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Ein Israeli in Berlin: Rachedurst im Gazastreifen lässt den Hass gedeihen

Unser Autor analysiert das Bedürfnis nach israelischer Rache und plädiert für die Menschlichkeit der Palästinenser. Es stellt sich die Frage: Können Nationen von Einzelpersonen lernen?

Ein verletzter Mann schaut in Rafah im Süden des Gazastreifen auf Trümmer und Zerstörung.
Ein verletzter Mann schaut in Rafah im Süden des Gazastreifen auf Trümmer und Zerstörung.Said Khatib/AFP

„An eye for an eye will leave everyone blind.“ – Mohandas Gandhi

Ich erinnere mich, dass ich als Kind einen blassen und gebrechlichen Jungen ansprach, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Ich bat ihn, mir seinen neuen blauen Ball zu geben. Er weigerte sich. Ich trat näher an ihn heran, schlug ihn nieder, nahm ihm den Ball ab und kickte ihn weg. Ein paar Tage später, als ich hinter meinem Haus spielte, kam ein viel älterer Junge, vielleicht um die 18 Jahre alt, auf mich zu. Er fragte: „Bist du Mati Shemoelof?“ Ich antwortete ganz unschuldig: „Ja.“ Er streckte seine große Hand aus und gab mir einen Klaps auf die Wange, dass mir die Ohren klingelten, und ich begann sofort zu weinen. „Das ist für meinen kleinen Bruder. Wenn ich höre, dass du ihm noch einmal etwas antust, wirst du noch mehr von mir bekommen.“ Das war meine erste Lektion in Sachen Rache.

Berliner Zeitung

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