Einwanderung

Migrationsforscher: Neun von zehn Flüchtlingen kommen aus Ukraine

Gerald Knaus hält das Schließen der Balkanroute für unmöglich. Der Druck an den Grenzen entstehe derzeit nicht durch illegale, sondern durch legale Migration.

Migrationsforscher Gerald Knaus ist auch Mitbegründer der „European Stability Initiative“. 
Migrationsforscher Gerald Knaus ist auch Mitbegründer der „European Stability Initiative“. dpa/Francesco Scarpa

Der Migrationsforscher Gerald Knaus hält Versuche, die zunehmende Einwanderung über die Balkanroute in die EU zu verhindern, für nutzlos. „Das Schließen der Balkanroute hat bisher noch nie funktioniert“, sagte Knaus dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag) vor der am Donnerstag stattfindenden Konferenz von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit Vertretern der Westbalkan-Staaten und der EU-Innenkommissarin Ylva Johansson in Berlin.

Viele Menschen kämen derzeit zum Beispiel aus Serbien „über Ungarn in die EU, obwohl es dort einen Grenzzaun und Pushbacks gibt“, sagte der Mitgründer der Denkfabrik „European Stability Initiative“. „Will man jetzt Ungarn den Rücken stärken bei seiner Gewalt, die nichts bewirkt?“ Knaus fuhr fort: „Der Druck entsteht derzeit nicht durch illegale, sondern durch legale Migration. Neun von zehn Flüchtlingen kommen aus der Ukraine.“

Faeser will illegale Einreisen über Balkanroute stoppen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte vor einer Konferenz mit Vertretern der Westbalkan-Staaten gefordert, die illegale Migration über die sogenannte Balkanroute einzudämmen. Man stehe in Europa gemeinsam in der Verantwortung, illegale Einreisen zu stoppen, „damit wir weiter den Menschen helfen können, die dringend unsere Unterstützung brauchen“, sagte Faeser dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). „Wir haben seit Kriegsbeginn mehr als eine Million Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland aufgenommen“, so die Ministerin. Daneben kämen aber auch über das Mittelmeer und die Balkanroute wieder mehr Menschen nach Europa.

Um die Migration über die Balkanroute einzudämmen gehe es am Donnerstag auf dem Treffen in Berlin um ein Bündel von Maßnahmen. Dazu zählten die Angleichung der Visapolitik der Westbalkan-Staaten an EU-Standards, die Bekämpfung der Schleuserkriminalität und die Gewährleistung eines effektiven Grenzschutzes. Ebenso müsse man über Verfahren zur Rückführung von Menschen sprechen, „die kein Bleiberecht bei uns haben“, sagte Faeser.