Der Iran hat nach Informationen des Wall Street Journal (WSJ) über arabische Vermittler Signale ausgesendet, die auf eine Deeskalation mit Israel und die Wiederaufnahme von Verhandlungen über sein Atomprogramm hinweisen. Trotz der anhaltenden israelischen Luftangriffe habe Teheran erklärt, zu Gesprächen bereit zu sein – unter der Bedingung, dass sich die USA nicht militärisch an den Angriffen beteiligen.
Dem Bericht zufolge wurden sowohl Israel als auch den USA entsprechende Botschaften übermittelt. Iranische Vertreter hätten arabischen Diplomaten versichert, dass eine diplomatische Lösung im beiderseitigen Interesse liege. Zudem sei der Iran darauf bedacht, eine weitere Eskalation zu vermeiden – sofern die Angriffe nicht ausgeweitet würden, heißt es weiter.
Der iranische Präsident Massud Peseschkian sagte am Montag, sein Land wolle den Kriegskreis mit Israel nicht erweitern, werde aber auf jeden Angriff angemessen reagieren. Laut der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA machte Peseschkian diese Aussagen in einem Telefonat mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Die israelische „Aggression“ habe Zivilisten, Wissenschaftler und Militärführer im Iran getötet. „Der Iran hat diesen Krieg nicht begonnen, wird aber angemessen auf den Angriff reagieren“, wird Peseschkian zitiert. Er sagte außerdem, die Teilnahme des Iran an den Atomgesprächen mit den Vereinigten Staaten hänge allein von der Einstellung der Angriffe des zionistischen Regimes auf Länder in der Region ab. Erdoğan habe Peseschkian gesagt, die Türkei sei bereit, „eine vermittelnde Rolle zu spielen, um zur Deeskalation des Konflikts beizutragen und eine Rückkehr zu den Atomverhandlungen zu unterstützen“, so die staatliche türkische Nachrichtenagentur AA.
Netanjahu: Israel wird Angriffe fortsetzen
Israels Regierung zeigt sich bisher unbeeindruckt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte erneut, die Angriffe würden fortgesetzt, bis das iranische Atomprogramm und die ballistischen Raketen vollständig zerstört seien. Die israelische Luftwaffe bomdardierte am Montag das Hauptgebäude des iranischen Staatssenders IRIB in Teheran – während einer laufenden Live-Sendung. Aufnahmen zeigen, wie die Nachrichtensendung abrupt von lauten Explosionen unterbrochen wird. Der Bildschirm füllt sich mit Rauch und Trümmern, der Moderator flüchtet aus dem Studio, eine Stimme ruft „Allahu Akbar“.
Wenige Stunden zuvor hatte das israelische Militär gemeldet, die vollständige Lufthoheit über Teheran erlangt zu haben. Nach tagelangen Luftangriffen auf iranische Luftabwehrsysteme seien die israelischen Streitkräfte nun in der Lage, ungehindert über der Hauptstadt zu operieren.
⚡️🇮🇷🇮🇱BREAKING:
— Suppressed News. (@SuppressedNws) June 16, 2025
In a brazen act of aggression, Israel bombed Iran State TV IRIB’s building during live news coverage.
Minutes after the Israeli bombing of the Iranian radio and television building, the Iranian news channel resumed normal live broadcasting including Sahar Emami… pic.twitter.com/aRVTyXWIg1
Bei israelischen Angriffen seien in den vergangenen Tagen übereinstimmenden Medienberichten zufolge mehrere hochrangige Militärs getötet worden, darunter große Teile der Führung der iranischen Luftwaffe. Die Nuklearanlagen selbst blieben bislang weitgehend intakt. Analysten rechnen mit einem langen Luftkrieg, sollte Israel seine militärischen Ziele vollständig erreichen wollen. Ein Regimewechsel sei nicht das Ziel – könne aber eine mögliche Folge sein, sagte Netanjahu mit Blick auf die zunehmende Schwächung der iranischen Führung.
Iran hofft darauf, dass Israel einen Abnutzungskrieg verhindern will
Teheran scheint laut WSJ darauf zu setzen, dass Israel langfristig kein Interesse an einem Abnutzungskrieg hat und früher oder später zu diplomatischen Lösungen gezwungen sein wird. Iranische Vertreter würden zudem bezweifeln, dass Israel ohne direkte militärische Unterstützung der USA Einrichtungen wie die unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordow nachhaltig beschädigen könne.
Arabische Vermittler berichten nach WSJ-Informationen, der Iran wolle Garantien, dass sich die USA nicht aktiv an militärischen Operationen beteiligen. Andernfalls sei eine Ausweitung des Kriegs und eine Beschleunigung des Atomprogramms denkbar.
Trump: Iran und Israel müssen eine Einigung erzielen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte am Wochenende den iranischen Präsident Peseschkian zu einer raschen Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgerufen. Auch mehrere arabische Staaten, darunter Saudi-Arabien, Katar und Oman, fordern eine Beendigung der Kämpfe und warnen vor einem regionalen Flächenbrand. Insbesondere kritisieren sie die Gefährdung von Energieinfrastruktur in der Golfregion – mit potenziell weitreichenden Folgen für die Ölpreise und die Weltwirtschaft.
US-Präsident Donald Trump, der sich bislang zurückhaltend gegenüber einer militärischen Eskalation gezeigt hatte, unterstützte zuletzt offen Israels Vorgehen. Zugleich erklärte er: „Ich denke, es ist Zeit für ein Abkommen – aber manchmal muss es erst zum Kampf kommen.“ Gegenüber Reportern bei dem G7-Gipfel in Kanada sagte er zudem: „Sie müssen eine Einigung erzielen, und das ist für beide Seiten schmerzhaft, aber ich würde sagen, dass der Iran diesen Krieg nicht gewinnen wird, und sie sollten reden, und zwar sofort, bevor es zu spät ist“.

