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Joachim Gauck: „Sehe bei Höcke manchmal Goebbels vor mir“

In einem Interview übt der Ex-Bundespräsident scharfe Kritik an AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Dieser erinnere ihn manchmal an Nazi-Minister Joseph Goebbels.

Joachim Gauck, Bundespräsident a.D.
Joachim Gauck, Bundespräsident a.D.Jens Kalaene/dpa

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke erinnert den ehemaligen Bundespräsident Joachim Gauck laut dessen Aussagen gelegentlich an Nazi-Propagandaminister Joseph Goebbels. Wenn er Höcke sprechen höre, sehe er „manchmal einen Goebbels vor mir“, sagte Gauck am Mittwoch im Spiegel-Format „Spitzengespräch“. Auf die Frage, ob jemand wie Höcke ein Extremist sei, antwortete Gauck: „Wenn wir ihn sprechen hören, was haben wir dann für ein inneres Bild? Ich habe ein inneres Bild – das wird ihm nicht gefallen.“

Ebenso kritisierte Gauck den Umgang der Partei mit „völkisch denkenden“ Menschen in den eigenen Reihen. „Denken Sie an eine andere Führungskraft wie Alexander Gauland, der wirklich aus dem Kern des konservativen Denkens und politischen Handelns kommt“, sagte der 83-Jährige weiter. „Wenn aus diesem Milieu der Gebildeten dann plötzlich akzeptiert wird, dass völkisches Sprachgut und völkisch denkende Menschen in Führungspositionen in meiner Partei gelangen – da ist doch irgendwann Schluss.“

Gauck hatte auf der Leipziger Buchmesse Ende April sein neues Buch mit dem Titel „Was unsere Demokratie von außen und innen bedroht“ vorgestellt, dass er zusammen mit der Publizistin Helga Hirsch geschrieben hat. Angesichts multipler schwerer Krisen schlage gerade „die große Stunde der Verführer und der Nationalisten“, sagte Gauck anlässlich der Buchveröffentlichung der Süddeutschen Zeitung. Allerdings betonte der 83-Jährige auch: „Längst nicht alle, die etwa AfD (...) wählen, sind Faschisten.“