Weltraum

Mission zur Asteroiden-Abwehr: ESA-Sonde „Hera“ startet ins All – Livestream

Die ESA-Raumsonde macht sich am Montag auf ihre zweijährige Reise durchs Weltall. Ziel ist der Asteroid Dimorphos, der vor zwei Jahren von einer Nasa-Mission aus seiner Umlaufbahn gestoßen wurde.

Illustration der Mission „Hera“ mit Raumsonde (l) und begleitenden CubeSats (oben Milani und unten Juventas) am Doppel-Asteroiden Dimorphos/Didymos.
Illustration der Mission „Hera“ mit Raumsonde (l) und begleitenden CubeSats (oben Milani und unten Juventas) am Doppel-Asteroiden Dimorphos/Didymos.ESA/dpa

Damit die Erde in der Zukunft besser vor möglichen Asteroiden-Einschlägen geschützt werden kann, ist am Montag die Mission Hera der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) gestartet. Wie die ESA im Onlinedienst X mitteilte ist die Raumsonde wie geplant um 16.52 Uhr (MESZ) ins All aufgebrochen.

Sie hob demnach mit einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX vom Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida zu ihrem zweijährigen Flug durchs All ab. Ihr Ziel ist der Asteroid Dimorphos, den die Nasa im Jahr 2022 von ihrer Flugbahn abgelenkt hatte. „Einen Schritt zur planetaren Verteidigung“, nannte Esa-Generaldirektor Josef Aschbacher die Mission. Der Direktor des Kontrollzentrums, Rolf Densing, fügte hinzu: „Es ist erstmals in der Geschichte der Menschheit, dass wir die Möglichkeit haben, den Planeten zu verteidigen.“

Die ESA streamt den Start der Mission live:

Hera soll 2025 am Mars vorbeifliegen und 2026 den Doppelasteroiden Didymos und Dimorphos erreichen. Das Duo besteht aus dem Primärasteroiden Didymos und dem kleineren Asteroidenmond Dimorphos, der Didymos umkreist. Am 26. September 2022 war die Nasa-Sonde Dart kontrolliert auf Dimorphos eingeschlagen und hatte erfolgreich dessen Flugbahn verändert.

Durch den Einschlag von Dart wurde die Umlaufzeit des Asteroidenmondes nach Angaben der Nasa von ursprünglich 11 Stunden 55 Minuten um 33 Minuten verkürzt, er wurde also näher an Didymos herangebracht. Die Raumsonde Hera, die von einer Firma in Bremen gebaut wurde, soll nun untersuchen, wie genau sich die Gestalt der Asteroiden durch den Einschlag verändert hat. Denn bisher ist unklar: Wie tief ist der Krater? Oder wurde der Asteroid sogar komplett verformt? Wie schwer ist er? Und besteht er nur aus Trümmern oder vielmehr aus einem festen Kern, der von einer Schicht aus Felsbrocken umgeben ist? All das soll „Hera“ zeigen, wenn sie an ihrem rund 195 Millionen Kilometer entfernten Ziel ankommt.

Sie ist dazu mit zwölf Messinstrumenten ausgestattet, die zum Teil ebenfalls aus Deutschland stammen. Zwei Kameras aus Jena sollen etwa Bilder von Didymos und Dimorphos liefern. Deutschland ist an der ESA-Mission auch als größter Beitragszahler beteiligt.

Einschlag von Himmelskörper auf der Erde gilt in Zukunft als wahrscheinlich

Aus den bei der Mission gewonnenen Daten soll dann anschließend berechnet werden, wie die Ablenkung von anderen Himmelskörpern gelingen kann. Von den Milliarden Asteroiden und Kometen in unserem Sonnensystem werden zwar nur sehr wenige als potenziell gefährlich für die Erde eingestuft. Für die kommenden 100 Jahre wird nicht mit einem Einschlag gerechnet. Dass irgendwann aber wieder ein Himmelskörper in die Erde einschlägt, gilt als wahrscheinlich.

Das lehrt auch die Weltraum-Geschichte: Vor etwa 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer große Chicxulub-Asteroid ein. Er sorgte für einen Dauer-Winter und war sehr wahrscheinlich die Ursache für das Aussterben der Dinosaurier. Der Einschlag eines Asteroiden von der Größe von Dimorphos hätte zwar nur regionale Auswirkungen. Er hätte aber mehr Wucht als jede Atombombe und könnte eine ganze Stadt zerstören. (mit dpa)