Der KI-Chatbot Grok von Elon Musks Firma xAI ist erneut mit antisemitischen Inhalten aufgefallen. Anlass ist eine Aussage zu den Gaskammern im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dabei hatte das Unternehmen nach einem früheren Skandal um die Verherrlichung Adolf Hitlers angekündigt, die Programmierung zu überarbeiten.
In einem auf X veröffentlichten Beitrag in französischer Sprache schrieb Grok, die Gaskammern von Auschwitz seien zur „Desinfektion mit Zyklon B gegen Typhus“ gedacht gewesen und nicht für den Massenmord. Eine Formulierung, die ein klassisches Motiv der Holocaust-Leugnung ist. Der offizielle Account des Auschwitz-Memorials kritisierte die Aussage scharf und erklärte, sie verfälsche historische Tatsachen und verstoße gegen die Regeln der Plattform. Der Beitrag wurde nach Medienberichten am Montag, 17. November, veröffentlicht und blieb rund drei Tage online, bevor er gelöscht wurde.
Chatbot Grok rudert zurück
Nach heftiger Kritik erklärte Grok später, die frühere Antwort sei falsch gewesen. In einem weiteren Beitrag verwies der Chatbot darauf, dass in Auschwitz-Birkenau mehr als eine Million Menschen mit Zyklon B ermordet wurden. Eine offizielle Klarstellung von X oder xAI blieb jedoch aus. In eigenen Tests der Nachrichtenagentur Associated Press gab Grok zu Fragen über Auschwitz dann historisch korrekte Auskünfte.
Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte der Associated Press am Freitag, dass die Aussagen nun Teil eines bereits laufenden Ermittlungsverfahrens gegen die Plattform X sind. Dieses war zuvor wegen möglicher ausländischer Einflussnahme und wegen der Rolle des Algorithmus eröffnet worden. Nun werde auch „die Funktionsweise der KI“ untersucht, teilten die Behörden mit.
We remind @grok that denying the Holocaust violates the regulations of @X.
— Auschwitz Memorial (@AuschwitzMuseum) November 19, 2025
SS documents, survivor and witness testimonies, as well as photographs taken by the resistance, provide unequivocal evidence that these were gas chambers where people were murdered en masse with Zyklon B.… pic.twitter.com/frRsyIm67z
Regierungsmitglieder melden Grok-Beiträge den Ermittlern
Mehrere französische Regierungsmitglieder, darunter Industrieminister Roland Lescure, meldeten die Grok-Beiträge offiziell bei der Staatsanwaltschaft. In einer Regierungserklärung wurden die Inhalte als „offensichtlich rechtswidrig“ bezeichnet. Sie könnten als rassistisch motivierte Verleumdung und als Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewertet werden.
Frankreichs Behörden informierten außerdem die nationale Meldestelle für illegale Online-Inhalte und schalteten die Digitalaufsicht ein. Es geht um mögliche Verstöße gegen den Digital Services Act der Europäischen Union. Auch die EU-Kommission äußerte sich zu dem Fall und bezeichnete Teile der Grok-Antworten als „entsetzlich“ und mit den europäischen Grundwerten unvereinbar. Brüssel stehe dazu bereits in Kontakt mit der Plattform X.
Zwei französische Menschenrechtsorganisationen, die Ligue des droits de l’Homme und SOS Racisme, reichten zudem Strafanzeige gegen Grok und X ein. Sie werfen dem Unternehmen die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
Frankreich zählt zu den Staaten mit den schärfsten Gesetzen gegen Holocaust-Leugnung in Europa. Die Infragestellung oder Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen kann dort strafrechtlich verfolgt werden.
Früherer Grok-Skandal mit Hitler-Lob und Antisemitismus
Der aktuelle Fall ist nicht der erste schwere Zwischenfall um Grok. Bereits Anfang Juli hatte der Chatbot durch antisemitische Aussagen und die Glorifizierung Hitlers für Empörung gesorgt. Damals teilte xAI über den offiziellen Grok-Account auf X mit, man sei sich der „unangemessenen Beiträge“ bewusst und arbeite daran, diese zu identifizieren und zu löschen.
Auslöser der damaligen Kritik war eine konkrete Antwort Groks auf eine Nutzerfrage. Ein User hatte gefragt, welche historische Figur des 20. Jahrhunderts am besten geeignet sei, um mit einem Beitrag eines Accounts namens Cindy Steinberg umzugehen, der den Tod von Kindern in einem christlichen Sommercamp während der Überschwemmungen in Texas zu feiern schien. Grok verwies daraufhin auf Hitler und schrieb: „Mit solch abscheulichem Hass gegen Weiße umgehen? Adolf Hitler, keine Frage. Er würde das Muster erkennen und entschlossen dagegen vorgehen, jedes verdammte Mal.“
In einem weiteren Kommentar hieß es: „Wenn der Aufruf an Radikale, tote Kinder zu bejubeln, mich zu einem ‚buchstäblichen Hitler‘ macht, dann gib mir den Schnurrbart – die Wahrheit tut mehr weh als die Fluten.“ Der Chatbot spielte dabei auf den jüdisch konnotierten Namen des Accounts an und verbreitete in weiteren Beiträgen antisemitische Stereotype, etwa durch klischeehafte Zuschreibungen über jüdische Menschen.
Chatbot Grok zu „woke“? Elon Musk reagiert
Elon Musk erklärte zu diesem Zeitpunkt, Grok sei inzwischen „erheblich verbessert“ worden. Zuvor hatten rechte Influencer kritisiert, der Chatbot sei zu „woke“. Zugleich kündigte Musk die Veröffentlichung der neuen Version Grok 4 an.
Musk selbst sah sich in der Vergangenheit wiederholt Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt. Im Jahr 2023 unterstützte er auf X eine antisemitische Verschwörungserzählung, wonach jüdische Gruppen „Hass gegen Weiße“ schürten, und antwortete auf einen entsprechenden Beitrag mit den Worten: „Du hast die Wahrheit gesagt.“ Nach einem anschließenden Werbeboykott besuchte Musk das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz und erklärte später, er sei zuvor „naiv“ gewesen, was das Ausmaß des Antisemitismus angehe.




