Krieg in Nahost

Gaza-Krieg: Hamas „akzeptiert“ Vorschlag zur Feuerpause, Israel widerspricht

Die Hamas hat nach eigenen Angaben einem Vorschlag Ägyptens und Katars für eine Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt. Doch Israel äußert Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Friedensbemühungen.

Israelische Soldaten beobachten am Kontrollpunkt „Erez Crossing“ Lastwagen, die humanitäre Hilfe in den nördlichen Gazastreifen liefern. 
Israelische Soldaten beobachten am Kontrollpunkt „Erez Crossing“ Lastwagen, die humanitäre Hilfe in den nördlichen Gazastreifen liefern. Imago

Die radikalislamische Hamas hat nach eigenen Angaben einem Vorschlag Ägyptens und Katars für eine Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt.

Der Leiter des Politbüros der Hamas, Ismail Hanija, habe beide Vermittler darüber informiert, dass die Hamas ihren Vorschlag für eine Vereinbarung über eine Waffenruhe annehme, teilte die Palästinenserorganisation am Montag auf ihrer Website mit. Dazu habe er mit dem Ministerpräsidenten Katars, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, und dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel telefoniert.

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„Wir überprüfen diese Antwort jetzt und diskutieren sie mit unseren Partnern in der Region“, sagte am Montag der Sprecher des US-Außenministeriums in Washington, Matthew Miller. Er verwies darauf, dass sich der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Bill Burns, derzeit im Nahen Osten aufhält, um auf eine Waffenruhe hinzuarbeiten.

Nach israelischen Angaben soll die Hamas jedoch nur einem „aufgeweichten“ Vorschlag zur Feuerpause zugestimmt haben. Dieser sei für die israelische Seite „nicht akzeptabel“. Der israelische Fernsehsender Channel 12 berichtete, Israel warte auf Angaben der Vermittler. Ein namentlich nicht genanntes Kabinettsmitglied sprach dem Sender zufolge von einem Täuschungsmanöver der Hamas, um Israel als Verweigerer darzustellen. Der israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir sagte Medienberichten zufolge: „Es gibt nur eine Antwort auf die Tricks und Spiele der Hamas: einen sofortigen Befehl, Rafah zu erobern, den militärischen Druck zu erhöhen und Hamas weiter bis zur vollständigen Niederlage zu bedrängen.“

Menschen im Gazastreifen feiern

Nach Angaben eines AFP-Reporters vor Ort feierten die Menschen im Gazastreifen am Montagabend die Zustimmung der Hamas zu dem Abkommen. In den Straßen der südlich gelegenen Stadt Rafah riefen Menschen demnach Parolen, weinten Freudentränen und schossen in die Luft.

Israel und die Hamas verhandeln seit Monaten nicht direkt miteinander, es gibt aber Gespräche. Deren Schwerpunkt war zuletzt aus Katar nach Ägypten verlegt worden. Insgesamt hatten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Organisationen am 7. Oktober mehr als 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Im Laufe einer einwöchigen Feuerpause Ende November vergangenen Jahres hatte die Hamas 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen. Es war zuletzt befürchtet worden, dass von den noch immer im Gazastreifen vermuteten 133 Geiseln inzwischen viele nicht mehr am Leben sind.

Die Hamas forderte bis zuletzt einen umfassenden Waffenstillstand, einschließlich eines vollständigen Abzugs der israelischen Armee aus dem Gazastreifen. Israel, das die komplette Zerschlagung der Hamas zum Ziel erklärt hat, lehnte dies bisher ab. Außenminister Israel Katz hatte zuletzt erklärt, sein Land sei bereit, den angekündigten Militäreinsatz in der Stadt Rafah zu verschieben, sollte ein Deal zur Freilassung von Geiseln zustande kommen. Erst am Montag hatte das israelische Militär Menschen in Rafah im südlichen Gazastreifen zur Evakuierung aufgerufen.