Protest

Blockade der Elsenbrücke ohne Sekundenkleber: „Ein lebendiges, buntes Aktionsbild, das Menschen anspricht“

Die Letzte Generation und Extinction Rebellion blockierten im Bündnis mit anderen Klimaschützern die Elsenbrücke in Treptow. Unsere Reporterin war vor Ort.

Blockade ohne Sekundenkleber: Das Bündnis blockierte die Elsenbrücke für etwa zwei Stunden.
Blockade ohne Sekundenkleber: Das Bündnis blockierte die Elsenbrücke für etwa zwei Stunden.Jürgen Held/imago

Zwei Dinosaurier kämpfen neben Olaf Scholz, der mit 100-Euro-Scheinen um sich wirft und die Geschenke der Fossil-Lobby vor sich auftürmt. Die Aktivisten lachen beim Schauspielern immer wieder, wiederholen es für die Kameras und scherzen mit Freunden. Trotz der Kälte und der Übermacht der Polizei sind sie gut gelaunt.

Die Klimaaktivisten der Letzten Generation und von Extinction Rebellion blockieren an diesem Sonnabend die Elsenbrücke am Treptower Park. Im Bündnis mit anderen Klimagruppen demonstrieren sie gegen fossile Subventionen. Schätzungsweise mindestens 300 Demonstranten machen die Fahrbahn der Brücke dicht. Auch Teilnehmer einer Fahrraddemo des Vereins Changing Cities sind vor Ort.

Der Protest unter dem Titel „Stoppt fossile Subventionen“ läuft seit 14 Uhr. Die Demonstration am Sonnabend sei eine Reaktion auf die 28. Klimakonferenz in Dubai. Die Elsenbrücke hat das Bündnis gewählt, weil hier der 17. Bauabschnitt der A100 verlaufen soll. Auch dagegen setzen sich die Aktivisten ein.

Klimaaktivisten blockieren Elsenbrücke: Krankenwagen will durch

Zwischen den Gruppen war abgemacht, dass sich niemand anklebt. Ein Polizist behauptet aber, dass die Einsatzkräfte Klebeaktionen verhindert hätten. Vor Ort kommt es kurz darauf zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Klimaaktivisten.

„Wir sehen schon, dass Blockaden für sehr viel Widerstand in der Bevölkerung sorgen“, sagt Manon Gerhardt, die Sprecherin von Extinction Rebellion. „Unser Ziel ist heute, ein lebendiges, hoffnungsvolles und buntes Aktionsbild auf die Straße zu bringen, das Menschen anspricht.“ Die Aktivistin hofft, dass so eher die Inhalte im Vordergrund stehen. 

Manon Gerhardt protestiert gegen die Carbon-Management-Strategie.
Manon Gerhardt protestiert gegen die Carbon-Management-Strategie.Benjamin Pritzkuleit

Extinction Rebellion Deutschland hat an den zwei vergangenen Massenblockaden der Letzten Generation nicht teilgenommen. Das lag laut Gerhardt daran, dass im Vorfeld nicht genug Zeit war, sich abzustimmen. Diesmal schon. Ein kleiner Teil der Demonstration, an dem auch sie teilnimmt, findet auf dem Gehsteig statt. Der Protest soll so auch Menschen miteinbeziehen, die nicht in den zivilen Ungehorsam gehen wollen.

Ein Rettungswagen will durchfahren. Die Polizei fordert die Demonstranten auf, die Fahrbahn zu räumen. Der Bitte, dass sich ein Versammlungsleiter bei den Beamten melden soll, kommen die Demonstranten nicht nach. Laut Polizei ist keine der Demonstrationen auf der Fahrbahn angemeldet worden.

Die Protestierenden kritisieren, dass die Bundesregierung die Verbrennung von Gas, Öl und Kohle jährlich mit mehr als 48 Milliarden Euro subventioniere. „Wir fordern, dass fossile Subventionen gestoppt werden und dass unser Steuergeld lieber für eine angemessene Kindergrundsicherung oder sozialen Wohnungsbau eingesetzt wird“, hieß es in einer Erklärung. „Es ist Zeit, dass die Regierung ihre Prioritäten neu ordnet“, sagt eine Rednerin der Gruppe Eltern gegen die Fossilindustrie. „Die Klimakatastrophe wartet nicht.“ 

Eine Performance der Red Rebels
Eine Performance der Red RebelsMaria Häußler

Sonja Manderbach von der Letzten Generation versucht einem Polizisten anhand von Beispielen zu erklären, dass die Gesellschaft schon jetzt die Verantwortung habe zu handeln. Dabei nutzt sie Metaphern: „Wir können nicht warten, bis das Kleinkind Wasser über sich gießt. Wenn der Keller brennt, gehe ich doch auch nicht wieder hoch und sage, ach warten wir mal, bis das Feuer im Erdgeschoss angekommen ist!“ Der Polizist nickt, aber wirkt nicht überzeugt.

Eine Gruppe trommelt, auf der Gegenfahrbahn spielt jemand Volleyball, manche Personen schreiben ihre Forderungen mit Kreide auf die Straße. Viele verschiedene Performances und Redebeiträge finden gleichzeitig statt. Im Hintergrund spielt Musik. Einige Aktivisten mit Anzügen und Benzinkanistern auf den Köpfen entlassen Ballons aus einer Kiste: Sie protestieren gegen die Carbon-Management-Strategie.

Die Bundesregierung will Abgase und Treibhausgase unterirdisch verpressen. Die Aktivisten halten diese Speichertechnologie nicht für sicher.

Gegen 15.30 Uhr bringt die Polizei erste Personen von der Straße. Die Aktivisten skandieren „Du bist nicht allein, du bist nicht allein“. Ein Polizist schubst eine Person, die wieder zurück auf die Straße geht. Sie fällt rückwärts und wird von einer Aktivistin aufgefangen. Der rechte Fahrstreifen ist kurze Zeit später geräumt, links sitzen noch einige Demonstranten. Die Blockade ist damit um 16 Uhr so gut wie aufgelöst.

Der nächste Protest ist schon geplant. In nicht einmal zwei Monaten, am 3. Februar 2024 ab 13 Uhr, soll dann die nächste „Massenbesetzung“ in Berlin stattfinden. Der genaue Ort und Zeitpunkt sollen noch in dieser Woche bekannt gegeben werden, wie in einem Video auf X mitgeteilt wurde.