Hamas-Massaker

Israelische Armee räumt Versagen beim Schutz des Kibbuzes Beeri ein

Der Kibbuz Beeri an der Gaza-Grenze blieb beim Terrorüberfall der Hamas lange auf sich allein gestellt. Das Militär räumt nun sein Versagen ein.

Trümmer vor einem zerstörten Haus im Kibbuz Beeri an der Grenze zum Gazastreifen. Der Kibbuz Beeri war mit am stärksten vom Terrorangriff am 7. Oktober betroffen. 
Trümmer vor einem zerstörten Haus im Kibbuz Beeri an der Grenze zum Gazastreifen. Der Kibbuz Beeri war mit am stärksten vom Terrorangriff am 7. Oktober betroffen. Bernd von Jutrczenka/dpa

Die israelische Armee hat ihr Versagen während des Hamas-Angriffs auf den Kibbuz Beeri am 7. Oktober eingeräumt. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Militärs schreibt eine Untersuchungskommission unter Leitung eines Ex-Generals, die Armee habe „in ihrer Aufgabe, die Bewohner des Kibbuzes Beeri zu schützen, versagt“.

Zuvor war der Report den dortigen Bewohnern vorgelegt worden, die sich damit aber nicht zufrieden gaben und zusätzlich die Einsetzung einer Untersuchungskommission der Regierung forderten.

Kibbuz Beeri: 101 Menschen bei Hamas-Angriff getötet, 32 Geiseln genommen

Der Kibbuz liegt etwa vier Kilometer von der israelischen Grenzbarriere entfernt, die das Land vom Gazastreifen trennt. Am Morgen des 7. Oktobers wurde das Dorf zum Schauplatz eines Massakers an Zivilisten: Dem Bericht zufolge wurden 101 Menschen getötet und 32 weitere als Geiseln genommen. Elf der Geiseln befinden sich noch im Gazastreifen, wohin sie von der radikalislamischen Hamas verschleppt worden waren.

150 Häuser und Gebäude wurden dem Report zufolge in Beeri zerstört, die meisten davon in Brand gesetzt. Während der Kämpfe seien 23 Soldaten und acht Polizisten getötet worden, heißt es weiter. „340 Terroristen“ seien in den Kibbuz eingedrungen.

Armee räumt „mangelnde Koordination“ der Truppen vor Ort ein

Die Armee sei „nicht auf das Szenario einer massiven Infiltration wie am 7. Oktober vorbereitet“ gewesen, schlussfolgern die Autoren. Sie räumen auch „mangelnde Koordination“ der Truppen vor Ort ein.

Es sei wichtig, „dass die Armee die Verantwortung für ihr völliges Versagen, uns zu schützen“, übernommen habe, erklärte der Kibbuz. Die Gemeinschaft forderte die Einrichtung einer Regierungskommission, damit sich „der unglaubliche Verlust“ des Kibbuzes nicht wiederholen könne.

Ein israelischer Soldat inspiziert ein zerstörtes Haus im Kibbuz Beeri. Die Armee hat ihr Versagen beim Schutz des Kibbuzes eingeräumt.
Ein israelischer Soldat inspiziert ein zerstörtes Haus im Kibbuz Beeri. Die Armee hat ihr Versagen beim Schutz des Kibbuzes eingeräumt.Ilia Yefimovich/dpa

Hagari: Bewohner Beeris mussten „sieben Stunden alleine kämpfen“

Der Kibbuz verwies auf einige im Bericht fehlende Antworten – etwa auf die Frage, warum die vor dem Kibbuz stationierten Soldaten stundenlang nicht gegen die Hamas-Kämpfer vorgegangen seien, während „der Kibbuz brannte und seine Bewohner um Hilfe bettelten“.

Armeesprecher Daniel Hagari räumte am Donnerstagabend in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache ein, dass die Bewohner Beeris „während sieben Stunden alleine kämpfen“ mussten. So bestätigte er Zeugenaussagen über hunderte untätige, auf Befehle wartende Soldaten.

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