Geheimdokumente zum Ukraine-Krieg

Brisantes Geheimdienst-Leak: FBI nimmt Mitarbeiter des US-Militärs fest

Ermittler in den USA suchen fieberhaft nach dem Ursprung des massiven Geheimdienst-Datenlecks. Nun gerät ein Militärmitarbeiter aus Massachusetts ins Visier. Es kommt zur Festnahme.

Auf diesem Videostandbild blockiert die Polizei eine Straße. In einem der größten Geheimdienst-Skandale rund um geleakte Dokumente um den Krieg in der Ukraine in den USA ist ein Verdächtiger festgenommen worden. 
Auf diesem Videostandbild blockiert die Polizei eine Straße. In einem der größten Geheimdienst-Skandale rund um geleakte Dokumente um den Krieg in der Ukraine in den USA ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Michelle R. Smith/AP

Washington-Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung brisanter US-Geheimdienstinformationen im Internet hat die Bundespolizei FBI im Bundesstaat Massachusetts einen Verdächtigen festgenommen. Bei dem Mann handelt es sich um einen Mitarbeiter des Militärs, sagte US-Justizminister Merrick Garland am Donnerstag in Washington. CNN zeigte Bilder von der Festnahme im Fernsehen.

US-Medien hatten zuvor erste Details zu den Ermittlungen und über den mutmaßlichen Maulwurf in Umlauf gebracht. Bei dem Militärmitarbeiter handelt es sich demnach um einen 21-Jährigen aus dem Bundesstaat Massachusetts. Es sei ein Angehöriger der Nationalgarde namens Jack T., der eine Chat-Gruppe auf der bei Videospielern beliebten Plattform Discord geleitet habe

Die Washington Post hatte zuvor unter Berufung auf Mitglieder der Gruppe ausführlich über den jungen Mann berichtet, den manche „OG“ genannt hätten. Später identifizierte die Zeitung ihn ebenfalls mit seinem bürgerlichen Namen. Er habe die brisanten Unterlagen zunächst als Abschriften mit der Chat-Gruppe geteilt und später dort Fotos von ausgedruckten Dokumenten hochgeladen. Die New York Times schrieb, Details der Inneneinrichtung aus dem Elternhaus des 21-Jährigen, die auf Familienfotos in sozialen Medien veröffentlicht worden seien, stimmten mit Details am Rand einiger Fotos der veröffentlichten Geheimdokumente überein.

Geheimdokumente zum Ukraine-Krieg schon seit Wochen im Netz

Schon seit Wochen kursieren im Internet geheime Dokumente von US-Stellen - angeblich vom Nachrichtendienst CIA und vom Pentagon - zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine: Informationen zu Waffenlieferungen, Einschätzungen zum Kriegsgeschehen. Aber auch Details zu angeblichen Spähaktionen der USA gegen Partner. Unklar ist, was davon authentisch ist und was möglicherweise bearbeitet worden sein könnte. Für die US-Regierung ist die Sache höchst unangenehm. Es stellen sich Fragen dazu, wie verlässlich die Amerikaner sind, wie gut sie ihre Geheimnisse und die ihrer Partner schützen und wie loyal sie Verbündeten gegenüber sind.

US-Medien berichteten kurz vor Ostern erstmals über das Leck, ohne die Dokumente selbst zu veröffentlichen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erfuhr nach eigenen Angaben erst zu dem Zeitpunkt, etwa vor einer Woche von dem Datenleck - obwohl das Material da schon wochenlang im Netz umherging.

„OG“: Waffennarr mit Hang zu Verschwörungstheorien

Ein Bericht der Washington Post legte am späten Mittwochabend (Ortszeit) als erstes umfangreiche Details über den möglichen Maulwurf offen. In dessen Chat-Gruppe hätten sich rund zwei Dutzend junge Leute mit Vorliebe für Waffen und Militärausrüstung zusammengeschlossen. Die Runde habe sich 2020 während der Corona-Pandemie gegründet. Der Mann mit dem Spitznamen „OG“ wird beschrieben als charismatischer Waffennarr mit düsteren Ansichten und einem Hang zu Verschwörungstheorien rund um die US-Regierung, die Geheimdienste und die Strafverfolgungsbehörden.

Andere in der Gruppe hätten ihn bewundert. „Er ist fit. Er ist stark. Er ist bewaffnet. Er ist trainiert. So ziemlich alles, was man von einem verrückten Film erwarten kann“, sagte eines der Mitglieder. „OG“ habe der Gruppe erzählt, dass er auf einem Militärstützpunkt, wo er arbeitete, an die Dokumente gelangt sei. Dort habe er laut eigener Darstellung Teile des Tages in einer abgesicherten Einrichtung verbracht, in der Mobiltelefone und andere elektronische Geräte verboten gewesen seien, mit denen Fotos oder Videos gemacht werden können. Daher habe er die Dokumente zunächst abgeschrieben. Als sich das Abschreiben als zu mühsam erwies, begann er laut der Zeitung, Bilder zuvor ausgedruckter Papiere zu posten.