Gasmangel

Energiekrise: Frankreich liefert erstmals Gas nach Deutschland

Gas aus Russland fließt schon lange nicht mehr. Dafür wird es seit Donnerstag zum ersten Mal aus Frankreich bezogen. Doch es gibt eine Besonderheit. 

Blick auf die Erdölraffinerie von Esso in Fos-sur-Mer. Frankreich hat in der Energiekrise mit der Lieferung von Erdgas an Deutschland begonnen.  
Blick auf die Erdölraffinerie von Esso in Fos-sur-Mer. Frankreich hat in der Energiekrise mit der Lieferung von Erdgas an Deutschland begonnen. AP/Daniel Cole

Frankreich hat im Rahmen der deutsch-französischen Energiepartnerschaft am Donnerstag erstmals Gas direkt nach Deutschland geliefert. Um 6 Uhr morgens sei erstmals Gas aus Frankreich über den Grenzort Medelsheim im Saarland nach Deutschland geflossen, teilte der französische Gasnetzbetreiber GRTgaz mit.

Zunächst lag die Menge bei 31 Gigawattstunden pro Tag, geplant sind bis zu 100 Gigawattstunden täglich. Dies entspricht etwa drei Prozent der Menge, die Deutschland derzeit täglich importiert.

Gaslieferung aus Frankreich: Die Leitung aus Russland wird jetzt umgedreht

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten sich Anfang September auf gegenseitige Energielieferungen geeinigt. Deutschland liefert im Gegenzug Strom nach Frankreich, wo derzeit etwa 30 Atomreaktoren wegen Wartungsarbeiten und technischer Probleme heruntergefahren sind.

Für die Gaslieferungen nach Deutschland wird eine Leitung genutzt, durch die bislang Gas in die umgekehrte Richtung floss, unter anderem auch aus Russland. Sie gehört zur Mittel-Europäischen Gasleitung (Megal), die quer durch Süddeutschland Richtung Tschechien verläuft.

Ein technisches Problem besteht darin, dass das französische Erdgas bereits mit schwefelhaltigen Geruchsstoffen versetzt ist. In Deutschland werden solche Stoffe erst beigemischt, wenn das Gas an die Haushalte geht. Sie dienen dazu, dass der Austritt von Gas schneller wahrgenommen wird.

Netzbetreiber wurden kurz vor Start über Lieferung informiert

In Einzelfällen sei es nicht ausgeschlossen, „dass besonders spezielle und empfindliche Verbrauchsanwendungen in der Industrie sensibel auf den zusätzlichen Schwefelgehalt im Erdgas reagieren“, heißt es im saarländischen Wirtschaftsministerium.

Die Netzbetreiber im Saarland und in Rheinland-Pfalz sollen jeweils am Vortag über die Lieferungen aus Frankreich informiert werden, so dass die Beigabe von Geruchsstoffen angepasst oder ausgesetzt werden kann. Das Wirtschaftsministerium hält „vermehrte Gasgeruchsmeldungen“ für möglich.