Russland will seine Grenze zu Finnland mit Mauern und Barrieren sichern. Das kündigte Ex-Präsident Dmitri Medwedew bei einem Besuch in der Region Leningrad an. Er warf Helsinki zugleich offen Kriegsvorbereitungen gegen Moskau vor. In einer Kolumne für die staatliche Agentur Tass erklärte der heutige Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Finnland fahre nach seinem Nato-Beitritt „einen Konfrontationskurs in Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland“.
Medwedew behauptete, in Lappland würden neue Stabsstrukturen für Heereseinheiten geschaffen – und stellte dies als Brückenkopf für einen Angriff dar. Seine Kolumne trug die Überschrift: „Finnlands neue Doktrin: Dummheit, Lüge, Undankbarkeit“.
Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg
Zugleich erklärte der 59-Jährige, Moskau sei nicht mehr an den Pariser Friedensvertrag von 1947 gebunden, der sowjetische Reparationsforderungen auf 300 Millionen Dollar begrenzte. Finnland habe tatsächlich Schäden in Höhe von 20 Billionen Rubel (rund 220 Milliarden Euro) verursacht. Medwedew stellte das Land in eine Reihe mit Deutschland und warf ihm „gleiche Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg“ vor.
Historisch hatte Finnland nach dem sowjetischen Angriff im Winterkrieg 1939 Gebiete verloren und sich ab 1941 zeitweise an der Seite Hitler-Deutschlands gegen Moskau gestellt. In russischen Geschichtsdarstellungen wird der sowjetische Angriff häufig ausgeblendet.
Mauern und Barrieren an der Grenze
Bereits am Freitag hatte Medwedew bei einem Besuch am Grenzübergang Swetogorsk in der Region Leningrad angekündigt, die Sicherung der Grenze zu Finnland zu verstärken. „Wir müssen die Zuverlässigkeit der Grenzsicherung erhöhen“, sagte er. Geplant seien „Mauern und andere Barrieren“. Die Nato-Mitgliedschaft Finnlands habe einen Kurswechsel im russischen Grenzschutz erzwungen, so Medwedew. Moskau sei auf mögliche „unfreundliche Handlungen“ vorbereitet.
Hintergrund: Neues NATO-Hauptquartier in Finnland
Der Zeitpunkt von Medwedews Attacke dürfte kein Zufall sein. Erst vergangene Woche war in Mikkeli, nahe der Grenze zu Russland, ein neues regionales Nato-Hauptquartier für Landstreitkräfte eröffnet worden. Dort sollen zunächst zehn, später bis zu 50 Offiziere stationiert werden. Das Hauptquartier soll dem Nato-Kommando im US-amerikanischen Norfolk unterstellt werden und die Koordinierung der Landstreitkräfte in Nordeuropa übernehmen – einschließlich gemeinsamer Planung und Übungen.
Wut in Moskau über Nato-Beitritt
Finnland war nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang neutral geblieben, trat jedoch 2023, kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, zusammen mit Schweden der Nato bei. In Moskau gilt das als Verrat und „Undankbarkeit“. Helsinki verweist dagegen regelmäßig darauf, dass die Mitgliedschaft eine direkte Reaktion auf Russlands Krieg sei. (mit dpa)

