Mathias Döpfner kam Anfang 1994 aus dem Westen nach Berlin, an die Spitze der Wochenpost, der ehemaligen DDR-Wochenzeitung – und zwar als Assistent der Geschäftsführung von Gruner + Jahr. Dort lernte er ostdeutsche Intellektuelle kennen, dort stritt er sich um Themen und die inhaltliche Ausrichtung des Blattes. Denn Mathias Döpfner wurde später zum Chefredakteur der Wochenpost ernannt. Sein Ziel war, die Wochenzeitung wieder rentabel zu machen.

Die Wochenzeitung Die Zeit hat am 13. April 2023 über den Springer-Chef Mathias Döpfner berichtet. In einer investigativen Geschichte wird dargelegt, wie der Springer-Chef angeblich Einfluss auf die Bild-Zeitung genommen hat und wie er angeblich despektierlich über bundesrepublikanische Eliten und vor allem die Ostdeutschen sich äußerte. Der Text wurde von den Journalisten Cathrin Gilbert und Holger Stark verfasst. Es folgen die krassesten Zitate, die Döpfner geschrieben oder gesagt haben soll.dpa

Die Zeit schreibt auch darüber, woher die Zitate stammen. In dem Text heißt es: „Die Dokumente stammen aus den vergangenen Jahren, es sind Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis von Springer, viele davon von Döpfner selbst. Manche wurden frühmorgens oder zu nachtschlafener Zeit verfasst und enthalten Tippfehler, manchmal sind sie halb in Deutsch und halb in Englisch (...).“ Hier sind einige der wichtigsten Döpfner-Zitate, die in dem Zeit-Text vorkommen. Die Schreibweise wurde aus dem Original übernommen.imago

Mathias Döpfner laut Zeit-Bericht über Ostdeutsche: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“dpa

Mathias Döpfner laut Zeit-Bericht über den ehemaligen Bild-Chefredakteur Kai Diekmann: „Kai hat BILD aus Sehnsucht nach bürgerlicher Anerkennung zu politisch korrekt gemacht (...). Das kann auf Dauer nicht gut gehen.“imago

Der neuen Bild-Führungsspitze gab Döpfner laut Zeit-Bericht eine Art politisches Manifest im Juli 2017 an die Hand: „Mein Kompass geht so: Menschenrechte – keine Kompromisse. Rechtsstaat – zero tolerance und alles für die reine Lehre. Lebensstil (( was Ficken und solche Sachen betrifft – Fritz zwo: jeder soll nach seiner Fasson (oder facon)...))“ (Hier ein Bild von Friedrich II., auf den Döpfner laut Zeit angespielt haben soll.)CC BY_SA 4.0

Über Muslime äußerte er sich laut Zeit-Bericht so: „free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs“. Dann: Wer „die Türen öffnet wird Rassismus ernten“. Außerdem: „Und natürlich: Zionismus über alles. Israel my country.“dpa

Über den Klimawandel sprach er laut Zeit so: „Umweltpolitik – ich bin sehr für den Klimawandel. Zivilisationsphasen der Wärme waren immer erfolgreicher als solche der Kälte. Wir sollten den Klimawandel nicht bekämpfen, sondern uns darauf einstellen.“dpa

Döpfner schrieb nach der Reichelt-Affäre laut Zeit-Bericht an Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt folgende Nachricht: „Beruflich hast du mich getäuscht und mir Schaden zugefügt wie niemand sonst. Persönlich und was unsere gemeinsame Weltsicht betrifft fühle ich mich Dir nach wie vor sehr verbunden. Ich glaube, Du weißt das, aber ich wollte es Dir noch einmal sagen.“Screenshot YouTube Achtung Reichelt

Döpfner beschrieb sich laut Zeit-Bericht als „eine Mischung aus Musikkritiker und Teppichhändler“.dpa

Döpfner äußerte sich auch zum Politiker Thomas Kemmerich (FDP), der sich mithilfe der AfD zum Ministerpräsidenten Thüringens wählen ließ. Die Bild kritisierte den Vorgang. Döpfner dazu laut Zeit-Bericht: „Ich verstehe BILD taktisch. Und es War wohl richtig. Aber inhaltlich ist es komplett falsch.“dpa

