Ukrainekrieg

J.D. Vance: „Ukrainer gewinnen den Krieg nicht“

Trump drängt Russland und die Ukraine zu einem schnellen Friedensabkommen. Sein Vize J.D. Vance sieht die Niederlage einer der beiden Seiten als unausweichlich.

Eklat im Weißen Haus: US-Vizepräsident J.D. Vance (r.) attackierte Wolodymyr Selenskyj (l.) mit dem Vorwurf fehlender Dankbarkeit.
Eklat im Weißen Haus: US-Vizepräsident J.D. Vance (r.) attackierte Wolodymyr Selenskyj (l.) mit dem Vorwurf fehlender Dankbarkeit.Mystyslav Chernov/dpa

US-Vizepräsident J.D. Vance hat erklärt, die Ukraine könne den Krieg gegen Russland unter den aktuellen Bedingungen nicht gewinnen. Die Hoffnung auf einen Zusammenbruch Russlands hält Vance für naiv.

„Wenn das nicht aufhört, werden die Ukrainer den Krieg nicht gewinnen. Ich glaube, in den Mainstream-Medien herrscht die seltsame Vorstellung, dass, wenn die Sache noch ein paar Jahre weitergeht, die Russen zusammenbrechen, die Ukrainer ihr Gebiet zurückerobern und alles wieder so wird, wie es vor dem Krieg war“, sagte Vance in einem Podcast-Interview mit dem Trump-Aktivisten Charlie Kirk. „Das ist nicht die Realität, in der wir leben“, betonte Vance.

Im Interview sprach der US-Vizepräsident ausführlich über die laufenden Verhandlungen zur Beendigung des Ukrainekrieges. Die US-Regierung hat den Druck auf beide Seiten erhöht, schnell ein Friedensabkommen auszuhandeln, und hat gedroht, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen. Vance erklärte, die Trump-Regierung sei manchmal „unglaublich frustriert“ über Russland, manchmal über die Ukraine.

„Ich kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass wir es schaffen werden“, räumte Vance mit Blick auf eine mögliche Beendigung des Krieges ein. „Aber ich glaube, dass wir uns sehr anstrengen – und ich bin heute optimistischer als noch vor zwei Wochen.“ Er fügte hinzu, dass oft die Versuchung bestehe, sich aus den Verhandlungen zurückzuziehen – doch Trump werde das nicht zulassen. „Er lässt nicht zu, dass wir die Hände in den Schoß legen und sagen: ‚Wisst ihr was, das ist lächerlich.‘“

Vance: Ukrainekrieg könnte zu Atomkrieg eskalieren

Das Interview endete mit einer eindringlichen Warnung an beide Kriegsparteien. „Die demografische Entwicklung in Russland und der Ukraine ist ein Albtraum“, sagte Vance. „Wenn das noch ein paar Jahre so weitergeht, könnten Millionen Menschen sterben – und es könnte zu einem Atomkrieg eskalieren. Das muss aufhören.“ Es sei die Politik der US-Regierung, diesen Krieg zu beenden. „Und ich garantiere Ihnen: Der Präsident lässt uns alle – mich eingeschlossen – hart an diesem Ziel arbeiten.“

Am Montag hatte der russische Präsident Wladimir Putin überraschend eine dreitägige Waffenruhe ab dem 8. Mai verkündet und die Ukraine aufgefordert, sich ebenfalls daranzuhalten. Rund um dieses Datum wird in Russland der 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg gefeiert. Am 9. Mai findet die alljährliche Parade im Moskauer Stadtzentrum statt.

Generalprobe auf dem Roten Platz in Moskau. Russland feiert jedes Jahr am 9. Mai den Sieg im Zweiten Weltkrieg mit einer Militärparade.
Generalprobe auf dem Roten Platz in Moskau. Russland feiert jedes Jahr am 9. Mai den Sieg im Zweiten Weltkrieg mit einer Militärparade.Alexander Zemlianichenko/dpa

Dreitägige Waffenruhe in der Ukraine: Selenskyj wirft Putin Manipulation vor

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Putin Manipulation vorgeworfen. „Ein neuer Versuch der Manipulation: Aus irgendeinem Grund müssen alle bis zum 8. Mai warten – nur damit Putin Ruhe während seiner Parade hat“, sagte Selenskyj am Montag in seiner allabendlichen Videoansprache in Anspielung an die Parade zum Jahrestag des Siegs der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.

In Reaktion auf den Vorschlag fragte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha im Onlinedienst X: „Warum auf den 8. Mai warten?“ Die Ukraine sei zu einer „dauerhaften und umfassenden“ Waffenruhe bereit, die „mindestens 30 Tage“ dauern solle.

Auch Washington forderte eine langfristige Feuerpause. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, sagte in Washington, US-Präsident Donald Trump habe deutlich gemacht, dass er „einen dauerhaften Waffenstillstand sehen will.“ (mit AFP)