Zukünftig wird es keine Kontrollen des Güter- und Personenverkehrs zwischen Spanien und dem britischen Überseegebiet Gibraltar geben. Das sieht ein neues Abkommen zwischen der EU und Großbritannien vor. Bei Reisenden, die am Flughafen von Gibraltar ankommen, sollen jedoch doppelte Passkontrollen von Beamten aus Gibraltar und Spanien durchgeführt werden.
Das geplante System könnte demnach ähnlich wie das derzeitige Vorgehen für Eurostar-Passagiere am Londoner Bahnhof St. Pancreas funktionieren. Dort müssen Reisende vor dem Einsteigen in internationale Züge sowohl die britische als auch die französische Passkontrolle passieren.
Abkommen laut Außenminister David Lammy „praktische Lösung“
Derzeit können Einwohner von Gibraltar mit einer Aufenthaltskarte einreisen, ohne ihren Pass abstempeln lassen zu müssen, wie die BBC berichtet. Spanische Staatsbürger können mit einem Personalausweis einreisen. Jedoch gab es Befürchtungen, dass die Einführung eines neuen Einreise- und Ausreisesystems der EU im Laufe dieses Jahres diese Regelung beenden und zu erheblichen Verzögerungen an der Grenze führen könnte.
Der britische Außenminister David Lammy erklärte, das Abkommen biete „nach Jahren der Unsicherheit eine praktische Lösung“. Die Vereinbarung schütze britische Souveränität und unterstütze die Wirtschaft Gibraltars. Der Chief Minister von Gibraltar, Fabian Picardo, äußerte sich erfreut über die „schlüssige politische Einigung“.
Gibraltar’s economy and way of life was under threat.
— David Lammy (@DavidLammy) June 11, 2025
We have secured a practical solution which safeguards sovereignty, jobs and growth.
Working in lockstep with @FabianPicardo we have ensured Gibraltar’s interests - as part of the UK family - are at the heart of this… https://t.co/efngUyhQ2X
Auch Premierminister Keir Starmer sagte, dass es ein „brillanter Schritt“ für Gibraltar sei, der große Chancen für die künftige wirtschaftliche Entwicklung mit sich bringe. Rund 15.000 Menschen, mehr als die Hälfte der Erwerbsbevölkerung Gibraltars, überqueren demnach täglich die Landgrenze zwischen Spanien und Gibraltar.
Durch den Vertrag soll die britische Souveränität des Gebiets nicht beeinträchtigt werden, auch die Einrichtungen des britischen Militärs in Gibraltar sollen uneingeschränkt autonom betrieben werden, heißt es in einer Regierungsmitteilung zu dem Abkommen. Ein Vertragstext solle so schnell wie möglich fertiggestellt werden.
Kritik an Abkommen: „Dies ist eine weitere Kapitulation“
Weitere britische Politiker übten Kritik daran, dass spanische Beamte in Zukunft Kontrollen am Flughafen in Gibraltar ausüben dürfen. Der stellvertretende Vorsitzende von Reform UK, Richard Tice, kritisierte: „Wieder einmal hat die Labour-Regierung eine völlige Missachtung unserer Überseegebiete gezeigt. Dies ist eine weitere Kapitulation.“
Given that whenever Labour negotiates, Britain loses, it’s no wonder Spain sees this weak government as an opportunity.
— Priti Patel MP (@pritipatel) May 12, 2025
Gibraltar is British, end of, and we will remind the government exactly where the sovereignty of Gibraltar lies. https://t.co/kfF7fmpzyK
Die konservative Oppositionspolitikerin Priti Patel sagte in einem Statement auf X: „Angesichts der Tatsache, dass Großbritannien immer verliert, wenn Labour verhandelt, ist es kein Wunder, dass Spanien diese schwache Regierung als Chance sieht. Gibraltar ist britisch, Ende, und wir werden die Regierung genau daran erinnern, wo die Souveränität von Gibraltar liegt.“
Großbritannien übt seit 1713 die Souveränität über Gibraltar aus, die von Spanien jedoch nicht anerkannt wird. Der Status des britischen Überseegebiets und insbesondere die Grenze zu Spanien sind seit langem umstritten – und blieben auch nach dem Brexit zentraler Streitpunkt.


