Beim Versuch einer Überquerung des Ärmelkanals sind am Dienstag in Frankreich mindestens ein Dutzend Migranten ums Leben gekommen. 65 Menschen seien vor dem Küstenort Le Portel bei Boulogne-sur-Mer aus dem Wasser gezogen worden, zwölf davon hätten nur noch tot geborgen werden können. Einige der Geretteten würden notfallmedizinisch versorgt.
Bei der Rettungsaktion seien zahlreiche Schiffe und Hubschrauber im Einsatz. Die Zahl der Opfer könne noch weiter steigen. Mehrere Menschen schwebten in Lebensgefahr, berichtete die Lokalzeitung La Voix du Nord. Zwei Personen werden vermisst, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin mitteilte.
Damit handelt es sich um das schlimmste Unglück eines Migrantenbootes auf dem Weg nach Großbritannien in diesem Jahr. Bislang waren seit Anfang Januar insgesamt 25 Migranten bei der Überfahrt über den Ärmelkanal ums Leben gekommen. Nach britischen Angaben wurden seitdem insgesamt knapp 22.000 Menschen gezählt, die die Überfahrt gewagt haben. Allein am Montag seien es gut 350 Menschen gewesen.

Frankreich und Großbritannien wollen Migration eindämmen
Großbritannien versucht, die Migration über den Ärmelkanal seit Längerem auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Frankreich. Die frühere konservative Regierung wollte Migranten mit einem harten Vorgehen abschrecken – zum Beispiel mit dem Plan, sie ohne Rücksicht auf ihre eigentliche Herkunft nach Ruanda abzuschieben.
Der neue britische Premierminister Keir Starmer allerdings, der seit Juli mit seiner sozialdemokratischen Labour-Partei regiert, hat das Vorhaben wieder gekippt, nachdem auch Gerichte und Menschenrechtsorganisationen es scharf kritisiert hatten. Starmer hat dafür angekündigt, stärker gegen Schlepperbanden vorgehen zu wollen. Vor einigen Tagen erst beriet sich Starmer mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über den Umgang mit der Migration über den Ärmelkanal. (mit dpa und AFP)


