Justiz

Millionen-Betrug mit Berliner Corona-Testzentren: Viereinhalb Jahre Haft

Der Mann rechnete wesentlich mehr Corona-Tests ab, als in seinen Zentren tatsächlich durchgeführt wurden. Damit erwirtschaftete er knapp 4 Millionen Euro.

Ein Mann wurde wegen Betrugs mit Corona-Testzentren zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Ein Mann wurde wegen Betrugs mit Corona-Testzentren zu mehreren Jahren Haft verurteilt.Kira Hofmann/dpa

Ein Mann, der über einen Strohmann mehrere Corona-Testzentren in Berlin betrieben und falsch abgerechnet hat, ist vom Berliner Landgericht zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte habe gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Corona-Bürgertests abgerechnet, die es in dieser Höhe nicht gab, so das Gericht.

Er wurde des besonders schweren Betrugs schuldig gesprochen, zudem wurde die Einziehung von Taterträgen in Höhe von fast vier Millionen Euro angeordnet.

Der angeklagte Kaufmann hatte laut Anklage in der Zeit von April 2021 bis März 2022 mit drei gesondert verfolgten Mittätern agiert. Vier Testzentren hätten sie über eine Scheinfirma betrieben. Ein Strohmann sei unter einer italienischen Falschpersonalie als Geschäftsführer aufgetreten. „Doch der Angeklagte selbst war die Firma“, hieß es weiter im Urteil. Er habe über das Geld verfügt.

Deutlich mehr Tests in Berliner Testzentren abgerechnet

In den vier Testzentren an vier Standorten in Berlin seien tatsächlich Test durchgeführt worden – vermutlich seien es etwa 180.000 gewesen. Doch es seien deutlich mehr abgerechnet worden „nach dem Maßstab, was die Kassenärztliche Vereinigung noch akzeptieren würde“, so das Gericht. Es handele sich um Taten mit einem hohen Organisationsgrad. Laut Anklage wurden insgesamt rund 725.000 Euro abgerechnet und eine Summe von knapp 8 Millionen Euro angestrebt. Über 3,9 Millionen Euro seien gezahlt worden.

Die Ermittlungen in dem Fall begannen bereits im März 2022. Im August 2024 wurde der 39-Jährige festgenommen. Im Prozess gestand der Geschäftsmann, der nach seinen Angaben in der Bau- und Immobilienbranche tätig ist. Er habe große Fehler gemacht. Als er sich auch durch Verluste beim Glücksspiel in einer finanziell schwierigen Situation befand, sei er auf die Idee mit Testzentren gekommen – „es hatte sich rumgesprochen, dass die Kassenärztliche Vereinigung die Zahlen nicht richtig kontrolliert.“

Die Staatsanwaltschaft hatte fünfeinhalb Jahre Haft und die Einziehung von knapp vier Millionen Euro beantragt. Der Verteidiger plädierte auf eine Strafe von drei Jahren und neun Monaten. Sein Mandant habe abgekoppelt von Tests falsche Zahlen angegeben und sei sich bewusst, dass er die Summe zurückzahlen muss. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.