Eine heftige Störaktion von Besucherinnen und Besuchern bei einer Kundgebung von Grünen-Politikern im bayerischen Chieming hat für Aufsehen gesorgt. Mit einem Trillerpfeifenkonzert, lauten Buhrufen und „Hau-ab“-Chören behinderten die Störer die Reden von Bundesagrarminister Cem Özdemir und der bayerischen Grünen-Vorsitzenden Katharina Schulze, wie der Bayerische Rundfunk (BR) am Mittwoch berichtete. Die Veranstaltung mit 2500 Gästen in einem Bierzelt hatte bereits am Dienstag stattgefunden.
Die Politiker kamen dabei zunächst kaum zu Wort. Ein Deeskalationsversuch von Özdemir scheiterte: „Sie lassen mich jetzt reden, und nach der Rede bleibe ich hier. Ich gehe nicht sofort weg und biete an, dass wir gerne unten zusammen reden können.“ Der Lärm hielt an. Auch Schulze rief dem Bericht zufolge ins Publikum: „Zu einer Diskussionskultur gehört, dass man einander zuhört“ Wegen der aggressiven Stimmung wurde schließlich eine Polizeikette zwischen der Bühne und dem Publikum gebildet, um Özdemir und Schulze zu schützen.
Im #Wahlkampf in #Bayern wird #KatharinaSchulze im #Festzelt bei #Chieming jämmerlich ausgebuht.
— Dr. David Lütke (@DrLuetke) August 2, 2023
Madame #Schulze bemerkt, Zitat: "Und ich mache mir große Sorgen was gerade in unserem Land los ist..." pic.twitter.com/KLbRNzHmJp
Die Störung der Veranstaltung schien systematisch zu sein, heißt es in dem Bericht weiter. Nach Angaben des Bürgermeisters von Chieming, Stefan Reichelt (CSU), könnte es sich um eine geplante Aktion von ortsfremden Grünen-Gegnern gehandelt haben. Denn er habe die meisten der Störer nicht gekannt. Auch habe es zuvor entsprechende Stör-Aufrufe in den sozialen Medien gegeben.
Nach Veranstaltung in Chieming: Schulze „noch immer schockiert“
Die Grünen-Spitzenpolitiker zeigten sich auch nach der Veranstaltung bestürzt. Am Mittwoch sagte Schulze gegenüber dem BR: „Ich habe ja schon öfter im Bierzelt gesprochen. Aber so eine Stimmung und vor allem auch so einen massiven Polizeischutz habe ich noch nie erlebt.“ Sie sei „noch immer schockiert“. Im Zelt waren demnach auch Familien mit Kindern, „die wirklich verstört waren, über diesen Lärm und diese Trillerpfeifen“. Letztendlich habe sie sich jedoch nicht vertreiben lassen und über ihre Themen sprechen können.
Laut Polizeiangaben sei es letztendlich zwar laut gewesen, es habe jedoch keine Gefährdung der Sicherheit gegeben. Auch Anzeigen lägen keine vor.
Markus Söder sieht Ampel-Politik als möglichen Grund für Proteste
CSU-Chef Markus Söder sieht den Grund für den Unmut der Menschen bezüglich der Grünen in der Politik der aktuellen Regierung. „Die Ampel hat sehr viele Beschlüsse gefasst, einen nach dem anderen, die die Menschen immer tiefer verunsichern.“ Viele seien sauer und das entlade sich möglicherweise in Protest. „Die beste Lösung wäre schlichtweg eine bessere Politik in Berlin.“



