Demokraten im Kontrollausschuss des US-Repräsentantenhauses haben am Donnerstag eine weitere Serie von Fotos aus dem Nachlass des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein veröffentlicht. Die Bilder stammen aus einem Konvolut von mehr als 95.000 Aufnahmen, die Epsteins Nachlass nach Vorladungen an den Kongress übergeben hatte. Mehrere US-Medien berichten übereinstimmend über die Veröffentlichung.
Nach Angaben der Demokraten wurden diesmal 68 Fotos öffentlich gemacht. Sie seien „so veröffentlicht worden, wie sie eingegangen sind“, erklärten Mitglieder des Ausschusses. Angaben zu Zeitpunkt, Ort oder Urheber der Aufnahmen lägen nicht vor. Gesichter und persönliche Daten möglicher Opfer seien geschwärzt worden.
Bill Gates, Chomsky und weitere bekannte Gesichter
Die Aufnahmen zeigen mehrere bekannte Persönlichkeiten, die nachweislich Kontakt zu Epstein hatten. Zwei Fotos zeigen den Microsoft-Mitgründer Bill Gates in Innenräumen neben Frauen, deren Gesichter unkenntlich gemacht wurden. Wo und wann die Bilder entstanden, bleibt offen. Gates hatte früher erklärt, es sei ein „großer Fehler“ gewesen, Zeit mit Epstein zu verbringen. Sein Sprecher betonte mehrfach, Epstein habe nie für Gates gearbeitet.

Weitere Fotos zeigen den Philosophen und politischen Aktivisten Noam Chomsky gemeinsam mit Epstein an Bord eines Flugzeugs. Auch Chomsky hatte in der Vergangenheit eingeräumt, Epstein gekannt zu haben. US-Medien weisen ausdrücklich darauf hin, dass aus der bloßen Existenz der Bilder kein Fehlverhalten abgeleitet werden könne.
In der neuen Veröffentlichung finden sich zudem Aufnahmen des früheren Trump-Beraters Steve Bannon sowie weiterer bislang nicht identifizierter Männer in Epsteins Umfeld.

Ausweisdokumente – darunter ein ukrainischer Pass
Besondere Aufmerksamkeit erregen mehrere Fotos von Ausweisdokumenten. Darunter befinden sich stark geschwärzte Pässe von Frauen aus verschiedenen Ländern, unter anderem aus der Ukraine, Russland, Tschechien, Südafrika und Litauen. Alle persönlichen Angaben sind unkenntlich gemacht, lediglich Geschlecht und Herkunftsländer bleiben erkennbar.
US-Medien verweisen darauf, dass Epstein nach seiner Verurteilung im Jahr 2006 wegen der Anwerbung einer Minderjährigen in Florida verstärkt junge Frauen aus Osteuropa ins Visier genommen haben soll. Die Demokraten betonten jedoch, dass auch diese Fotos ohne Kontext übergeben worden seien.

Chatverlauf über „Mädchen“ und 1000 Dollar
Zu den brisantesten Inhalten zählt ein Screenshot eines Chatverlaufs, dessen Absender und Empfänger unbekannt sind. In den Nachrichten ist davon die Rede, „Mädchen zu schicken“. Eine Person schreibt, eine Bekannte verlange „1000 Dollar pro Frau“. Anschließend heißt es: „Ich schicke dir jetzt Mädchen. Vielleicht ist jemand gut für J?“
Der Screenshot enthält außerdem eine detaillierte Beschreibung einer jungen Frau mit Angaben zu Alter, Größe, Gewicht und Körpermaßen. Die Altersangabe „18 Jahre“ ist sichtbar, ebenso der Hinweis, dass die Person aus Russland anreisen würde. Die Demokraten erklärten, sie hätten zahlreiche Details geschwärzt, um mögliche Opfer zu schützen. Wer an dem Austausch beteiligt war und auf wen sich die Nachrichten beziehen, ist unklar.

„Lolita“-Zitate und weitere verstörende Motive
Weitere Bilder zeigen handschriftliche Zitate aus dem Roman „Lolita“ von Vladimir Nabokov, geschrieben auf Körperteile von Frauen. Der Roman handelt von der sexuellen Obsession eines Mannes mit einem minderjährigen Mädchen. Ob die Aufnahmen dieselbe Person zeigen oder in welchem Zusammenhang sie entstanden, ist nicht bekannt.
Zusätzlich veröffentlicht wurden Fotos von Medikamenten sowie Bau- und Lageplänen für Epsteins karibische Inseln. Die Zeichnungen zeigen Entwicklungs- und Bauvorhaben, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die Nutzung einzelner Räume zu.

Politischer Druck vor Veröffentlichung der „Epstein Akten“
Hintergrund der Veröffentlichungen ist eine gesetzliche Frist, nach der das US-Justizministerium bis Freitag umfangreiche Ermittlungsakten zum Fall Epstein offenlegen soll. Der ranghöchste Demokrat im Kontrollausschuss, Robert Garcia, erklärte, die neuen Bilder warfen „weitere Fragen darüber auf, was das Justizministerium besitzt“. Ziel sei Transparenz.
Republikaner werfen den Demokraten hingegen vor, gezielt einzelne Bilder auszuwählen, um politische Narrative zu bedienen. Opfer von Epstein kritisieren laut US-Medien die schrittweise Veröffentlichung ohne Vorwarnung als belastend und retraumatisierend.
Epstein war 2019 in einer Haftanstalt in New York gestorben. Offiziell habe er sich das Leben genommen, doch Berichten zufolge gibt es daran Zweifel. Die Ermittlungen zu seinem Netzwerk und zur Rolle staatlicher Stellen dauern an.


