Richterwahl

Nach Eklat um Brosius-Gersdorf: SPD hat neue Kandidatin

Nach dem Eklat um die geplatzte Wahl der Verfassungsrichter hat die SPD eine neue Kandidatin. Über den Vorschlag soll zunächst mit den Koalitionspartnern gesprochen werden.

Frauke Brosius-Gersdorf zog ihre Kandidatur für das Amt der Verfassungsrichterin Anfang des Monats zurück.
Frauke Brosius-Gersdorf zog ihre Kandidatur für das Amt der Verfassungsrichterin Anfang des Monats zurück.Britta Pedersen/dpa

Nach dem Rückzug der SPD-Kandidatin für das Amt der Verfassungsrichterin hat sich die Bundestagsfraktion der Sozialdemokraten auf eine neue Kandidatin für den Richterposten am Bundesverfassungsgericht verständigt. „Wir haben einen Namen, und den werde ich jetzt aber garantiert nicht nennen“, sagte Fraktionschef Matthias Miersch am Donnerstag den Sendern RTL und n-tv.

Die SPD wolle nun zunächst mit dem Koalitionspartner Union, aber auch mit den Oppositionsfraktionen von Grünen und Linken über den Personalvorschlag sprechen.

Geplatzte Wahl von Brosius-Gersdorf sorgte für Ärger

Die zunächst von der SPD vorgeschlagene Rechtsprofessorin Brosius-Gersdorf hatte kurz vor der Sommerpause keine ausreichende Unterstützung aufseiten der Union gefunden. Die Fraktion hatte zunächst Zustimmung zu ihrer Kandidatur bekannt gegeben, wenige Stunden vor der Wahl machte die Union aber einen Rückzieher – wegen mutmaßlicher Plagiatsvorwürfe.

Anfang des Monats gab Brosius-Gersdorf bekannt, von ihrer Kandidatur zurückzutreten. Der Streit um Brosius-Gersdorf hatte die Koalition schwer belastet: Die SPD warf der Union vor, Zusagen nicht eingehalten zu haben. Die SPD-Kandidatin argumentierte in ihrer Rückzugserklärung: „Auch muss verhindert werden, dass sich der Koalitionsstreit wegen der Richterwahl zuspitzt und eine Entwicklung in Gang gesetzt wird, deren Auswirkungen auf die Demokratie nicht absehbar sind“. Die SPD habe bis zuletzt hinter ihr gestanden, großen Zuspruch habe sie auch von der Fraktion der Grünen und der Linken erhalten.

Es sei offenkundig, „dass das, was bei der Verfassungsrichterwahl passiert ist, nicht gut gewesen ist“, sagte Miersch am Donnerstag. Mit seinem Fraktionskollegen Jens Spahn von der CDU sei er dabei, ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen. Auf einer Skala von null bis zehn bewertet er das derzeitige Miteinander mit Spahn bei sieben.

Das Ansinnen, dass sich die Koalitionsfraktionen über gemeinsame Teambuilding-Maßnahmen näherkommen, unterstützt Miersch nach eigenen Worten ausdrücklich. Geplant sei, dass die Fraktionen in der nächsten Sitzungswoche „einen Abend verbringen, um sich kennenzulernen“, sagte der SPD-Politiker. „Es ist ja noch nicht so lange, dass wir in der großen Koalition sind. Es sind auch viele neue Kolleginnen und Kollegen dabei – insofern ist das, finde ich, auch eine angemessene Maßnahme.“