Offener Brief

ChatGPT und Co.: Forscher um Elon Musk warnen vor künstlicher Intelligenz

In einem öffentlichen Schreiben fordern renommierte KI-Forscher – und Elon Musk – einen vorläufigen Entwicklungsstopp. Geht es auch um Konkurrenz in der Branche?

Berichten zufolge plant Elon Musk gerade selbst ein neues KI-Labor.
Berichten zufolge plant Elon Musk gerade selbst ein neues KI-Labor.Susan Walsh/AP

US-Milliardär Elon Musk hat – gemeinsam mit einigen führenden Forschern im Bereich künstlicher Intelligenzen – einen offenen Brief unterschrieben, in dem ein vorläufiger Stopp des aktuellen KI-Booms gefordert wird. Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt seien dazu angehalten, für mindestens sechs Monate ihre Arbeit niederzulegen, um gemeinsam eine Reihe von Sicherheitsprotokollen zu entwickeln. Eine unregulierte und dem Menschen ebenbürtige KI, so fürchten die Erstunterzeichner, würde für die Menschheit ein baldiges Ende bedeuten.

Im Zuge der großen Aufmerksamkeit um Programme wie ChatGPT hätten KI-Forscher einen „unkontrollierten Wettlauf“ um die Entwicklung immer leistungsfähigerer Maschinen begonnen, so die Unterzeichner. In einigen Bereichen könnten sich diese künstlichen Intelligenzen schon jetzt mit dem Menschen messen. Die Forscher sind sich sicher: „Niemand – nicht einmal ihre Erfinder – kann diese Maschinen verstehen, vorhersagen oder zuverlässig kontrollieren“.

Konkurrenz ausgestochen? Auch Elon Musk arbeitet an ChatGPT-Alternative

Mit der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT hatte das US-Unternehmen OpenAI im November letzten Jahres einen weltweiten Hype um künstliche Intelligenzen entfacht. Die verschiedenen Entwickler befinden sich dabei in einem direkten Konkurrenzverhältnis zueinander. So haben große Technikkonzerne wie Google oder Microsoft inzwischen jeweils eigene Alternativen zu ChatGPT angekündigt.

Die zahlreichen prominenten Unterzeichner des Briefes – darunter auch Apple-Mitgründer Steve Wozniak und Zukunftsforscher Yuval Noah Harari – wollen nun einen Entwicklungsstopp erreichen. Dieser beziehe sich aber nur auf solche KIs, die fortschrittlicher als das jüngst von OpenAI veröffentlichte Update „GPT 4“ seien. Sollte so eine Pause nicht kurzfristig umgesetzt werden können, läge es an den Regierungen, ein gesetzliches Moratorium notfalls auch mit Zwang durchzusetzen.

Tesla-Chef Elon Musk ist dabei selbst Mitgründer von OpenAI, hat sich in den vergangenen Jahren aber immer mehr von dem Non-Profit-Unternehmen distanziert. Als vielleicht bekanntestes Gesicht der Tech-Branche zählt 51-Jährige ebenfalls zu den Mitbewerbern im Bereich der KI-Forschung. Im Dezember 2022 kritisierte Musk die Entwickler hinter ChatGPT als „woke“, da diese angeben, gefährliche Informationen und Fake-News auf der Seite zu sperren. Ende Februar kündigte Musk an, eine eigene Alternative zu ChatGPT entwickeln zu wollen.

„Sollen wir den Kontrollverlust über unsere Zivilisation riskieren?“

„Wir müssen uns Fragen“, so heißt es in dem Brief weiter, „sollen wir wirklich alle Jobs automatisieren, auch die, die uns erfüllen? Sollten wir wirklich nicht-menschliche Intelligenzen entwickeln, die uns vielleicht irgendwann übertreffen, überlisten, überflüssig machen und ersetzen werden? Sollen wir wirklich den Kontrollverlust über unsere Zivilisation riskieren?“

In einem öffentlichen Statement hat auch OpenAI bereits eingeräumt, dass die Entwicklung zunehmend fortgeschrittener Sprachmodelle „auch das Risiko des Missbrauchs, drastischer Unfälle und gesellschaftlicher Verwerfungen“ beinhalte. Das mache es für die Gesellschaft aber „weder möglich noch wünschenswert“, die Forschung auf diesem Gebiet für immer einzustellen. Im Gegenteil: „Diese Technologien könnten uns helfen, die Menschheit zu beflügeln, ihren Wohlstand zu vergrößern, die Weltwirtschaft anzukurbeln und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen.“