Nach Betonmischer-Unfall

Berlin: Schwester der toten Radfahrerin appelliert an „Letzte Generation“

Die Zwillingsschwester der von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin bittet die Klima-Aktivisten, ihre Methoden zu überdenken. Ihre Ziele teile sie „zu 100 Prozent“.

Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf: Am Montag vor einer Woche wurde eine Radfahrerin hier von einem Betonmischer überrollt.
Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr stehen an der Bundesallee in Berlin-Wilmersdorf: Am Montag vor einer Woche wurde eine Radfahrerin hier von einem Betonmischer überrollt.dpa/Paul Zinken

Nach dem Tod einer von einem Betonmischer überrollten Radfahrerin in Berlin richtet deren Zwillingsschwester einen Appell an die Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel ruft Anja Umann die Aktivisten auf, ihre Methoden zu überdenken, „ob es nicht vielleicht doch einen anderen Weg gibt, für das Überleben unseres Planeten zu kämpfen, ohne dass andere Menschen möglicherweise zu Schaden kommen.“

„Ich glaube, ich würde ihnen einfach gerne das, was ich erlebt habe, erzählen, und ihnen dann gerne die Chance geben, sich einmal in diese Hölle hineinzuversetzen“, sagt Umann. Sie habe sich zu dem Interview entschlossen, weil sie gelesen habe, „wie ignorant einige Klima-Aktivisten den Tod von Menschen in Kauf nehmen, die sich unter Umständen selbst für Umweltschutz und andere Menschen einsetzen“. Umann bezieht sich dabei auf die Äußerung eines Aktivisten, der erklärt hatte, der Unfall ändere nichts an der Einstellung zur Wahl der Mittel beim Protest.

Anja Umanns Schwester war am Montag vergangene Woche auf der Bundesallee in Berlin von einem Betonmischer überrollt worden. Am Donnerstag erlag sie ihren schweren Verletzungen. Die Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“ stehen seit dem Unfall in der Kritik, weil laut Aussage der Berliner Feuerwehr ein Spezialfahrzeug zur Bergung verspätet eintraf, weil es in einem durch eine Blockade verursachten Stau steckengeblieben war. Die Süddeutsche Zeitung hatte allerdings am Freitag über einen Vermerk der Notärztin berichtet, wonach das Fahrzeug bei der Bergung gar nicht nötig gewesen sei

Für Anja Umann macht diese Tatsache allerdings keinen Unterschied. „Es hätte ja ebenso gut sein können, dass dieses Fahrzeug das Leben meiner Schwester hätte retten können, wie zunächst anzunehmen war“, sagt sie. Wut auf die Aktivisten empfinde sie aber nicht. „Wut gibt mir meine Schwester auch nicht zurück. Ich stehe weiterhin hinter den Aktivisten, nur ihre Methodik stelle ich manchmal infrage“, sagt sie. Anja Umann betont: „Meine Schwester und ich teilen die Ziele der Bewegung zu 100 Prozent“.