Die US-Küstenwache hat am ersten Tag einer voraussichtlich zweiwöchigen Anhörung zu den Ursachen der Implosion des „Titan“-U-Boots neue Erkenntnisse über die letzten Momente an Bord geteilt. Ihrer Präsentation zufolge kommunizierte die Besatzung der „Titan“ über Textnachrichten mit dem Personal an Bord des Hilfsschiffs „Polar Prince“. Eine der letzten Nachrichten, die die Besatzung des U-Boots an die „Polar Prince“ sendete, lautete nach Angaben des britischen Guardian „Alles gut hier“.
Zuvor hatte die Crew an Bord der „Polar Prince“ sich erkundigt, ob das Schiff auf dem Borddisplay noch zu sehen sei, denn als das U-Boot immer weiter abtauchte, verlor die Besatzung das Signal, das Tiefe und Gewicht des Ausflugs-U-Boots angab. Das Tauchboot befand sich am 18. Juni 2023 auf dem Weg zum Wrack des berühmten Luxusdampfers „Titanic“, als der Kontakt zum Mutterschiff schließlich komplett abriss. Später wurde bekannt, dass das U-Boot implodiert war, die fünf Insassen kamen ums Leben.
An Bord der „Titan“ waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der Chef der Betreiberfirma OceanGate, Stockton Rush (61), steuerte das Boot. Der Klage zufolge hatte die „Titan“ etwa 90 Minuten nach ihrem Start „Gewichte verloren“, was darauf hindeutet, dass das Team offenbar versucht hatte, den Tauchgang abzubrechen.
Erster Zeuge: „Titan“ wurde von Blitz getroffen
Im Rahmen der nun gestarteten Anhörung soll untersucht werden, warum es zu der Katastrophe kam. Mögliche Gründe sind das unkonventionelle Design des Tauchboots, die Missachtung von Sicherheitswarnungen oder fehlende Vorschriften für solche Expeditionen.
Der erste Zeuge der Anhörung, Tony Nissen, ehemaliger technischer Leiter des Unternehmens, dem die Titan gehörte, sagte dem Bericht zufolge am Montag aus, dass er sich während seiner Zeit bei dem Unternehmen dazu gedrängt gefühlt hatte, den Betrieb aufzunehmen. Auf die Frage, ob es Druck gab, die „Titan“ „ins Wasser zu bringen“, antwortete er: „100 Prozent“. Nissen sagte auch, dass die „Titan“ während einer Testmission im Jahr 2018 von einem Blitz getroffen worden sei, was ihre Hülle beschädigt haben könnte. Er sei im Jahr 2019 entlassen worden, im selben Jahr, in dem er das Tauchboot nicht zur Titanic tauchen lassen wollte.
Bislang bekannt ist außerdem, dass die Betreiberfirma Ocean Gate Expeditions wohl an vielen Enden gespart hatte: Über einen Videospielkontroller wurde das Boot gesteuert, Metallrohre dienten als Ballast, eine Rettungskapsel gab es nicht. Zudem fehlten jegliche Zertifizierungen. Der Fall der löste eine weltweite Debatte über die Zukunft von privaten Unterwasser-Ausflügen aus.

