Israel bereitet sich offenbar auf einen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen vor, falls die Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran scheitern. Das berichtet unter anderem Axios unter Berufung auf zwei israelische Quellen. Demnach habe sich die Einschätzung innerhalb der israelischen Geheimdienste in den vergangenen Tagen geändert: von vorsichtiger Hoffnung auf ein Atomabkommen mit der US-Regierung von Donald Trump hin zur Sorge über ein baldiges Scheitern der Gespräche.
Ein Insider betonte, das Zeitfenster für einen erfolgreichen Angriff könne sich bald schließen, was militärisch rasches Handeln erforderlich mache. Die israelische Armee habe bereits Übungen und Vorbereitungen für einen möglichen Schlag durchgeführt, wie zuvor auch CNN berichtet hatte. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte, Premierminister Benjamin Netanjahu warte auf das Scheitern der Verhandlungen und auf einen Moment, in dem Trump enttäuscht genug sei, um grünes Licht für einen Angriff auf den Iran zu geben.
Als Reaktion auf die Berichte hat der iranische Außenminister ein Schreiben an den UN-Generalsekretär geschickt. Darin warnt er, dass Teheran im Falle eines Angriffs auf seine Atomanlagen die US-Regierung unter Trump zur Verantwortung ziehen werde. Ein solcher Angriff würde als gemeinschaftliche Aggression gewertet, heißt es weiter. In einem Beitrag auf X schrieb Abbas Araghtschi am Donnerstag, sein Brief an die UN sei als „ernsthafte Vorwarnung“ zu verstehen. „Art, Inhalt und Umfang unserer Maßnahmen werden davon abhängen, welche präventiven Schritte internationale Institutionen im Rahmen ihres Mandats ergreifen“, erklärte er. Netanjahu „setzt alles daran, die Diplomatie zu sabotieren und von seinem Haftbefehl vor dem IStGH abzulenken.“
Fünfte Runde der Atomgespräche findet am Freitag statt
Die Atomgespräche zwischen dem Iran und den USA sollen nach Angaben des Vermittlerlandes Oman am Freitag in Rom fortgesetzt werden. Die jüngste Runde Anfang Mai in Oman beschrieb Teheran als „schwierig, aber nützlich“, ein US-Regierungsmitarbeiter äußerte sich danach „ermutigt“.
Am Dienstag drückte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei jedoch geringe Erwartungen für zukünftige Verhandlungen mit den USA über das Atomprogramm Teherans aus. „Wir glauben nicht, dass es zu etwas führen wird“, sagte er in einer Rede.
Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, den Bau von Atomwaffen anzustreben. Teheran bestreitet das. Der Iran reichert mittlerweile Uran bis zu einem Grad von 60 Prozent an – was um ein Vielfaches über dem 2015 vereinbarten Grenzwert von 3,67 Prozent liegt. Für die Herstellung von Atomwaffen ist auf 90 Prozent angereichertes Uran nötig.

Während Teheran wiederholt erklärt hat, die Anreicherung von Uran sei für den Iran nicht verhandelbar, bezeichnete US-Sondergesandter Steve Witkoff dies als „rote Linie“. Die USA könnten „nicht einmal ein Prozent an Anreicherung erlauben“, erklärte Witkoff am Sonntag. Irans Außenminister Araghtschi erklärte seinerseits im Onlinedienst X, „Anreicherung im Iran wird weitergehen, ob mit oder ohne einem Abkommen.“
