In Israel stemmen sich viele Angehörige von Hamas-Geiseln gegen die Kappung von Stromlieferungen in den Gazastreifen. Israelischen Medienberichten zufolge hätten 50 Familien beim Obersten Gerichtshof die Aufhebung des Beschlusses beantragt, eine Wasserentsalzungsanlage vom Stromnetz zu trennen. Sie begründen ihre Aktion damit, dass das Vorgehen Israels ihre Angehörigen in große Gefahr bringen könnte.
„Diese Entscheidung gefährdet unmittelbar das Leben der Geiseln – israelischer Bürger, die sich nicht selbst schützen können“, argumentieren die Familien in einer Erklärung zur Petition, wie unter anderem The Times of Israel berichtet. Sie werfen Energieminister Eli Cohen vor, dass die Entscheidung zur Stromabschaltung für den Gazastreifen ohne die erforderliche Autorität getroffen worden sei. Darüber hinaus fordern sie, dass das Gericht unverzüglich Maßnahmen ergreifen müsse, um die Regierung zu zwingen, die Entscheidung durch eine einstweilige Verfügung aufzuheben.
Berichte: Vorgehen Israels führt zu Misshandlungen der Geiseln
Die eingereichte Petition richtet sich demnach auch gegen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Darin heißt es unter anderem, dass israelische Regierungsentscheidungen direkte Auswirkungen auf die Menschen in Geiselhaft im Gazastreifen haben würden. Misshandlungen durch die Entführer hätten sich dadurch verschlimmert, berichteten freigelassene Geiseln gegenüber israelischen Medien. Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 24 lebende Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen festgehalten.
Vergangenes Wochenende war bekanntgeworden, dass Israel nach dem Stopp humanitärer Hilfslieferungen auch die Lieferung von Strom in den abgeriegelten Küstenstreifen einstellen will. Mit der umstrittenen Maßnahme will Israel Druck auf die islamistische Terrororganisation Hamas ausüben.
Energieminister Cohen sagte dazu: „Wir werden alle Mittel einsetzen, die uns zur Verfügung stehen, damit alle Geiseln zurückkehren, und wir werden gewährleisten, dass die Hamas am Tag danach nicht mehr in Gaza ist“. Hilfsorganisationen warnten vor dramatischen Folgen für die rund zwei Millionen Einwohner des Küstenstreifens.
Das israelische Nachrichtenportal ynet berichtete, seit Kriegsbeginn habe Israel nur noch über eine Leitung Strom in den Gazastreifen geliefert. Vor dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023, bei dem mehr als 1200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt worden waren, seien es noch zehn Leitungen gewesen. Die verbliebene Leitung sei direkt mit Wasseraufbereitungsanlagen verbunden. Ihre Kappung könnte also zur Wasserknappheit in dem Küstenstreifen beitragen.


