein, besonders in städtischen Gebieten mit hoher Umweltverschmutzung. Eine weitere Quelle ist der direkte Hautkontakt mit Produkten, die Mikroplastik enthalten, wie Kosmetika und Reinigungsmittel.
„Es scheint, dass in den fruchtbarsten Jahren der Männer, also zwischen 20 und 45, höhere Plastikwerte vorhanden sind, die dann ab dem 55. Lebensjahr abnehmen“, sagte Campen, der zugleich Regents-Professor für Pharmazeutische Wissenschaften an der University of New Mexico in Albuquerque ist. „Das lässt darauf schließen, dass der menschliche Körper diese Plastikstoffe ausscheiden kann.“
Europa: Spermienkonzentration in 50 Jahren drastisch gesunken
Die Studie ist nicht der erste Bericht über Kunststoffe im Genitalgewebe. Ein Forscherteam aus Peking fand in einer Studie vom Juni 2023 Mikroplastik in sechs menschlichen Hoden und 30 Samenproben. Tierstudien haben gezeigt, dass winzige Kunststoffe die Spermienzahl beeinträchtigen und zu Hormon- sowie anderen Störungen der männlichen Geschlechtsorgane führen können.
In den vergangenen 50 Jahren wurde eine zeitabhängige Abnahme der Spermienkonzentration bei europäischen Männern festgestellt. Dies ergab eine Analyse von Daten aus englischsprachigen Artikeln, die in diesem Zeitraum veröffentlicht wurden. Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Rückgang der Spermienkonzentration (r = -0,307, p = 0,02) und eine insgesamt um 32,5 Prozent reduzierte durchschnittliche Spermienkonzentration.

