Kriminalität

Berlin: Razzia gegen junge Neonazis in mehreren Bezirken

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen insgesamt neun Verdächtige im Alter von 16 bis 23 Jahren. Sie sollen Teil von rechten Gruppierungen sein.

Die Berliner Polizei durchsucht seit Mittwochmorgen mehrere Objekte.
Die Berliner Polizei durchsucht seit Mittwochmorgen mehrere Objekte.Monika Skolimowka/dpa

Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin haben am Mittwochmorgen eine Razzia gegen mutmaßliche Neonazis in Berlin und Brandenburg durchgeführt. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Berliner Zeitung auf Anfrage sagte, wurden insgesamt zehn Objekte durchsucht.

Einsätze fanden den Angaben zufolge in Marzahn-Hellersdorf, Köpenick und Neu-Hohenschönhausen in Lichtenberg statt. In Brandenburg wurden Objekte in Wandlitz und Letschin durchsucht. Es gebe insgesamt neun männliche Tatverdächtige im Alter von 16 bis 23 Jahren, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Sie sollen Teil der rechten Gruppierungen „Jung und Stark“ beziehungsweise „Deutsche Jugend voran“ sein. Ihnen wird räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und Diebstahl mit Waffen vorgeworfen.

Neonazis sollen mehrfach Menschen überfallen haben

Konkret geht es laut Staatsanwaltschaft um drei Taten, die die Verdächtigen in unterschiedlicher Konstellation begangen haben sollen: Am Abend des 13. September dieses Jahres sollen sieben der Beschuldigten in der Mehrower Allee in Marzahn einen Mann zunächst verfolgt und umstellt haben. Aus der Gruppe heraus sollen sie dem Mann anschließend gegen den Kopf geschlagen und ihn unter Androhung weiterer körperlicher Gewalt zur Herausgabe seines T-Shirts mit einem Aufdruck mit Bezug zur linken Szene genötigt haben.

Eine Woche später, am Abend des 20. September, sollen sechs der Beschuldigten, zum Teil vermummt, an einer Bushaltestelle in der Hellersdorfer Straße im Ortsteil Hellersdorf auf einen bislang unbekannten Mann eingeschlagen, diesen zu Boden gebracht und dort auf ihn eingetreten haben. Der Mann soll in einen Bus geflüchtet und mit diesem davongefahren sein. In der Nähe des Tatorts konnte die Polizei drei Tatverdächtige vorläufig festnehmen. Mithilfe von Aufnahmen einer Kamera der BVG konnte ein Teil der Angreifer identifiziert und den beiden rechten Gruppierungen zugeordnet werden.

Außerdem steht ein Sympathisant der beiden Gruppierungen im Alter von 20 Jahren im Verdacht, im Zeitraum zwischen April und Dezember 2023 in einer Polizeiliegenschaft in Berlin einen Diebstahl mit Waffen begangen zu haben. Im Rahmen der Ermittlungen zu den Gruppierungen wurden in sozialen Medien veröffentlichte Fotos festgestellt, auf denen der Tatverdächtige mit einer augenscheinlichen Langwaffe und mit Kurzwaffen posierte. Dabei trug der Mann eine ballistische Schutzweste der Polizei Berlin. Die weiteren Ermittlungen führten zur Identifizierung des Mannes. Er war als Handwerker tätig und hatte so Zugang zu Liegenschaften der Polizei.

Im Zuge der Durchsuchungen konnte die Polizei diverse Beweismittel sicherstellen. Dazu gehörten unter anderem die mutmaßlich bei den Taten erlangte Beute, die Tatbekleidung sowie verbotene Schlagwerkzeuge, PTB-Waffen, Waffenteile und umfangreiche illegale Pyrotechnik. Insgesamt konnten sieben Tatverdächtige angetroffen und erkennungsdienstlich behandelt werden. Zudem wurden Hinweise zu einer weiteren Gewalttat erlangt. Rund 160 Kräfte der Polizei und des Staatsschutzes waren im Einsatz gewesen. Auch Spezialeinsatzkräfte waren laut Staatsanwaltschaft vor Ort.