19 Jahre nach seinem Rücktritt wachte Rudi Völler am Montagmorgen wieder als Teamchef der Fußball-Nationalmannschaft auf. Nach der Trennung von Hansi Flick sucht der Deutsche Fußball-Bund neun Monate vor der Heim-EM einen neuen Bundestrainer. Die Zeit drängt. Erste Gespräche sind laut Rudi Völler bereits geführt. Der DFB will „zeitnah“ eine langfristige Lösung präsentieren.
Die Redaktion des Sport-Informations-Dienstes gibt einen Überblick über mögliche und unwahrscheinliche Kandidaten:
Felix Magath, 70, vereinslos
Der dreimalige Meistertrainer Magath würde sich zutrauen, die deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Nachfolger des entlassenen Bundestrainers Hansi Flick in den neun Monaten bis zur Heim-EM wieder auf Kurs zu bringen. Er habe „oft genug gezeigt“, in der Lage zu sein, „verunsicherte Mannschaften wieder aufzurichten und ihnen so viel Vertrauen zu geben, dass sie wieder in der Lage waren, sehr gute Leistungen zu bringen. Das ist das, was der DFB zurzeit braucht“, sagte der 70-Jährige beim Radiosender NDR 90,3.
Julian Nagelsmann, 36, noch beim FC Bayern unter Vertrag
Nagelsmann, ein „absoluter Toptrainer“ (Völler), wurde im März bei Bayern München beurlaubt. Sein Vertrag läuft allerdings noch bis 2026. Der DFB müsste sich mit dem Rekordmeister finanziell einigen. Doch es ist fraglich, ob sich Nagelsmann jetzt schon für eine Nationalmannschaft entscheidet. „Ich glaube, dass er mit 36 Jahren noch nicht so weit ist, dass er lieber die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft will und braucht“, sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Zuletzt wurde Nagelsmann mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht.
Jürgen Klopp, 56, FC Liverpool
Klopp wäre der Wunschtrainer von Fans und Verantwortlichen. „Er ist der Einzige, den ich sehe, der da noch mal was rausreißen kann“, sagte 2014er-Weltmeister Lukas Podolski. Doch Klopp will, das hat er mehrfach betont, seinen Vertrag bis 2026 beim FC Liverpool erfüllen. Punkt. Keine Chance.
Oliver Glasner, 49, vereinslos
Der Österreicher Glasner gilt als exzellenter Fachmann, gewann mit Eintracht Frankfurt die Europa League und war vorher mit Wolfsburg erfolgreich. Sollte der DFB ernstes Interesse haben, muss er sich beeilen: Glasner wird mit Olympique Lyon in Verbindung gebracht.
Rudi Völler, 63, DFB-Sportdirektor
Als Dauerlösung oder bis zur Heim-EM? Ein klares Nein. Viel mehr wollte Völler zu dieser Frage am Montag gar nicht sagen. Seine Aufgabe sei es, den richtigen Mann zu finden - und diesen zu unterstützen. Diskussion beendet.
Stefan Kuntz, 60, Nationaltrainer Türkei
Der Europameister von 1996 steht angeblich in der Türkei vor der Entlassung. Kuntz ist ein Sympathieträger mit verbandsinterner Kenntnis und wird beim DFB nach wie vor geschätzt. Er führte die U21 zu zwei EM-Titeln und bewies dabei ein herausragendes Händchen für Talente, auch wenn seine Olympia-Mission 2021 in der Vorrunde scheiterte.
Roger Schmidt, 56, Benfica Lissabon
Der DFB, schreibt der kicker, verfolge den Weg des früheren Leverkuseners „intensiv“. Doch Schmidts Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag bis 2026 beläuft sich auf 30 Millionen Euro. Das Geld, heißt es in Kreisen der Task Force, dürfe trotz großer finanzieller DFB-Probleme aber nicht entscheiden.
Louis van Gaal, 72, vereinslos
Der frühere Bayern-Trainer scheiterte bei der WM mit den Niederlanden im Viertelfinale erst im Elfmeterschießen am späteren Champion Argentinien. Van Gaal rechnet sich jedoch wenig Chancen auf die Nachfolge von Hansi Flick aus. „Ich fühle mich geehrt, dass ich als einer der Kandidaten genannt werde. Aber es wurde noch nie ein Ausländer für den Posten des Bundestrainers in Deutschland ausgewählt“, sagte er bei Sky.
Ralf Rangnick, 65, Nationaltrainer von Österreich
Der frühere Bundesliga-Trainer und -Erneuerer wäre schon einmal gerne Bundestrainer geworden. Der 65-jährige Rangnick ist aktuell Nationaltrainer der Österreicher und mit dem Nachbarland auch erfolgreich auf EM-Kurs. Und das will er auch bleiben. Dem ORF sagte er am Montag in Windischgarsten auf die Frage, ob er für eine Anfrage des DFB bereitstehen würde: „Nein.“ Er habe sich vor 14 Monaten dazu entschieden, in Österreich als Teamchef zu arbeiten. „Alles andere ist für mich kein Thema.“


