Nachdem die Behörden den Notstand auf Lampedusa ausgerufen haben, werden Hunderte Flüchtlinge nach Sizilien und auf das Festland gebracht. Zu Beginn der Woche waren Tausende Bootsmigranten in 24 Stunden auf der kleinen italienischen Mittelmeerinsel angekommen. Das Italienische Rote Kreuz erklärte am Freitag, 700 Menschen seien bereits von der Insel gebracht worden. Im Laufe des Tages sollten demnach weitere 2500 Menschen Lampedusa verlassen.
Die italienischen Behörden stellten unter anderem ein Patrouillenboot der Marine und Fähren bereit, um die Flüchtlinge nach Sizilien oder auf das Festland zu bringen. Männer, Frauen und Kinder standen in langen Schlangen, um in Busse und Kleintransporter in Richtung des Hafens von Lampedusa zu steigen.
Derzeit ist die Lage auf der Mittelmeerinsel so angespannt wie noch nie. Das gute Wetter der vergangenen Tage hatte dazu geführt, dass sich mehr Menschen als gewöhnlich von Nordafrika aus in Booten über das Mittelmeer auf den Weg machten. Nach Angaben des Innenministeriums in Rom kamen zwischen Montag und Mittwoch 10.000 Menschen auf Lampedusa an. Dies ist mehr als die Anzahl der Inselbewohner.
Italien: Seit Jahresbeginn mehr als 100.000 Migranten angekommen
Das dortige Aufnahmezentrum ist für weniger als 400 Menschen ausgelegt. Hunderte Menschen, darunter auch sehr kleine Kinder, mussten angesichts fehlenden Platzes auf der Straße schlafen. Lampedusa liegt weniger als 150 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt. Die Insel ist einer der ersten Anlaufpunkte für Flüchtlinge, die das Mittelmeer in der Hoffnung überqueren, nach Europa zu gelangen.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen 2023 bislang mehr als 2000 Menschen bei dem Versuch ums Leben, von Nordafrika aus über das Mittelmeer die Küsten Europas zu erreichen. Seit Jahresbeginn sind fast 126.000 Migrantinnen und Migranten an Italiens Küsten angekommen – 65.000 waren es im Vorjahreszeitraum.

