Türkei

Panik in Istanbul: Menschen stürzen sich bei Erdbeben aus Häusern – über 150 Verletzte

Die Erdbeben in Istanbul versetzen Menschen in der Metropole in Angst und Schrecken. Verletzte gab es vor allem bei Versuchen, sich zu retten.

Bewohner Istanbuls warten in einem Park darauf, dass sie in ihre Häuser zurück können.
Bewohner Istanbuls warten in einem Park darauf, dass sie in ihre Häuser zurück können.Yasin Akgul/AFP

In Istanbul werden nach dem Erdbeben 151 Verletze behandelt. Sie seien „aus Panik aus der Höhe gesprungen“, schrieb das Istanbuler Gouverneursamt auf der Plattform X. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Innenminister Ali Yerlikaya schrieb auf der Plattform X, es gebe bislang keine Kenntnisse über Tote. Über größere Sachschäden war zunächst nichts bekannt. Die Stadt wird seit dem Mittag immer wieder von Beben erschüttert, das stärkste mit 6,2.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach den Betroffenen bei einer Veranstaltung in der Hauptstadt Ankara seine Genesungswünsche aus. Alle staatlichen Institutionen befänden sich derzeit in voller Alarmbereitschaft und verfolgten die Lage genau. Einsatzteams untersuchten die Lage vor Ort „mit größter Sorgfalt“. „Gott sei Dank gibt es momentan keine bedenkliche Lage“, sagte Erdogan.

Keine Entwarnung in Istanbul - Experten warnen vor größerem Erdbeben

Einem ersten Beben um 12.49 Uhr (11.49 Uhr MESZ) folgten drei weitere mit einer Stärke zwischen 3,9 und 4,9, wie die nationale Katastrophenschutzbehörde Afad auf X mitteilte. Als die Häuser anfingen zu zittern, versuchten Tausende Menschen in Panik, die Gebäude zu verlassen. „Ich habe das Beben gespürt und bin rausgerannt“, sagte ein Maler in der Nähe des Galata-Turms, der vier Stockwerke herunterrasen musste.

Auch am späten Nachmittag gab es bisher keine Entwarnung. Istanbul lebt in der Furcht vor dem „Big One“: Einige südliche Stadtbezirke sind nur 15 Kilometer von der Nordanatolischen Verwerfung entfernt, die zu den aktivsten Erdbebenzonen der Erde gehört. Einige Experten halten ein Erdbeben der Stärke 7 bis zum Jahr 2030 für möglich, wodurch hunderttausende Gebäude ganz oder teilweise einstürzen könnten.

Das Hauptbeben werde noch kommen, schrieb Erdbebenforscher Naci Görür auf der Plattform X. Im Marmarameer vor der 16-Millionen-Stadt verläuft eine tektonische Plattengrenze. Die aktuellen Erschütterungen erhöhten die Spannungen, so Görür. In einem früheren Interview hatte er gesagt, er erwarte Hunderttausende Tote bei einem Beben.

„Jedes fünfte Haus in Istanbul – fast 1,5 Millionen – gilt als baufällig“, sagte Murat Kurum. Der Umweltminister bezeichnete die Erdbebenbekämpfung kürzlich als eine Frage der nationalen Sicherheit. 1999 forderte ein Erdbeben der Stärke 7,4 17.000 Menschenleben, und im vergangenen Jahr warnte der türkische Umweltminister, Istanbul sei nicht in der Lage, einem weiteren Erdbeben standzuhalten.

Die verheerenden Doppelbeben im Südosten der Türkei und in Syrien im Februar 2023 erreichten die Stärke 7,6 bzw. 7,7 und forderten 55.000 Todesopfer.