Neukölln

Nach Krawallen: Gewaltprävention für junge Kriminelle wird auf ganz Berlin ausgeweitet

Berlins Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch sieht das Präventionsmodell gegen Jugendgewalt als Erfolg. Nun soll ganz Berlin davon profitieren.

Falko Liecke (l, CDU), Berliner Staatssekretär für Jugend und Familie, spricht neben Katharina Günther-Wünsch (r, CDU), Bildungssenatorin, bei einem Besuch der Senatorin im Jugendclub Yo!22.
Falko Liecke (l, CDU), Berliner Staatssekretär für Jugend und Familie, spricht neben Katharina Günther-Wünsch (r, CDU), Bildungssenatorin, bei einem Besuch der Senatorin im Jugendclub Yo!22.Christoph Soeder/dpa

Ein Betreuungs- und Präventionsmodell für jugendliche Straftäter aus Berlin-Neukölln soll nun Vorbild für die gesamte Hauptstadt werden. Demnach soll mit Senatsgeldern das Modell auf ganz Berlin ausgeweitet werden. Jeweils 2,6 Millionen Euro will der Senat zunächst für die Umsetzung in den nächsten zwei Jahren veranschlagen und so auch die Bezirke unterstützen. Das gaben Bildungs- und Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch sowie Jugend-Staatssekretär Falko Liecke (beide CDU) am Dienstag bei einem Besuch einer Jugendhilfeeinrichtung in Neukölln bekannt. Nach den Krawallen in der Silvesternacht wurde bei einem Gipfeltreffen zur Jugendgewalt ein Topf beschlossen, woraus jetzt das Geld kommen soll.

„Das nachweislich erfolgreiche Neuköllner Handlungskonzept arbeitet mit besonders schwierigen Jugendlichen“, sagte Günther-Wünsch. Das sind elf- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche, die bereits mehrfach mit Straftaten wie Schlägereien und Diebstählen auffielen, die Schule nur noch sporadisch besuchen und auch sonst massive Probleme haben. Zur Prävention und Verhinderung des weiteren Abrutsches in die Schwerkriminalität arbeiten in Neukölln seit 2017 alle zuständigen Behörden wie Jugendämter, Schulen, Sozialpädagogen, Polizei, Justiz, Jugendhilfe und Ausländerbehörden sehr eng zusammen.

Günther-Wünsch: Junge Menschen in ihren Kiezen erreichen

Ein besonderer Punkt ist dabei der schnelle Austausch von Informationen etwa zwischen Polizei und Jugendämtern, den Neukölln einführte. Dazu müssen die Eltern junger Straftäter einwilligen und Datenschutzbeauftragte zustimmen. Nur dann können alle Beteiligten der Behörden ihr Handeln absprechen, in Fallkonferenzen beraten und sich untereinander über das informieren, was mit einem kriminellen Jugendlichen und seiner Familie geschehen soll. Koordiniert wird die Arbeit von einem „Team Jugenddeliquenz“, wie es nun genannt wird.

Senatorin Günther-Wünsch betonte: „Dieses Erfolgsmodell hat großes Potenzial auch für andere Bezirke und wird stadtweit ausgeweitet.“ Junge Menschen müssten in ihrem Kiez früher erreicht werden, um vorbeugend mit ihnen und ihren Eltern zusammenzuarbeiten. Der Abschluss der Betreuung durch die Interventionsteams erfolgt, wenn ein Jahr lang keine neuen Straftaten mehr verübt werden und eine Zukunftsperspektive geklärt ist.

Die Senatsbildungsverwaltung teilte mit: „Durch das 2016 entwickelte Pilotprojekt wurden bereits über 100 gewalttätige Jugendliche erfolgreich betreut, die Abbrecherquote ist mit elf Personen seit 2017 gering.“