Dann schrieb er noch laut Zeit-Bericht über den Wahl-Vorgang und die Möglichkeit eines linken Ministerpräsidenten Folgendes: „Lieber PDS-Nachfolgeorganisation als Minister Präsident als die Liberalen nur weil ein paar demokratisch gewählte afd wichser ihn gewählt haben? Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M den Verstand. Sie ist ein sargnagel der Demokratie. Bald hat die afd die absolute Mehrheit.“ Laut Zeit-Bericht soll er mit „M“ Angela Merkel gemeint haben.dpa

Weiter soll sich Döpfner zu Merkels Corona-Politik kritisch geäußert haben. Döpfner kommentierte angeblich Julian Reichelts Kritik zur „Rede an die Nation“ von Angela Merkel in der Bild-Zeitung zu Beginn der Corona-Pandemie 2020 so: „Deinenen Kommentar unterschriebe ich in jeden Satz mit Blut. Ich fürchte den Mainstream trefft ihr nicht. Zu viele sind begeistert. So emotional. So bodenständig. So ehrlich. So toll. Sie wird dafür gefeiert. Gerade weil sie wie immer nichts gesagt hat. Es ist zum heulen.“imago

Laut Zeit-Bericht soll Mathias Döpfner an Julian Reichelt eine Nachricht geschickt haben, mit der Aussage, dass Friede Springer über Reichelts kritischen Merkel- und Corona-Kommentar nicht erfreut gewesen war: „Friede wird dich anrufen. Sie ist – wie zu erwarten war – empört über Kommentar. (...) Bleib ruhig.“imago

Dann soll er laut Zeit-Bericht über das Corona-Virus geschrieben haben: „Corona ist eine Grippe gefährlich für alte und kranke.“ Und: Die Politik würde „unsere offene Gesellschaft für immer zerstören“.dpa

Dann schrieb er laut Zeit: „Das ganze ist so surreal. Kollektiver Verstandes Verlust. Der Coup der Gefühligkeit. Das absolute scheitern der Eliten. Es ist ein Endpunkt.“Markus Wächter/Berliner Zeitung

Eine Nachricht zum Lockdown von März 2020 soll laut Zeit so ausgesehen haben: „Das ist das Ende der Marktwirtschaft. Und der Anfang von 33.“AFP

Döpfner äußerte sich laut Zeit auch über Ostdeutsche, und das besonders negativ: „Meine Mutter hat mich immer vor den Ossis gewarnt. Von Kaiser Wilhelm zu hitler zu honnecker ohne zwischendurch us reeduction genossen zu haben. Das führt in direkter Linie zu AFD.“imago

Im Oktober 2019 wollte Döpfner angeblich laut Zeit-Bericht einen Text zum Thema „30 Jahre Wiedervereinigung“ schreiben. Er äußerte sich laut Zeit-Bericht dazu so: „zu 39 Jahren Mauer einen text zu schreiben in dem ich die wiederaufung der Wiedervereinigung fordere. Meine Mutter hat es schon immer gesagt. Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“dpa

Mathias Döpfner äußerte sich über Julian Reichelt vor der Reichelt-Affäre bei Bild laut Zeit-Bericht so: „der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeits-Staat aufbegehrt“.rbb

Mathias Döpfner soll bei der US-Wahl laut Zeit-Bericht den Kandidaten Donald Trump favorisiert haben. Man solle „beten dass Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird“.AFP

Döpfner verteidigte später angeblich laut Zeit die Nachrichten als „ironische, provokative Äußerungen“.dpa

Döpfner soll sich laut Zeit-Bericht auch über die vergangene Bundestageswahl und die möglichen CDU-Bundeskanzlerkandidaten Armin Laschet und Markus Söder geäußert haben. Am 10. April 2021 soll er geschrieben haben: „Keiner hat das Zeug dazu Deutschland geistig und manageriell überzeugend zu führen. Der eine ist langweilig aber gründlich und einigermaßen berechenbar. Der andere ist oberflächlich opportunistisch und hat einen schlechten Charakter. Deshalb ist der erst das kleinere übel.“dpa

Döpfner schriebt laut Zeit-Bericht später über Söder: „Er wird es. Aber es wird noch viel schlimmer für Deutschland. Es ist ein ständiges downgrading. Schröder. Merkel. Söder. Das sind Leute die hätten früher nicht mal ne Sparkasse führen dürfen. Ich Wander aus.“dpa

