Krieg in Nahost

Hungersnot im Gazastreifen: Hamas droht mit Abbruch von Verhandlungen über Waffenruhe

Nach Angaben des Welternährungsprogramms droht eine Hungersnot im Gazastreifen. Die Hamas will die Gespräche deshalb auszusetzen, bis Hilfe in den nördlichen Teil des Gebiets gebracht wird. 

Chan Junis: Palästinenser stehen während der israelischen Luft- und Bodenoffensive für die kostenlose Verteilung von Lebensmitteln an. 
Chan Junis: Palästinenser stehen während der israelischen Luft- und Bodenoffensive für die kostenlose Verteilung von Lebensmitteln an. Hatem Ali/AP

Die radikalislamische Hamas hat mit einem Rückzug aus den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Krieg mit Israel gedroht. Die Hamas beabsichtige, „die Gespräche auszusetzen, bis Hilfe in den nördlichen Gazastreifen gebracht wird“, sagte eine hochrangige Quelle innerhalb der Palästinenserorganisation am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. „Verhandlungen können nicht geführt werden, solange das palästinensische Volk hungert.“

Im Bemühen um eine Waffenruhe sowie die Freilassung israelischer Geiseln aus der Gewalt der Hamas war am Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo eine neue Verhandlungsrunde angelaufen. Bislang brachten die Gespräche unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars keine Ergebnisse.

Israel plant trotz internationaler Warnungen eine Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens, wo rund 1,4 Millionen Palästinenser Zuflucht vor den Kämpfen gesucht haben.

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Welternährungsprogramm warnt vor Hungersnot im Gazastreifen

Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) droht nach mehr als vier Monaten Krieg eine Hungersnot im Gazastreifen. Besonders prekär sei die Lage im Norden des Küstengebiets, da Hilfsorganisationen dort keinen Zugang hätten.

Der Leiter des UN-Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) in den besetzten palästinensischen Gebieten, Andrea de Domenico, sagte, er habe „keine Ahnung“, wie die schätzungsweise 300.000 Menschen im Norden überlebt hätten. „Was wir dorthin bringen konnten, ist absolut nicht genug. Es ist das reine Elend“, sagte er AFP.

Ungeachtet der Rufe, mehr Hilfslieferungen in das Gebiet zuzulassen, hat Israel die Kontrollen verschärft, um zu verhindern, dass Hamas-Kämpfer aus dem Gazastreifen entkommen und Waffen dorthin geschmuggelt werden.

Kämpfer der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Israelischen Angaben zufolge wurden dabei etwa 1160 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 130 der Geiseln befinden sich israelischen Angaben zufolge noch immer in dem Palästinensergebiet, 30 von ihnen sollen bereits tot sein.

Als Reaktion auf den Angriff der Hamas hatte Israel deren Vernichtung als Ziel ausgegeben. Bei dem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen wurden nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 28.800 Menschen getötet.