Politik

„Fast wie Hohn“: Stegner über Standing Ovations für Klingbeil auf Parteitag

Der SPD-Chef Lars Klingbeil wurde in seinem Amt bestätigt – wenn auch mit deutlich schlechterem Ergebnis. Am Verhalten der Sozialdemokraten gibt es einiges an Kritik – auch intern.

Lars Klingbeil wurde mit 64,9 Prozent im Amt bestätigt.
Lars Klingbeil wurde mit 64,9 Prozent im Amt bestätigt.dts Nachrichtenagentur/imago

Am Wochenende wurde der SPD-Parteichef Lars Klingbeil in seinem Amt bestätigt – wenn auch mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als bei der Wahl zuvor. Der Parteitag der Sozialdemokraten war auch Thema bei der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ am Dienstagabend. Zu Gast war Ralf Stegner, der zuletzt als Inititator eines „Manifests“ für Furore innerhalb der Partei sorgte.

Stegner zeigte sich sichtlich erstaunt über das Wahlergebnis von Klingbeil. Er wurde mit 64,9 Prozent als Co-Parteichef wiedergewählt. Damit verschlechterte er sich im Vergleich zum letzten Parteitag deutlich. Im Dezember 2023 wurde er mit 85,6 Prozent der Stimmen gewählt. Bärbel Bas wurde mit 95 Prozent zur neuen Co-Vorsitzenden der SPD gewählt. „Es gab relativ wenig kontroverse Debatte, und dann so ein Stimmergebnis!“, kommentierte Stegner.

Stegner kritisiert „ritualisierte Standing Ovations“ auf Parteitag

„Ich habe zu denen gehört, die auf dem Parteitag den Parteivorsitzenden nicht persönlich attackiert haben, aber in der Sache Kritik geübt haben. Andere haben das nicht getan. Das finde ich nicht besonders gut. Ich finde die Art und Weise, das per Stimmzettel zu erledigen, statt in der Sache Kritik zu üben – die gefällt mir nicht!“ Mit einem Manifest hatten Stegner und andere prominente Sozialdemokraten eine Kehrtwende in der Russlandpolitik und Abrüstung gefordert.

In der Runde stieß das Verhalten der Sozialdemokraten auf dem Parteitag auf weitere Kritik. Journalistin Kerstin Münstermann merkte an: „Er hat Standing Ovations bekommen, da hat keiner gesagt, lieber Lars, du hast uns das Übel der Regierung gebracht und du solltest doch bitte nicht mehr als Parteivorsitzender antreten!“. Weiter fragte Münstermann: „Was ist das überhaupt für ein Vorgang, den neuen Parteivorsitzenden so zu beschädigen. Stand wirklich zur Disposition, dass er hinwirft?“, fragte Moderator Markus Lanz. Laut Münstermann habe diese Überlegung Klingbeil „zumindest kurzzeitig mal durchzuckt“.

Stegner zeigt sich genervt von den „ritualisierten Standing Ovations“. Wenn dies auch bei vergleichsweise sehr schlechten Ergebnissen gemacht werden, „dann ist das ja fast ein bisschen wie Hohn“. Weiter erklärte er, dass er „Verständnis“ dafür gehabt hätte, wenn Klingbeil hingeworfen hätte.