Döpfner schrieb laut Zeit-Bericht Folgendes über die FDP (am 7. August 2021): „Unsere letzte Hoffnung ist die FDP. Nur wenn die sehr stark wird – und das kann sein – wird das grün rote Desaster vermieden. Können wir für die nicht mehr tun. Die einzigen die Konsequenz gegen den Corona Massnahmen Wahnsinn positioniert sind. It’s a patriotic duty.“imago

Döpfner schrieb laut Zeit-Bericht Folgendes über Christian Lindner: „Er muss öffentlich erklären dass er Koalition unter grüner Führung ausschließt. Dass er nur mit CDU koaliert. Da s ist so wichtig. Und er muss Wähler von der afd holen. Habe gestern mit ihm Abend gegessen. Er hat Zuviel Angst. Aber das ist dennoch die einzige Chanceum den endgültigen Niedergang des Landes zu vermeiden.“dpa

Im August 2021 schrieb Mathias Döpfner laut Zeit-Bericht noch Folgendes über die FDP und Lindner an die Bild-Führungsebene: „Kann man noch mehr für die FDP machen? Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen. Lindner muss mutiger werden. Und Koalition nur SPD wäre deutlich besser als mit Grünen.“imago

Kurz vor der Bundestagswahl schrieb Döpfner laut Zeit-Bericht folgende Nachricht angeblich an Julian Reichelt: „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt. Und dann Jamaika funktioniert“.dpa

Döpfner schrieb laut Zeit-Bericht am 27. April 2021 über den Palantir-CEO Alexander Karp, der Donald Trump nahestehen soll, angeblich Folgendes: „Alex Karp bietet an TV Story Mit BILD zu machen. Ihr begleitet ihn irgendwohin. Und macht Porträt oder Gespräch über Palantir. Er ist sauer dass Spiegel ihn so angegriffen hat. Und will sich erklären. Glaube mega Chance weil Palantir immer so secretive. Ich connected“.imago

Im Januar 2020 schrieb Döpfner laut Zeit-Bericht über Trump nach der Tötung des iranischen Generals Süleymania angeblich Folgendes: „Ich bin so aufgekratzt, was diese Themen betrifft. Muss aufpassen. Mein Vorschlag. Friedensnobelpreis für Trump. Und ibama wieder wegnehmen.“ (Er soll mit ibama laut Zeit-Bericht Obama gemeint haben.)AP
Im Kontext der Affäre um die geleakten SMS von Mathias Döpfner, die die Wochenzeitung Die Zeit mit ihrer Berichterstattung losgetreten hat, gibt die Ära von Döpfner bei der Wochenpost einen Einblick in Döpferns Blick auf den Osten. Die Journalistin Anja Reich, Chefin des Dossiers bei der Berliner Zeitung, hat mit ehemaligen Wochenpost-Mitarbeitern gesprochen. Sie erzählt in einem Recherchestück, das in der Berliner Zeitung am Wochenende erschienen ist (15./16.4.2023), wie Döpfner bei den Ostkollegen wirkte, wie er das Blatt auf West- und Boulevard-Kurs bringen wollte, wie er aber auch getrieben war von Innovationsgeist und Reformwillen.
In einem Abschnitt heißt es: „Döpfner hatte, das war schnell klar, nicht nur einen anderen Humor als seine Mitarbeiter, sondern auch eine andere politische Einstellung. Einer erinnert sich, dass es beinahe mal zu einer Prügelei kam, weil der neue Chefredakteur eine Anzeige der rechten Zeitung Junge Freiheit drucken wollte.“ Eine andere Ex-Mitarbeiterin äußert sich in dem Stück von Anja Reich so: „Schon Döpfners erste Titelgeschichten hätten gezeigt, wohin die Reise geht: ‚Mut zum Pelz‘ sei eine Titelzeile gewesen, Werbung für Nerzmäntel statt kritischem Journalismus. ‚Ich habe zu ihm gesagt: Herr Döpfner, wir passen nicht zusammen, ich muss gehen.‘“
Die Wochenpost wurde 1995 eingestellt.
Lesen Sie das ganze Stück in der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung (15./16. April 2023) oder online.