Die israelische Armee hat im Zuge ihrer neuen Großoffensive im Gazastreifen nach eigenen Angaben nun auch einen groß angelegten Einsatz von Bodentruppen gestartet. Sie seien seit Samstag im gesamten Norden und Süden des Küstengebiets im Einsatz, teilte das Militär mit. Wie die Times of Israel unter Berufung auf palästinensische Beamte berichtete, sind in den letzten 24 Stunden mehr als 100 Menschen bei den israelischen Angriffen getötet worden.
In Israel häufen sich derweil Berichte, die darauf hindeuten, dass der Hamas-Chef Mohammed Sinwar in dieser Woche bei einem Luftangriff der israelischen Armee getötet wurde. Israels Verteidigungsminister Israel Katz geht Medienberichten zufolge davon aus, dass Sinwar, der faktische Kommandeur des militärischen Flügels der Hamas im Gazastreifen, bei einem Angriff getötet worden ist. „Obwohl es noch keine offizielle Bestätigung gibt, ist Mohammed al-Sinwar allen Anzeichen nach ausgeschaltet worden“, zitierte die israelische Nachrichtenseite ynet den Minister bei einer Ausschusssitzung.
Hamas-Chef Mohammed Sinwar tot in Tunnel gefunden?
Der saudische Sender Al-Hadath berichtete, dass die Leiche von Sinwar in einem Tunnel in Chan Junis gefunden wurde. Dem Bericht zufolge wurden bei ihm die Leichen von zehn seiner Helfer gefunden. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu. Mohammed Sinwar ist der jüngere Bruder des ehemaligen Hamas-Führers Yahya Sinwar, der im vergangenen Oktober im südlichen Gazastreifen von der israelischen Armee getötet wurde.
Die israelische Luftwaffe hatte laut eigenen Angaben in der vergangenen Woche mehr als 670 Hamas-Ziele im Gazastreifen angegriffen, „um die feindlichen Vorbereitungen zu stören und die Bodenoperation zu unterstützen“. Zu den Zielen gehörten laut Armee Waffenlager, Terrorzellen, Tunnel und Panzerabwehranlagen.
🚨 Breaking: Saudi report that Muhammad Sinwar's body was found in a tunnel in Gaza.
— Dr. Eli David (@DrEliDavid) May 18, 2025
His elimination is confirmed. He joins his brother in hell. pic.twitter.com/sfRTLceYmr
Israels Offensive im Gazastreifen: Berichte über getötete Kinder
Die israelischen Streitkräfte gaben an, dass die Truppen bei der seit Samstag laufenden Bodenoffensive im Gazastreifen bisher Dutzende Terroristen getötet und die ober- und unterirdische terroristische Infrastruktur zerstört hätten. Nach Informationen der Times of Israel seien unter den Todesopfern auch zahlreiche Zivilisten. Demnach seien im Norden des Gazastreifens bei einem Angriff auf ein Haus im Flüchtlingslager Jabaliya neun Familienangehörige getötet worden, wie die Rettungsdienste des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums des Gazastreifens mitteilten. Ein weiterer Angriff auf ein Wohnhaus in Jabaliya tötete nach Angaben des Zivilschutzes, der der Hamas untersteht, zehn Menschen – darunter sieben Kinder und eine Frau.
Israel macht immer wieder die Hamas für die zivilen Opfer verantwortlich, da die Terrorgruppe tief in der Zivilbevölkerung verwurzelt ist und zudem ihr Tunnelnetz unter zivilen Gebieten ausbaut – unter anderem in der Nähe von Krankenhäusern, Schulen und Flüchtlingslagern.
Operation „Gideons Streitwagen“: Israels Vorgehen weckt Vorwürfe ethnischer Säuberung
Vor wenigen Tagen hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärt, mit der neuen Offensive den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung der noch immer festgehaltenen Geiseln zu erreichen. Die Armee soll im Zuge der groß angelegten Offensive nach dem Willen der Regierung den Gazastreifen erobern und auf Dauer besetzt halten. Der Plan sieht nach Angaben aus Regierungskreisen auch vor, die palästinensische Bevölkerung vom Norden in den Süden zu bewegen.
Israel habe eine Behörde eingerichtet, die es den Bewohnern des Gazastreifens „erlauben wird, zu gehen, aber wir brauchen Länder, die bereit sind, sie aufzunehmen“, sagte Netanjahu. Er geht davon aus, dass „mehr als 50 Prozent“ der Palästinenser den Gazastreifen verlassen würden, wenn sie die Möglichkeit hätten.
Der Plan für die Operation „Gideons Streitwagen“ wurde von Israels Sicherheitskabinett genehmigt. Ein israelischer Beamter sagte daraufhin gegenüber der britischen Zeitung The Guardian, der Plan beinhalte „die Eroberung des Gazastreifens und die Besetzung der Gebiete“. Israels Drohungen, die Kontrolle über den Gazastreifen dauerhaft zu übernehmen, lösten weltweit Empörung aus. Das Vorgehen Israels schürt die Befürchtungen hinsichtlich ethnischer Säuberungen in den besetzten Gebieten.

