Al-Rajjan-Beim WM-Auftaktspiel des Iran hat die iranische Mannschaft ein mutiges Zeichen gesetzt. Kein einziger iranischer Spieler sang die Nationalhymne mit. Beim Abspielen der iranischen Hymne im Stadion in Doha schwiegen alle Spieler als Zeichen der Solidarität mit den Regierungskritikern in ihrer Heimat.
Der Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, Alireza Jahanbakhsh, hatte in den vergangenen Tagen gesagt, das Team werde „gemeinsam“ entscheiden, ob es als Zeichen der Unterstützung für die Opfer der Unterdrückung der Proteste die Nationalhymne anstimmen werde oder nicht.
Während der Hymne zeigten die Fernsehbilder kurz eine Zuschauerin mit weißem Kopftuch auf der Tribüne, die den schweigenden Spielern applaudierte, während ihr Tränen übers Gesicht liefen. Im Tribünenbereich der iranischen Fans war außerdem ein Plakat mit dem Slogan der Protestbewegung „Frauen, Leben, Freiheit“ in englischer Sprache zu sehen. Das Plakat verschwand allerdings schnell wieder.
Und kein einziger des iranischen Nationalteams hat gerade gesungen. Ein Statement, stumm, aber klar für die Revolution auf den Straßen im #Iran. #WM2022 #IranRevolution2022 pic.twitter.com/Pq7qdpsRLe
— Natalie Amiri (@NatalieAmiri) November 21, 2022
Viele iranische Fans drückten während des Spiels ihre Solidarität mit den Protesten in ihrem Heimatland aus. Vor der Partie gegen England waren im Khalifa International Stadium Anhänger mit iranischen Trikots und der Aufschrift „Frauen, Leben, Freiheit“ zu sehen.
Die iranische Regierung habe Frauen und Kinder getötet, sagte ein aus dem Iran angereister Fan, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Proteste verdienten Unterstützung. Auf seinem Iran-Trikot trug er den Namen des früheren Bundesligaprofis Ali Karimi. Der 44-Jährige hatte sich solidarisch mit den Protesten gezeigt.
Andere wollten sich nicht äußern. „Kein Kommentar“, sagte ein junger Fan auf die Frage nach den Protesten im Iran. Er trug ein Leverkusen-Trikot des iranischen Stürmers Sardar Azmoun.
Iranische Spieler äußern sich zu Protesten – schon mehr als 400 Tote
Der iranische Kapitän Ehsan Hajsafi hatte am Sonntag sein Beileid für die trauernden Familien der Opfer im Iran ausgedrückt. Die Mannschaft habe zu akzeptieren, dass die Bedingungen im Land nicht gut und die Menschen nicht glücklich seien, wurde er in Medien zitiert. Dessen seien sich die Spieler bewusst. Bei den landesweiten Protesten im Iran sind bislang nach Schätzungen von Menschenrechtlern mehr als 400 Menschen getötet worden.
Der iranische Stürmer Mehdi Taremi hatte vor dem Turnier erklärt, die Mannschaft wolle sich in Katar nicht von den Protesten in der Heimat beeinflussen lassen. „Wir haben auch andere Aufgaben gegenüber der iranischen Gesellschaft, hier aber ist unsere Konzentration auf dem Fußball“, sagte er.



