Die deutsche Reise-Influencerin „Margaritta“ sorgt mit ihrer Schwärmerei für Afghanistan unter Taliban-Herrschaft für heftige Diskussionen. Auf TikTok beschreibt die 33-Jährige ihre dreimonatige Soloreise als „fantastisch“ und berichtet, sie sei „wie eine Königin behandelt“ worden. Menschenrechtler warnen hingegen vor einer gefährlichen Verharmlosung des Taliban-Regimes.
Margaritta ist Teil eines Trends, bei dem westliche Influencer Afghanistan als Abenteuer-Reiseziel inszenieren – trotz massiver Unterdrückung von Frauen. „Das ist keine harmlose Reisewerbung, sondern Propaganda, die das Leiden der afghanischen Frauen ausblendet“, kritisiert die renommierte Aktivistin Orzala Nemat. Sie spricht von „neokolonialem Tourismus“, der ein Regime legitimiert, das Frauen Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit systematisch verwehrt.
Auch britische Influencerin verteidigt Reisen ins Taliban-Afghanistan
Die britische Vloggerin Zoe Stephens, die Afghanistan bereits dreimal bereist hat, teilt Margarittas Blick auf das Land – und stößt damit auf Kritik. „Von den Frauen in Afghanistan sehen wir nur die Umrisse hinter Burkas“, sagte sie gegenüber NBC News. „Aber als ich dort ankam, wurde mir klar, dass es viel mehr Nuancen gibt.“ Stephens betont, dass viele Begegnungen mit afghanischen Frauen nicht in Videos auftauchen, weil „sie sehr privat sind“. Sie sieht die „Stärke der afghanischen Frauen darin, dass sie es nicht nur zeigen müssen“.
Stephens betreibt das Reiseunternehmen Koryo Tours, das neben Afghanistan auch Reisen nach Nordkorea anbietet, und teilt ihre Erlebnisse mit über 70.000 Followern auf Instagram. Doch Kritiker werfen ihr vor, westliche Freiheiten auszuleben; die Afghaninnen selbst unterdrückt bleiben.

Besonders perfide: Taliban-nahe Accounts verbreiten Reisevideos westlicher Influencer gezielt, um das internationale Image des Regimes aufzupolieren. So wurde ein viraler Clip bekannt, in dem vermeintliche Geiseln plötzlich lachend als Touristen präsentiert werden.
„Während westliche Influencerinnen Selfies posten, dürfen Afghaninnen nicht einmal alleine auf die Straße“, mahnt Orzala Nemat. Tourismus, so befürchtet sie, könne so zum Finanzierungsinstrument der Taliban werden.

