Gazakrieg

Israels Armee greift erneut im Gazastreifen an – Hamas meldet mehr als 400 Tote, Evakuierungen

Israel will weiter im Gazastreifen angreifen – bis zur Rückkehr aller Geiseln. In der Nacht intensivierte die Armee ihre Offensive und wies Evakuierungen an.

Palästinenser gehen durch die Trümmer zerstörter Häuser und Gebäude in Gaza-Stadt.
Palästinenser gehen durch die Trümmer zerstörter Häuser und Gebäude in Gaza-Stadt.Jehad Alshrafi/AP

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind in der Nacht nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 400 Menschen getötet worden. In neuen Angaben auf Telegram berichtet die Behörde inzwischen von 404 Toten, auf WhatsApp wird die Zahl mit 411 angegeben. Bei vielen Toten handele es sich um Frauen, Kinder und ältere Menschen, sagte der Sprecher des ebenfalls von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes, Mahmud Basal, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht.

Zwei Monate nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen hatte Israel am Dienstagmorgen seine Offensive gegen die Hamas im Gazastreifen verstärkt. Die israelische Armee erklärte im Onlinedienst X, sie führe derzeit „umfangreiche Angriffe auf Terrorziele der Hamas-Terrororganisation im Gazastreifen“ aus. Die erneuten massiven Luftangriffe sind nach Angaben der israelischen Regierung eine Reaktion auf „die wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen“.

Israel will laut eigenen Angaben seine Angriffe im Gazastreifen fortsetzen, bis alle Geiseln zurückgekehrt sind. „Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, bis nicht alle Geisel nach Hause zurückgekehrt und alle unsere Kriegsziele erreicht sind“, erklärte Verteidigungsminister Israel Katz am Dienstag. Das israelische Militär wies Medienberichten zufolge zudem die Palästinenser im östlichen Gazastreifen an, das Zentrum der Enklave zu evakuieren, was auf eine baldige Wiederaufnahme der Bodenoperationen hindeutet.

Die Hamas warf Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu einen Verstoß gegen die seit Januar geltende Waffenruhe-Vereinbarung vor. Netanjahu und seine „extremistische Regierung“ hätten „beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen zu brechen“ und die Geiseln im Gazastreifen „einem unbekannten Schicksal auszusetzen“, erklärte die Hamas.

Die Waffenruhe im Gazastreifen war am 19. Januar in Kraft getreten. In einer ersten Phase, die am 1. März auslief, hatte die Hamas 33 von ihr als Geiseln verschleppte Menschen an Israel übergeben. Im Gegenzug kamen 1800 palästinensische Gefangene aus Israel frei. Eine Einigung über eine Verlängerung der Waffenruhe wurde trotz intensiver Bemühungen der Vermittler USA, Ägypten und Katar bislang nicht erzielt.

Israelische Angriffe mit Washington abgestimmt

Nach Angaben aus Washington waren die jüngsten Angriffe im Gazastreifen mit der US-Regierung abgesprochen. Israel habe sich mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump und dem Weißen Haus „vor seinen Angriffen heute Nacht beraten“, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, am Montag (Ortszeit) dem Sender Fox News. Sie verwies im Zuge dessen auch auf vorherige Drohungen Trumps gegen die islamistische Palästinenserorganisation Hamas sowie gegen die mit ihr verbündeten proiranischen Huthis im Jemen und den Iran.

„Wie Präsident Trump deutlich gemacht hat, werden die Hamas, die Huthis, der Iran und all jene, die nicht nur Israel, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika terrorisieren wollen, einen Preis zu zahlen haben – die Hölle wird losbrechen“, sagte sie.