Wetter

Glatteis in Berlin und viele Stürze: Keine Rettungswagen frei, Löschfahrzeuge transportieren Patienten

Straßen und Gehwege verwandelten sich am Donnerstag in Rutschbahnen. Die Berliner sollen die 112 nur dann wählen, wenn es dringend ist. Ein Rettungswagen soll drei Stunden gebraucht haben.

Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Glatteis in Berlin.
Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Glatteis in Berlin.Uwe Zucchi/dpa

Eisregen hat die Straßen und Wege Berlins und Brandenburgs in Rutschbahnen verwandelt. Die Berliner Feuerwehr hatte am Donnerstag ein stark erhöhtes Einsatzaufkommen. Nach Angaben eines Sprechers registrierten die Einsatzkräfte bis Donnerstagabend, 20 Uhr, etwa 300 zusätzliche Rettungseinsätze, die mit der Glätte zu tun hatten – darunter viele Stürze. „Das ist deutlich über Normalniveau. Das Problem ist, dass unsere Rettungswagen länger für die Anfahrt brauchen“, sagte der Sprecher. Das Gehen war am Donnerstag aufgrund der Eisesglätte vielerorts erschwert.

Am Donnerstagnachmittag hatte der Deutsche Wetterdienst eine amtliche Warnung vor markanter Glätte für die Hauptstadtregion herausgegeben. Sie sollte bis zum späten Abend, 22 Uhr, anhalten. Auch bis zum Freitagmorgen, 10 Uhr, könne es gefährlich werden, hieß es in der Warnung. Die Wetterlage bessere sich im Verlauf des Freitags nicht merklich: Schneegriesel oder gefrierender Sprühregen mit Glatteisbildung seien nach wie vor möglich, so der DWD. Es werde aber etwas wärmer. Die Temperaturen könnten bis in die Plusgrade steigen.

Feuerwehr ruft den „Ausnahmezustand Berlin“ aus

Weil nicht genügend Rettungswagen zur Verfügung standen und gleichzeitig Menschen auf den Straßen verunglückten, rief die Feuerwehr am Donnerstag, 17.37 Uhr, den „Ausnahmezustand Berlin“ aus. Dieser beinhaltet den „Ausnahmezustand Wetter“ und den „Ausnahmezustand Rettungsdienst“, der ohnehin bereits um 16.25 Uhr ausgerufen worden war, weil es, wie so oft, an Sanitätspersonal fehlte. Die Freiwilligen Feuerwehren gingen zusätzlich zur Berliner Berufsfeuerwehr in den Einsatz.

Mit einer so plötzlichen Lage, dass zugleich „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ und „Ausnahmezustand Wetter“ herrschten, war die Berliner Feuerwehr am Donnerstagabend zumindest zeitweise überfordert. So sollten wegen der fehlenden Rettungswagen zwischenzeitlich sogar Löschfahrzeuge Patienten transportieren. In einer schriftlichen Information von ungefähr 19 Uhr an die Freiwilligen Feuerwehren, deren Mitarbeiter aus ehrenamtlichen Rettungshelfern bestehen, hieß es unter anderem: „Je nach Einschätzung und Erkundung vor Ort soll dann eigenständig entschieden werden, ob Ihr gegebenenfalls die Patienten mit dem Löschhilfsfahrzeug kurzfristig selbst ins Krankenhaus transportiert.“ Die Rettungshelfer sollten laut der Mail auch selbständig entscheiden, ob ein weiteres Einsatzmittel wie ein Rettungswagen oder ein Notarzt nachalarmiert wird.

Weil diese umstrittene Weisung der Leitstelle dann doch zu riskant erschien, wies sie um 20.02 Uhr an, Patienten nicht mehr mit Löschfahrzeugen zu transportieren „Somit hat die vorige Info keinen Bestand!“

Laut Berichten von Feuerwehrleuten brauchte ein Rettungswagen in Pankow drei Stunden zum Notfall. Demnach hatte kurz nach 17 Uhr jemand den Notruf 112 gewählt. Als der Rettungswagen schließlich kurz nach 20 Uhr eintraf, hatte sich der mutmaßliche Patient schon selbst entfernt. Eine Bestätigung dafür gab es vonseiten der Behörde bislang nicht.

Die Warnung der staatlichen Katwarn-App
Die Warnung der staatlichen Katwarn-AppBerliner Zeitung

Feuerwehr Berlin: „Meiden Sie die Straßen!“

Die Feuerwehr schrieb auf X, dass alle verfügbaren Rettungswagen besetzt seien. Sie bat, den Rettungsdienst nur in Notfällen zu rufen. Weiter hieß es in dem Post der Feuerwehr: „Meiden Sie die Straßen!“

Erst um 18.05 Uhr, als bereits seit rund zwei Stunden Glatteis herrschte, benachrichtigte die Warnapp Katwarn mit lautem Ton die Nutzer, um vor dem Glatteis zu warnen mit dem Text: „Im gesamten Stadtgebiet ist mit markanter Glätte, insbesondere auf Gehwegen, zu rechnen.“

Mit Katwarn werden Warnungen vom Zivil- und Katastrophenschutz in Gefahrensituationen verbreitet, hauptsächlich über eine Smartphone-App. Gespeist wird die App, die 2011 bundesweit eingeführt wurde, unter anderem von den örtlichen Feuerwehren.